Ein unverbindliches Ja
Reispfanne her. Ich bin verwirrt, doch aus beruflicher Erfahrung weiß ich, wer fragt, verliert. Warum soll ich auch? Ich will nicht vorbelastet in das nächste Treffen gehen, dennoch passt irgendetwas nicht ins Bild.
»Dann wäre ja alles geklärt, ich halte dich auf dem Laufenden.« Mit diesen Worten lasse ich sie allein am Tisch zurück.
Nach weiteren Patientengesprächen und einem nicht enden wollenden Arbeitstag mache ich mich gegen 19:30 Uhr auf den Weg nach Hause. Einkaufen zu gehen ist nicht nötig, ich kann mir eh nichts kochen, ich bin viel zu aufgeregt, um überhaupt ans Essen zu denken. Ich nehme mir von unterwegs einen Salat mit, der später an diesem Abend kaum angetastet im Kühlschrank landet. Stattdessen setze ich mich auf meine Couch und arbeite an meiner Einkaufsliste für den morgigen Tag. Als ich die Augen schließe und meine Fantasie den bevorstehenden Abend durchlebt, werde ich nervös und eine unruhige Nacht auf der Couch ist die Folge.
Man sagt, was man in der ersten Nacht in einem neuen Zuhause träumt, geht in Erfüllung. Ich kann nur hoffen, dass dies nicht für Träume aufgrund neuer Bekanntschaften zutrifft: Hendrik und ich sind auf einem Rummel. Er will immer und immer wieder Achterbahn fahren. Auch nachdem ich ihn mehrmals darum bitte, aussteigen und nach Hause gehen zu dürfen, findet er kein Ende. Ich habe genug und will nur noch aufhören, bis ich feststelle, dass ich angeschnallt bin und mein Gurt sich nicht öffnen lässt.
Hendrik macht keine Anstalten, mir zu helfen. Ganz im Gegenteil, er hat offensichtlich Spaß daran, mich leiden zu sehen. Das Ende vom Lied ist, dass Hendrik meinem Flehen und Bitten mitten in der Fahrt nachkommt, den Gurt löst und ich aus dem Waggon geschleudert werde. Ich stürze aus zwölf Metern in die Tiefe, und als ich am Boden aufpralle, wache ich auf.
Völlig benommen entscheide ich mich für einen Umzug in mein Bett, wo ich sofort wieder in den Schlaf finde.
Am Morgen stellt sich ein flaues Gefühl im Magen ein, als ich mir die Zähne putze. Ich sehe in den Spiegel und muss lachen. Wie wäre es, wenn ich heute ungekämmt, ohne Schminke und in Jogginghose zu Hendrik fahre? Was für eine tolle Mutprobe, denke ich, und wie zutreffend es ist, dass Kleider Leute machen.
Ich entscheide mich für eine legere Garderobe, will etwas früher Feierabend machen und mich für den Abend später noch einmal umziehen. Den Einkauf werde ich in der Mittagspause erledigen. Auf meiner Liste stehen Bananen, Zucchini, Kalbsleber, Kirschen und Chilischoten. Mal sehen, was er im Haus hat, um daraus ein interessantes Essen zu kreieren. Ich selbst bin keine außergewöhnliche Köchin, zu meinen Spezialitäten zählt die heimische Küche, wenn überhaupt.
Der Tag zieht sich in die Länge und ich bin einige Male drauf und dran, zu Beate herüberzulaufen, um sie doch noch einmal über Hendrik und ihre merkwürdigen Andeutungen zu befragen. Ich entscheide mich endgültig dagegen und werde prompt mit einem Anruf von Hendrik belohnt.
»Bleibt es bei heute Abend? Ich erwarte dich gegen 19 Uhr bei mir, oder soll ich dich abholen kommen?«
»Nein, danke, ich komme dann zu dir und bringe meinen Einkauf mit.«
Ich lege auf, mein Unterleib fängt an zu kribbeln. So viel Leidenschaft in mir zu spüren nur beim Klang seiner Stimme kommt mir fremd vor. Bislang bringt mich nur ein ausgiebiges Vorspiel in diese Stimmung.
Nein, er soll mich nicht abholen kommen. Das ganze Chaos bei mir daheim, mein verrücktes WG-Leben, die gepackten Kisten von Harry, nein, dort hat er im Moment nichts verloren. Als er mich das letzte Mal abholen wollte, hat er sich auch nicht an der Tür abfertigen lassen. Ich will erneut die Fühler in Richtung seiner Wohnung ausstrecken, bevor ich ihn zu mir einlade. Seine Wohnung einem fremden Menschen preiszugeben bedeutet immer auch einen großen Einblick in die eigene Privatsphäre. Und das will ich erst wieder zulassen, wenn ich meine Wohnverhältnisse etwas geordnet habe.
Zu Hause ist wie immer Schröders Runde dran. (Tagsüber kümmert sich die Suse um sein Wohlbefinden. Die Zwei sind ein Herz und eine Seele.) Dann nehme ich eine ausgiebige Dusche, benutze die wohlriechende Bodylotion passend zu meinem Parfum und schlüpfe in einen knielangen dunkelbraunen Rock und eine cremefarbene Bluse. Die hohen Schuhe können bei Bedarf ausgezogen werden, ohne dass dies meinem weiblichen Outfit schadet. Ich stecke die Haare hoch, lege ein Paar schlichte Ohrringe an,
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