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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Unmögliche zu versuchen: ein vernünftiges Gespräch zu führen.
    Sie begrüßte den Captain, und nachdem sie sich für die Störung entschuldigt hatte, sagte sie: „Papa, du müsstest bitte diese beiden Briefe unterschreiben.“
    „Ja, meine Liebe, gleich.“
    Was ihren Vater anbelangte, so konnte „gleich“ bei ihm durchaus auch „Tage später“ und meist gar „eine Ewigkeit später“ bedeuten.
    „Es duldet leider keinen Aufschub, Papa“, meinte Mirabel daher. „Wir dürfen keine Minute verlieren. Diese Schreiben müssen sogleich per Express verschickt werden.“
    Ihr Vater wandte sich von seiner Pflanze ab und seiner Tochter zu und sah sie verdutzt blinzelnd an. „Du lieber Himmel! Was ist denn geschehen?“
    „Du musst dir keine Sorgen machen“, beruhigte sie ihn. „Ich habe mich bereits um alles gekümmert. Aber du musst die Briefe bitte unterschreiben. Es schickt sich nicht, wenn ich es selbst tue.“
    Da er beständig Aufzeichnungen über seine Sammlung pflanzlicher Materie machte, waren Feder und Tinte griffbereit. Allerdings ließ ihr Vater nicht, wie sonst üblich, nur einmal kurz seinen Blick zerstreut über das Geschriebene schweifen, bevor er es Unterzeichnete. Diesmal las er es.
    Nachdem er sich alles durchgelesen hatte, nahm er nicht sogleich die Feder zur Hand, sondern sah seine Tochter auf beinah dieselbe Weise an, auf die er soeben seine kümmerliche neue Pflanze betrachtet hatte.
    Mirabel sagte sich, dass niemand - und ganz gewiss nicht Sylvester Oldridge - ihr vom Gesicht ablesen könne, dass sie noch vor wenigen Stunden nackt in den Armen von Lord Hargates drittem Sohn gelegen hatte. Und genauso wenig würde Papa aus ihrer Miene schließen können, auf welch unziemlich schamlose und leichtfertige Weise sie sich in diese Lage gebracht hatte.
    „Ich denke nicht...“, setzte er an.
    Doch er konnte seinen Gedanken nicht vollenden, weil just in diesem Moment Captain Hughes’ Hausdiener Dobbs rotbackig und schnaufend in das Gewächshaus gerannt kam.
    „Bitte um Entschuldigung, Sir ... Sirs ... Miss ... aber Mr. Nancarrow sagte, ich soll geradewegs zum Captain laufen, weil es nicht warten kann und ...“
    „Dann sagen Sie es schon“, unterbrach ihn der Captain. „Was ist passiert?“
    „Es ist wegen Mr. Carsington, Sir. Er ist weggelaufen.“
    „Ah ... na dann“, meinte Papa. Er trat ein paar Schritte beiseite und unterschrieb die Briefe.
    Mirabel hingegen sah den Diener völlig fassungslos an. „Hat Ihr Verstand Sie im Stich gelassen?“, fragte auch der Captain seinen Diener Dobbs. „Der Mann ist viel zu krank, um davonzulaufen. Viel wahrscheinlicher ist, dass er sich auf seinem Spaziergang verlaufen hat oder vor Erschöpfung zusammengebrochen ist.“
    „Sieht nicht so aus, Sir. Crewe ist auch verschwunden, und sie haben ihre Pferde mitgenommen.“
    „Und niemand hat etwas unternommen, sie davon abzuhalten? Ist Nancarrow außer Gefecht gesetzt worden? Warum hat er nicht umgehend nach mir geschickt, sobald er davon erfahren hat?“
    „Hat er ja, Sir. Er hat es aber selbst eben erst herausgefunden. Hat die Neuigkeiten aus den Stallungen gehört. Erst dachten wir, die machen sich nur einen Spaß mit uns, die Stallburschen. Aber dann ist Nancarrow hochgegangen in Mr. Carsingtons Zimmer, und da waren all seine Sachen fortgeräumt, und das Fenster war offen.“
    „Das Fenster? Wollen Sie mir vielleicht weismachen, dass unser Mann an zusammengeknoteten Bettlaken aus dem Fenster geklettert sei?“
    „Nein, Sir. Mr. Vince hat heute Morgen die Leiter geholt, weil er nach den Regentraufen schauen wollte, und dann muss er sie da vergessen haben, denn sie stand immer noch da, Sir, gleich neben Mr. Carsingtons Fenster.“
    Das zweite Expressschreiben aus Oldridge Hall wurde am Samstag noch vor dem ersten Hahnenschrei zugestellt und schreckte Lord Gordmor aus seinem frühmorgendlichen Tiefschlaf.
    Mit zitternden Fingern riss er den Brief auf. Nachdem er ihn gelesen hatte, fluchte er heftig.
    Er stand auf. Weiterzuschlafen kam gar nicht infrage. Eine Weile ging er in seinem Schlafgemach auf und ab, dann rief er seinen Kammerdiener herbei und wies ihn an zu packen.
    Es war noch sehr früh und keineswegs die Zeit, da der Kammerdiener es gewohnt war aufzustehen. Und so blinzelte er einige Male, um sich zu vergewissern, dass es auch wirklich sein Herr war, den er zu so unsäglicher Stunde hellwach vor sich sah und der noch dazu Reiseabsichten bekundete.
    Er sagte jedoch nur: „Jawohl,

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