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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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behaupteten, er sieche langsam dahin, werde von enttäuschten Hoffnungen dahingerafft. Man erzählte sich, er bringe kaum die Kraft auf, auch nur einen Pinsel zur Hand zu nehmen ... sei zusammengebrochen, nachdem er die Wandfresken beendet habe ... sei nach Ägypten gereist, würde die Reise aber sicher nicht überstehen ... hatte sich geschworen, niemals nach England zurückzukehren.
    Alles ihre Schuld.
    Einen Augenblick lang umfingen sie all jene Erinnerungen aus den ersten beiden trübsinnigen Jahren, nachdem sie William aufgegeben hatte, und sie verspürte die ihr wohlvertraute Verzweiflung darüber, dass ihr Leben nie wieder in Ordnung kommen würde.
    Sie wäre am liebsten zu Boden gesunken und hätte geweint.
    Und der Wunsch, aufzugeben und zu weinen, ließ sie wütend werden - auf diesen Mann, der sie so schwach werden ließ, und auf sich selbst, weil sie sich von ihm erst in einen solchen Zustand versetzen ließ.
    Als sie sich aus ihrem Sessel erhob, bebte sie vor ehrlicher Entrüstung. „Sie glauben, ich hätte mit Ihnen gespielt? So denken Sie demnach von mir!“
    „Das wollte ich damit nicht sagen. Es ist vielmehr, was Sie von mir denken ...“
    „Ich hätte wissen müssen, dass mein entschlossenes Verhalten mir Ihrer Achtung abträglich wäre“, meinte sie. „Doch es übertrifft noch meine schlimmsten Erwartungen, dass Sie mir meine Fehler nun derart Vorhalten.“
    „Meine Achtung? Ich bin keineswegs ...“
    „Sie glauben, ich würde nur deshalb gegen Ihren Kanal ankämpfen, weil ich Sie quälen wollte? Denken Sie denn ernstlich, dass ich so geistlos und unwürdig bin?“
    „Natürlich nicht. Warum müssen Sie den Sinn meiner Worte verdrehen, bis ich selbst kaum mehr weiß, was ich meinte?“
    Mirabel schaute Mrs. Entwhistle fragend an. „Habe ich etwas falsch verstanden? Wie würden Sie seine Worte denn deuten?“
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung“, erwiderte Mrs. Entwhistle und legte sich seelenruhig ein Stück Kuchen auf ihren Teller. „Aber es war ein langer Tag, und ich bin wohl zu müde, um derlei verworrene Angelegenheiten deuten zu können. Wenn ihr jedoch unbedingt miteinander streiten müsst, Mirabel, so möchte ich dich bitten, eure Meinungsverschiedenheit nach nebenan in das Speisezimmer zu verlegen, damit ich hier in Frieden meinen Tee trinken kann.“
    Mrs. Entwhistle hätte ebenso gut ein Möbelstück sein können - Alistair hatte sie bislang gar nicht bemerkt. Als er in das Wohnzimmer gekommen war, hatte er nur Augen für Mirabel gehabt. Er hatte auch nicht darauf geachtet, ob das Dienstmädchen noch in der Nähe war, doch vermutete er, dass sich mittlerweile wohl eine ganze Schar von ihnen auf der Treppe tummelte und lauschte.
    Typisch, dachte er voll Bitterkeit. Da war er nun neunundzwanzig Jahre alt und beherrschte noch immer nicht die Kunst der Diskretion.
    Äußerst ungehalten über sich selbst, folgte er Mirabel nach nebenan und schloss die Tür hinter sich. Sie steuerte geradewegs auf die hinterste Ecke des Zimmers zu und blieb neben einer gepolsterten Sitzbank bei den Fenstern stehen, die auf die Straße hinausblickten. Es schien, als könne sie sich gar nicht weit genug von ihm entfernen.
    Alistair konnte es ihr kaum verdenken. Er mochte selbst nicht glauben, wie verletzend und unbeholfen er soeben zu ihr gesprochen hatte. Bei der Versammlung war er doch viel beredter gewesen ... Warum nur musste sein Verstand stets auf Erbsengröße zusammenschrumpfen, sobald er sich in ihrer Gesellschaft befand?
    „Es war nicht meine Absicht ...“, begann er. Doch selbst jetzt gelang es ihm noch immer nicht, einen vernünftigen Satz zusammenzubringen. Er wollte gar nicht reden. Er wollte sie in seinen Armen halten, um Verzeihung bitten, ihre Wärme spüren und ihr Vertrauen zurückgewinnen. Blass und steif stand sie da. Er hatte sie verletzt.
    „Verzeih mir“, sagte er. „Ich hatte mir so sehr gewünscht, dir mit dem neuen Kanalplan einen Gefallen zu tun, aber nachdem ich damit gescheitert bin, war ich völlig außer mir.“
    „Aber du bist nicht gescheitert!“ Ihre Stimme klang ein wenig schrill. „Du hast die erste Schlacht doch gewonnen. Nun werden wir abwarten müssen, wer von uns beiden die letzte gewinnt.“
    „Willst du mir denn nicht sagen, was ich falsch gemacht habe?“, bat er. „Ich möchte es wiedergutmachen, aber ich weiß wahrlich nicht weiter. Vielleicht war es voreilig von mir anzunehmen, dass wir heiraten würden, wenn es mir nur gelänge, diese eine

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