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Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Reuter
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Winter. Ich habe meinen Kuschelwollpulli an, der in den letzten Jahren immer bis Dezember unberührt im Schrank lag.
    Der heutige Tag bringt viel Schreibarbeit mit sich, was in der Regel anstrengender ist als die Gespräche mit den Patienten. Immer wieder muss ich mich zur Ordnung rufen, weil meine Gedanken abschweifen. Als dann auch noch ein Anruf von Hendrik dazwischenkommt, lege ich meine Berichte zur Seite und fiebere sehnsüchtig dem letzten Termin entgegen. Um 15:30 Uhr ist es endlich so weit.
    Als Hendrik vorfährt, um mich von der Arbeit abzuholen, bin ich in der Psychiatrie, mitten in einem Gespräch mit Lotti. Ich sehe sein Auto in zweiter Spur, als ich gelangweilt aus dem Fenster schaue, während die Patientin über die Phantomschmerzen klagt, die sie zum Wahnsinn treiben. Desinteressiert schaue ich auf die Uhr und stelle fest, dass er viel zu früh gekommen ist. Herzlos beende ich die Sitzung, indem ich Lotti von neuen Heilmethoden erzähle, die ich in der nächsten Woche vorstellen werde. Welche dies sind, weiß ich selbst noch nicht. Bei der Verabschiedung reiche ich Lotti nicht einmal die Hand, wie ich es sonst immer tue. Ein weniger verwirrter Patient hätte sich über dieses Verhalten vielleicht gewundert. Aber es ist ja Lotti.
    Ich schließe die Tür zu meinen Behandlungsräumen hinter mir ab und eile die Treppen hinunter. Vor lauter Aufregung habe ich ganz vergessen, noch einmal in den Spiegel zu schauen. Egal. Seit dem Morgen kann ich mich nicht so viel verändert haben.
    Freudestrahlend begrüße ich Hendrik. Meeeeensch, hat der sich in Schale geschmissen. Ich sehe ihn zum ersten Mal derart rausgeputzt, sein Freizeitlook sieht anders aus, ich kenne ihn bisher nur in Jeans. Meine Herren!
    »Musst du nicht noch arbeiten?«
    »Doch, und deshalb fahren wir jetzt zum gemeinsamen Lunch mit meinem Geschäftspartner!«
    Ich bin leicht irritiert, habe ich mich doch auf einen unbeschwerten Nachmittag mit Hendrik gefreut. Andererseits nehme ich die Einladung als Kompliment an, denn welcher Mann stellt seinem Partner seine neue Freundin vor, wenn er nicht mächtig stolz auf sie ist?
    »Also gut, kann ich so bleiben?« Schließlich habe ich mich morgens in legere Klamotten geschmissen. So passe ich ja nun gar nicht an seine Seite.
    »Ja, klar könntest du, aber ich habe da was für dich.«
    Stolz fuchtelt er mit einer kleinen Tüte vor meinen Augen herum.
    »Das kleine Rote, das ich hier habe, könntest du dir im Auto überstreifen, wenn es dir gefällt.«
    Ich bin sprachlos, mit so viel neuer Fürsorge in meinem Leben habe ich nicht gerechnet. Ich fühle mich wie ein kleines Mädchen, das den Weihnachtsmann, der ihr die Wünsche von den Augen abzulesen scheint, persönlich treffen darf. Natürlich wird mir das rote Kleid gefallen, das Hendrik für mich ausgesucht hat. Dass dieser Mann Geschmack beweist, ist doch klar. Genau diese Gesten sind es, die ich in der Vergangenheit so sehr vermisst habe und warum ich Pretty Woman schon achtmal gesehen habe. Harry hätte niemals sein Geld in so sündhaft teure Kleider investiert.
    Ich schwelge in meinen Träumen: Roter Mini, rot gekleidete Frau neben ihrem Traummann im schwarzen Maßanzug.
    Ach und überhaupt, Hendrik ist soooooo aufmerksam, denn er hat sich nicht in der Größe vergriffen, und dazu spendabel, denn so weit ich das auf einen Blick erkennen kann, handelt es sich hier um einen Fummel aus einer Edelboutique. Ja, er ist endlos romantisch! Wie sonst könnte man diese Geste der Herzlichkeit deuten?
    Ich hätte so etwas bei ihm nie vermutet, es passt überhaupt nicht ins Bild. Ob er einen Zwillingsbruder hat? Hendrik ist sehr facettenreich. Mal wirkt er ruhig, gelassen, eher zurückhaltend und an anderen Tagen zieht er mich wieder mit seiner euphorisch frischen Art in den Bann. Er versprüht in diesen Situationen förmlich Funken der Begeisterung, ist voll von Energie und hat großartige Pläne.
    Ich will Hendrik gerade um den Hals fallen, als dieser zu mir herüberblickt: »Zieh das Kleid bitte über, ich will sehen, wie es dir passt.«
    Ja, ja, sehen, wie es mir passt … so ein Schlingel … aber sein Lächeln ist einzigartig. Also entledige ich mich tatsächlich meiner Klamotten und streife mir das neue rote Minikleid über. In einem unbeobachteten Moment rücke ich meine Brüste unter dem Stretchstoff zurecht. Der Mini als Umkleide, nun gut.
    »Oh, der Herr war bei Gucci«, bringe ich stotternd hervor.
    Hendrik stutzt. »Bei Gucci? Nein, wie kommst du

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