Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
Vom Netzwerk:
verführen. Das war ein Fehler. Ich hätte mir die Schwäche eines kranken Mannes nicht derart zunutze machen dürfen, aber leider bin ich keine von übermäßigen Skrupeln geplagte Frau.“ Sie stand auf. „Und nun wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir auch noch mit meinem Korsett und meinem Kleid behilflich sein könnten.“
    Der dunkle Blick seiner bernsteinbraunen Augen ruhte einen Moment auf ihr, der ihr wie eine Ewigkeit scheinen wollte. Dann tat er, worum sie ihn gebeten hatte.
    Mit beunruhigender Fingerfertigkeit schnürte er ihr Korsett.
    Sie kam nicht umhin, sich zu fragen, wie viele Frauen - abgesehen von den sieben oder acht, von denen sie wusste - er bereits ausgekleidet und angekleidet hatte. Der Gedanke versetzte ihr einen Stich, der überraschend schmerzlich war, und sie wollte nicht hoffen, dass sie auf einmal Gefühle der Eifersucht empfand.
    Wenig später hatte er ihr auch schon in ihr Kleid geholfen, alle Bänder verschnürt und alle Knöpfe geschlossen. Ihre Frisur bedurfte mehr der Zeit und Mühe, weil die Haarnadeln überall verstreut lagen. Doch ihr kam es dennoch vor, als wäre es viel zu geschwind vorüber.
    Nun blieb ihr keine Ausrede mehr, ihren Abschied hinauszuzögern, und so machte sie sich auf den Weg zum Fenster.
    Er griff jedoch nach ihrem Arm und hielt sie zurück.
    „Mirabel, außer dem Kanal gilt es noch andere Dinge zu berücksichtigen“, begann er. „Wenn Ihr Ruf meinetwegen auch nur den geringsten Schaden genommen haben sollte ...“
    „Sie machen sich zu viele Sorgen“, beruhigte sie ihn, wenngleich dieser Gedanke ihr selbst große Unruhe bereitete. Ihr Einfluss in der Dorfgemeinde hing von dem Respekt ab, den ihre Nachbarn ihr entgegenbrachten und um den es geschehen wäre, sobald auch nur eine Andeutung ihres heutigen Abenteuers bekannt würde. Nichtsdestotrotz fuhr sie gelassen fort: „Wir leben hier nicht in der Londoner Welt der Reichen und Schönen, die von einem kleinen Hofstaat kapriziöser Matronen regiert wird. Meine Nachbarn sind nicht kleinlich. Ich müsste schon ein Kapitalverbrechen begehen, bevor sie mir die kalte Schulter zeigen würden. Einer Liaison mit Ihnen verdächtigt zu werden könnte meinem gesellschaftlichen Ansehen sogar zuträglich sein, da es mich auf einmal doch viel interessanter und raffinierter erscheinen lässt.“
    Seine Miene war wie versteinert. Er stand reglos, ließ ihren Arm nicht los und sah sie mit unergründlich dunklen Augen an.
    „Dem wird allerdings nur dann so sein, wenn sie Verdacht schöpfen“, fuhr sie fort. „Was jedoch recht unwahrscheinlich ist - es sei denn, Sie halten mich so lange auf, dass ich zu spät nach Hause komme.“
    „Aber falls doch, so würde ich davon erfahren“, meinte er. „Und ich werde tun, was sich gehört.“
    Mirabel zweifelte keineswegs daran, dass er es versuchen würde. Wahrscheinlich war er schon in einer glänzenden Ritterrüstung geboren worden. Und es sah den Unwägbarkeiten des Schicksals ähnlich, dass es ihr ausgerechnet Sir Galahad schicken musste, der nun - gar nicht jedoch wie ein Ritter, sondern ganz in Manier eines bösen Drachens - alles zerstören würde, was ihr am Herzen lag.
    Sie bemühte sich um ein fröhliches Lächeln. „Wenn meinen Nachbarn der Verdacht kommen sollte, dass ich mich unziemlich benommen habe, wird es ihnen ein Vergnügen sein, meine Leibesmitte auf die ersten Anzeichen zunehmender Fülligkeit zu beobachten“, meinte sie leichthin. „Sollte sich schließlich heraussteilen, dass Lord Hargates heldenhafter Sohn mir keinen Bastard beschert hat, werden sie sich wieder interessanteren Dingen zuwenden. Sorleys Schwein wird Mrs. Ridlers Kapuzinerkresse fressen. Einer von des Pfarrers preisgekrönten Kürbissen verschwindet unter rätselhaften Umständen in der Nacht vor dem Erntefest. Und Mrs. Earnshaws Haushälterin sieht ein Gespenst in der Vorratskammer.“
    Sie hob die Hand ihres freien Armes und streichelte seine Wange. „Ich muss jetzt gehen.“
    Er ließ sie los und wandte sich ab.
    Mirabel eilte zum Fenster und kletterte hinaus.
    Sie gestattete sich keinen einzigen Blick zurück.
    Sie würde den Rest ihres Lebens Zeit genug haben zurückzuschauen.

13. KAPITEL
    Wenngleich es meist vergebens war, vor seinem Kammerdiener ein Geheimnis zu wahren, so versuchte Alistair es dennoch. Er zog sich rasch an, suchte sich eine Kleiderbürste und begann, die Fußabdrücke auf der Tagesdecke zu entfernen.
    Als er Crewe hereinkommen hörte, seufzte er und

Weitere Kostenlose Bücher