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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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neuer Plan all ihre persönlichen Einwände ausräumen würde. Mir wäre es lieber, das zu klären, bevor wir uns dem parlamentarischen Ausschuss stellen.“
    Er war mittlerweile daran gewöhnt, dass Unheilvolles sich aus der Dunkelheit heraus auf ihn stürzte, und nahm auch die metaphorischen Schläge vor den Kopf gelassen hin. An sich fand er derlei unverhoffte Herausforderungen sogar anregend.
    Das bedeutete jedoch keineswegs, dass er sich im Parlament hinterrücks anfallen lassen wollte. Der bloße Gedanke daran, vor den Kollegen und Bewunderern seines Vaters auch nur einen einzigen Moment lang unvorbereitet und sprachlos dazustehen, ließ ihm schaudernd das Blut in den Adern gerinnen.
    „Sehr weise, das vorab zu klären“, befand auch Gordy. Sie hatten den Eingang von Wilkerson’s Hotel erreicht, und er senkte die Stimme. „Fahr du schon einmal vor und versuche, von der Dame zu erfahren, was du nur irgend erfahren kannst. Ich werde mich hier um alles kümmern und dann so bald wie möglich nachkommen.“
    Eine Stunde später stand Jackson inmitten einer der Waldungen von Longledge Hill und blickte bestürzt auf die reglose Gestalt hinab, die lang vor ihm ausgestreckt auf dem weich bemoosten Boden lag.
    „Was haben Sie getan?“, verlangte er von Caleb Finch zu wissen. „Habe ich Ihnen denn nicht ausdrücklich gesagt, was Seine Lordschaft wünscht?“
    „Dem geht’s gut“, versicherte Finch. „Ich hab’ ihm nur ein wenig Medizin gegeben.“
    „Was für eine Medizin?“
    „Ein bisschen Godfrey’s Cordial. Hab’ ihm erzählt, dass es der gute Holunderbeerlikör meines lieben alten Tantchens ist.“ Hauptbestandteil von Godfrey’s Cordial war indes Opium. Jackson kam vorsichtig näher. Der alte Herr schien in der Tat friedlich zu schlummern. Seine Träume mussten friedlicher Natur sein, denn er lächelte. Er hatte ein sehr freundliches Lächeln, dieser Mr. Oldridge. Wahrscheinlich ein ganz harmloser Bursche. Jackson wollte es daher gar nicht gefallen, ihn so auf dem kalten Boden hingestreckt zu sehen. Es gefiel ihm auch nicht, dass Finch nicht auf Anweisungen gewartet hatte, und das sagte er diesem auch.
    „Und wenn ich gewartet hätte, wie Sie sagen, bis morgen oder den Tag darauf“, entgegnete Finch, „was denken Sie wohl, wie da meine Chancen gewesen wären, dass ich ihn noch mal überreden könnte, mit mir wegzugehen? Selbst jetzt war er ganz versessen darauf, zurück zur Versammlung zu laufen, obwohl ich ihm gesagt hab’, dass es fast Mittag ist und das Treffen längst vorbei wär’, bis er da ist. Außerdem will Seine Lordschaft ihn doch aus dem Weg haben, oder etwa nicht? Na bitte - das haben wir gleich geschafft. Wir packen ihn einfach auf einen Karren und bringen ihn weg.“
    „Wir haben keinen Karren“, wandte Jackson ein.
    „Doch, haben wir“, erwiderte Finch. „Ich hab’ einen beim Bergwerk geborgt. Und auch ein Pferd für den Karren. Steht alles da hinten den Weg entlang.“ Er deutete mit einer kurzen Kopfbewegung in Richtung eines alten, überwucherten Packpferdpfades. „Hab’ ich Ihnen nicht gleich gesagt, dass Miss O. hundert Tricks auf Lager hat? Und hatte ich recht? Aber Sie lassen sie nach London entkommen, zu all den Lords und Ladys, mit denen sie verwandt ist, und da wird sie dann Kleinvieh aus Ihnen machen. Ich wusste gleich, wie es laufen würde, und war auf alles vorbereitet. Aber nein, ich erwarte keinen Dank, kein bisschen - nicht dafür, dass ich meine Pflicht getan habe.“
    Es mochte sich gut treffen, dass er keinen Dank erwartete, denn Jackson war wenig geneigt, ihm solchen zu zollen. Man hatte sich an die Anweisungen derer zu halten, die einem übergeordnet waren! Man durfte nicht unbedacht zur Tat schreiten und tun, was immer einem gerade in den Sinn kam!
    Aber Finch war bereits zur Tat geschritten, und nun konnten sie Mr. Oldridge nicht einfach wieder freilassen.
    „Alles nach Plan - so wie Seine Lordschaft es gewünscht hat“, verkündete Finch. „Wird hervorragend funktionieren. Miss Oldridge wird aus London herbeieilen, sobald sie erfährt, dass ihr Papa verschwunden ist. Während sie hier nach ihm sucht, kriegt unser Herr sein Kanalgesetz kurz und schmerzlos durchs Parlament. Bis dahin haben wir Mr. O. längst sicher und wohlbehalten oben in Northumberland. Sobald Lord Gordmor all seine Papiere unterzeichnet bekommen hat, schicken wir den alten Herrn hier wieder nach Hause. Stellen Sie sich nur mal vor, wie die sich auf Oldridge Hall freuen werden,

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