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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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seiner Mutter.
    „Du musst doch gewusst haben, dass sie miteinander verwandt sind“, entgegnete Gordy verwundert. „Lady Hargate dürfte dich auf diese Verbindung hingewiesen haben, als du ihr sagtest, wohin deine Reise gehen würde.“
    „Nein.“ Alistair ging strammen Schrittes weiter in Richtung Wilkerson’s Hotel und war sich sehr wohl der fragenden Blicke bewusst, die Gordy ihm unterdessen zuwarf.
    „Das ist höchst befremdlich“, befand Gordy schließlich.
    „Keineswegs“, erwiderte Alistair. „Als ich vor meiner Abreise meine Mutter aufsuchte, war ich so voller Begeisterung für unseren brillanten Plan und die Wunder moderner Technik, die wir einem entlegenen Außenposten der Zivilisation bringen würden, dass es ihr gar nicht gelungen ist, meinen Redefluss zu unterbrechen.“
    „Wieder mal große Reden geschwungen, was?“ Gordy lächelte. „Nun denn, ich bezweifle, ob es einen Unterschied gemacht hätte, hättest du zuvor davon gewusst. Miss Oldridge hat zweckdienliche Freunde - wohl wahr. Aber die haben wir schließlich auch. Zudem sprechen alle praktischen Gegebenheiten und Notwendigkeiten für uns, wie du ja eben erst so beredt der versammelten Menge erklärt hast.“
    Alistair hatte seinen Zuhörern vergegenwärtigt, dass es ein kurzer Kanal würde, der sich durch einen nur dünn besiedelten Teil Derbyshires erstrecke. In eher flachem Gelände gelegen, bedürfte es zudem keiner Aquädukte, Tunnel oder aufwendig gestufter Schleusenanlagen. Das kürzlich erlassene Gesetz zur Beschäftigung der Armen von 1817 gewährte außerdem Regierungszuschüsse für Vorhaben, bei denen die Armen Beschäftigung fanden. Somit könne sich die Summe senken lassen, die die Investoren für den Kanalbau würden aufbringen müssen.
    Alistair wusste, dass der Plan gut durchdacht war. Die zahlreichen Politiker, mit denen er und Gordy sich beraten hatten, waren einhellig der Ansicht gewesen, dass ein so unkompliziertes und kostengünstiges Vorhaben von der ersten Einberufung des Kanalkomitees bis zur Unterschrift des Prinzregenten kaum länger als zwei Monate beanspruchen dürfe.
    Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten er und Gordy sich auch gar nicht darauf einlassen können. Sie selbst verfügten weder über die finanziellen Mittel für aufwendige Bauvorhaben, noch konnten sie - in Anbetracht der angespannten wirtschaftlichen Lage seit Kriegsende - darauf hoffen, die fehlenden Mittel durch Spenden aufzubringen. Und die schlechten Ernten des letzten Jahres verbesserten die allgemeine Lage natürlich keineswegs.
    Zunächst einmal war es von Beginn an kein schlechter Plan gewesen. Hinzu kam, dass Alistair dem ursprünglichen Kanalverlauf fünf Meilen hinzugefügt hatte - nur um der Dame seines Herzens entgegenzukommen!
    Doch noch immer war sie nicht zufrieden.
    „Momentan bereitet mir dein Wohlergehen mehr Sorgen als der Kanal“, bekannte Gordy. „Gib auf dein Herz acht, Car. Ich möchte deine Liebste keineswegs verleumden, aber du sollst zumindest gewarnt sein: Henrietta hat mir erzählt, dass besagte Dame vor einigen Jahren einen Verehrer brüskiert und London über Nacht verlassen hat.“
    „Darüber weiß ich Bescheid“, erwiderte Alistair. „Besser wahrscheinlich als Lady Wallantree, wie ich einmal vermute. Es handelte sich damals um eine recht schwierige Lebenslage. Und davon abgesehen, wäre es mir ganz gleich, wenn Miss Oldridge ein Dutzend Verehrer brüskiert hätte. Das alles gehört der Vergangenheit an, und die meine ist wahrlich auch nicht rühmlich.“
    Niemals würde er glauben, dass die Frau, die er liebte, kaltherzig und grausam sein konnte. Wenn sie überhaupt einen Fehler hatte, so den, dass ihr Wesen allenfalls zu offen, zu freimütig und zu mitfühlend war. Die kühle Sachlichkeit, die sie so oft an den Tag legte, war nur eine Fassade, hinter der sie ihre wahren Gefühle verbarg. Alistair konnte das Bedürfnis, sich vor Verletzungen zu schützen, bestens verstehen. Und dennoch verstand er nicht, was Mirabel gegenwärtig umtrieb.
    Zudem war er über sich selbst verärgert. All seinen Bemühungen zum Trotz, musste er ihre Erwartungen enttäuscht haben.
    „Car.“
    Die Stimme seines Freundes holte Alistair in die Gegenwart zurück, zu der augenblicklich anstehenden Krise. „Ihre Vergangenheit ist nicht von Bedeutung“, wiederholte er nachdrücklich. „Der Kanal ist alles, was jetzt zählt. Zu gern wüsste ich daher, was ihr nun wieder Bedenken bereitet, denn ich war mir sicher, dass mein

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