Ein unverschämt attraktiver Milliadär
würde nie wieder fröhlich lachen. Am liebsten hätte Connor sich seinen Schmerz von der Seele geweint.
Aber erwachsene Männer weinten nicht.
Und sie hatten keine Zeit zu trauern. Er eilte zu seinem Maserati hinüber.
Doch dann saß er eine ganze Weile reglos hinter dem Lenkrad und starrte durch die Windschutzscheibe.
Er sollte Victoria anrufen. Dieser Gedanke kam ihm aus heiterem Himmel. Er seufzte. Wozu zum Teufel? Es würde sie nur noch mehr aufregen.
Er fuhr los. Nicht weit von der Autobahnausfahrt in die Stadt fielen ihm wenig später erneut die schrecklichen Bremsspuren und die weißen Markierungen ins Auge, die die Polizei auf den Asphalt gezeichnet hatte.
Aus einem Impuls heraus fuhr Connor an die Seite und stieg aus. Der Seitenstreifen war von Glassplittern übersät, und die tiefen Furchen, die Michaels Reifen im Gras hinterlassen hatten, waren deutlich zu sehen.
Er wurde von tiefer Trauer erfasst, und gleich darauf fühlte er sich in seiner Verlassenheit wie gelähmt.
Selbst nach dem Fiasko mit seiner Exfreundin und seinem Geschäftspartner war er in der Lage gewesen zu handeln. Er hatte Dana nicht einmal vermisst – dazu war er viel zu beschäftigt gewesen. Hatte wie ein Besessener am Aufbau von Phoenix Corporation gearbeitet. Hatte Squash mit Michael gespielt. Hatte sich mit einer Reihe Frauen verabredet. Und die ganze Zeit hatte Michael ihn mit seinem stillen Lächeln beobachtet und ihm Ratschläge gegeben, die er, Connor, nicht befolgt hatte.
Und nun würde er Michael nie wiedersehen.
Selbst mit Victoria zu streiten musste besser sein als diese schreckliche Leere. Dann erinnerte er sich an ihren Gesichtsausdruck von gestern. Suzys Tod hatte sie am Boden zerstört. Wieder drängte es ihn, Victoria anzurufen.
Michael …
Er blinzelte heftig und schluckte, wütend auf das verdächtige Brennen in seinen Augen. Er war nicht gewohnt, sich hilflos zu fühlen. Das wenige, was er noch für Michael tun konnte, war so endgültig – so sinnlos. Das Begräbnis ausrichten. Den Sarg tragen. Sein Testament vollstrecken. Sicherstellen, dass Dylan behütet aufwuchs.
Ein Auto raste vorbei, der Fahrer hupte und riss Connor aus seiner Trance.
Dylan.
Connor fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Michael hatte Dylan geliebt. Und er liebte den Kleinen auch.
Dylan war ohne Zweifel etwas Besonderes. Selten war ein Baby so sehr geliebt worden, und so hätte es immer bleiben sollen.
Als Michael ihm kurz nach der Hochzeit gestanden hatte, durch eine Mumpsinfektion als junger Mann unfruchtbar geworden zu sein, hatte Connor sich bereit geklärt, Sperma zu spenden, damit die Masons die Chance auf ein Baby bekamen. Es war keine schwere Entscheidung gewesen. Suzy und Michael waren die geborenen Eltern. Doch sie hatten sich gesorgt, wie ihr Kind eines Tages reagieren würde, wenn es erfuhr, das Connor sein biologischer Vater war.
Michael und Suzy hatten die wahre Vaterschaft geheim halten wollen – und Connor war einverstanden gewesen. Das Baby hatte immer ihres sein sollen. Nicht seins.
Aber jetzt waren Michael und Suzy tot.
Trotzdem würde er sein den Masons gegebenes Wort nicht brechen. Zumindest nicht, ehe Dylan alt genug war, um zu verstehen, warum er vom Freund seines Vaters gezeugt worden war.
Die Lethargie, die ihn fast den ganzen Tag gelähmt hatte, begann sich zu verflüchtigen. Connor kehrte zu seinem Maserati zurück.
Wenigstens hatte er etwas zu tun. Er hatte eine Aufgabe. Er würde Dylan so erziehen, dass ihm bewusst wurde, was für ein wunderbarer Mensch Michael war. Und eines Tages würde er Dylan erklären, wie sehr seine Eltern ihn geliebt hatten – und wie sehr gewollt. Das wäre der Zeitpunkt, Dylan – und der Welt – die Wahrheit zu sagen.
Victoria griff nach dem klingenden Telefon, und Dylan, der langsam schläfrig wurde, riss die Augen auf. Er saugte erneut begierig an dem Fläschchen, das sie ihm gerade gab.
Sie meldete sich.
„Ich werde in knapp einer Stunde bei Ihnen sein.“
Ihr Herz fing an zu klopfen. „Wer spricht bitte?“
„Bitte keine Spielchen, Victoria“, murmelte Connor. „Ich hatte einen schrecklichen Tag.“
Sie schwieg. Auch ihr Tag war ziemlich schlimm gewesen. Gleich am Morgen hatte sie Bridget Edge angerufen, ihre Geschäftsführerin, um ihr zu sagen, dass sie nicht ins Büro kommen, sondern wegen des Todes ihrer besten Freundin Urlaub nehmen würde. Nach kurzem Schweigen hatte Bridget ihr Beileid ausgesprochen und dann gefragt, wann Victoria wieder
Weitere Kostenlose Bücher