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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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wenn er dann wie von den Toten zurückkehrt. Wie Lazarus!“
    „Dann sollten Sie besser darauf achtgeben, dass er in dem Zustand zurückkehrt, in dem er aufgebrochen ist“, warnte ihn Jackson. „Seine Lordschaft hat mich verschiedentlich ermahnt, dass dem alten Herrn in keiner Weise Leid geschehen dürfe. Ich rate Ihnen, Ihre Likörchen vorsichtig zu handhaben, Finch. Wenn Sie ihm zu viel davon geben und er sterben sollte, werde ich dafür Sorge tragen, dass Sie an den Galgen kommen.“

17. KAPITEL
    Wenngleich sie Damen waren und ihr Fortkommen somit erschwert wurde durch zahlreiches Gepäck, Dienstboten und berittenes Geleit, die für eine so lange Reise als unabdingbar erachtet wurden, hatten Mirabel und Mrs. Entwhistle bereits sechzig Meilen zurückgelegt, als sie zur Nacht bei einem Gasthaus in Market Longborough haltmachten.
    Nach einem durchaus schmackhaften Abendessen, mit dem Mirabel jedoch nur herumgespielt hatte, zogen sie sich in die benachbarte Wohnstube zurück, wo sie auf den Tee warteten.
    Als das Dienstmädchen mit dem Tablett hereinkam, teilte es den Damen mit, dass ein Mr. Carsington sie zu sprechen wünsche.
    „Du lieber Himmel! Er hat wahrlich keine Zeit verloren“, bemerkte Mrs. Entwhistle.
    Mirabel sagte nichts, saß lediglich aufrechter als zuvor, derweil ihr Herz lautstarke Leibesübungen in ihrer Brust vollführte.
    „Bitte führen Sie ihn doch herein“, wies Mrs. Entwhistle das Dienstmädchen an.
    Als er kurz darauf eintrat, stand ihm die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben, und seine Augen schimmerten dunkel. Ansonsten machte er jedoch wie gewöhnlich einen tadellosen Eindruck: jedes Haar sorgfältigst gelegt, damit es romantisch windverweht wirkte, jede Falte seiner Halsbinde ein vollendeter Wurf, und weit und breit kein Knittern und kein Fussel in Sicht.
    Mirabel wurde von dem wilden Bedürfnis überkommen, sich auf ihn zu stürzen und ihn ordentlich zu zerzausen. Doch sie ermahnte sich, dass es fatal wäre, sich erweichen zu lassen. Er würde sie um den kleinen Finger wickeln. Und deshalb musste sie vorgeben, seine unerbittlichste Widersacherin zu sein. Ansonsten wäre sie verloren, und alles, was sie während der letzten zehn Jahre erreicht hatte, würde umsonst gewesen sein.
    Sie erwiderte seine Verbeugung und Begrüßung mit einem kühlen Kopfnicken und hielt ihre Hände im Schoß gefaltet.
    Dann lud sie ihn ein, ihnen beim Tee Gesellschaft zu leisten.
    „Ich bin nicht wegen des Tees gekommen“, brummelte er. Er warf seinen Hut beiseite und kam auf Mirabel zu. „Um Ihnen einen Gefallen zu tun, habe ich die Kanalstrecke um fünf Meilen verlängert - obwohl das meinem Geschäftspartner Lord Gordmor gar nicht behagt und die Kosten in die Höhe treibt. Nun bin ich gekommen, um herauszufinden, warum Sie noch immer so gänzlich unverständig sind.“
    „Dieselbe Frage könnte ich Ihnen stellen“, erwiderte sie. „Ich verstehe einfach nicht, weshalb Sie und Lord Gordmor so beharrlich an Ihrem Vorhaben festhalten, wo ich Ihnen doch versprochen habe, alles mir Mögliche zu tun, Ihre Pläne zu vereiteln.“
    „Wenn ich Ihnen nichts mehr bedeute, sollten Sie es besser offen sagen“, meinte er. „Es wäre zwar höchst unredlich, derart mit meinen Gefühlen zu spielen, aber ..."
    „Glauben Sie ernstlich, ich würde mit den Gefühlen eines Mannes spielen, dessen Liebesaffären legendär sind?“, entgegnete sie. „Reden Sie doch keinen Unsinn.“
    „In diesem Fall sind meine Gefühle aber nicht von Belang“, fuhr er fort, als hätte er sie gar nicht gehört. „Es steht Ihnen frei, mein Herz zu brechen - wenn das Ihr Wunsch ist. Aber Sie müssen es auf andere Weise tun, denn Sie ahnen nicht einmal, wie viel Schaden Sie mit Ihrem Verhalten anderen zufügen.“
    „Ihr Herz zu brechen?“ Alles in ihr erstarrte. Nicht einmal William hatte sie je beschuldigt, mit seinen Gefühlen zu spielen, wenngleich niemand sonst Zweifel daran zu haben schien, dass sie genau das tat. Nachdem sie mit ihm gebrochen hatte, war die Hälfte ihrer Bekannten ihr gegenüber auf kühle Distanz gegangen, und jene, die ihr nicht die kalte Schulter zeigten, hielten sich nur deshalb zurück, weil sie ihr gern persönlich zutragen wollten, was die anderen hinter ihrem Rücken tuschelten.
    Die Leute meinten, sie habe ihren Verlobten verschmäht und brüskiert. Sie habe William Poynton schamlos ausgenutzt. Derlei Briefe verfolgten sie bis nach Oldridge Hall. Leute, die ihn in Venedig gesehen haben wollten,

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