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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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beunruhigendem Gegensatz zu ihrer rundlichen Erscheinung stand, die eher auf weiblich sanfte Nachsicht schließen ließe. „Ich vertraue sicher recht darauf, dass Sie ihr das zu geben vermögen, nicht wahr?“
    Wenngleich ihr Blick beunruhigend war - und zweifelsohne einige auf Abwege geratene Kinder zurück in verschüchterten Gehorsam getrieben hatte -, so war er doch noch recht harmlos im Vergleich zu dem Medusenblick, mit dem seine Großmutter väterlicherseits ihre Mitmenschen gern zu bedenken pflegte. „Gewiss doch, Ma’am“, erwiderte er denn auch ziemlich unbeeindruckt, „das und wessen immer sie noch bedarf.“
    Fast eine Stunde später fand er Mirabel an jenem Aussichtspunkt, wo sich einst, wie ihm nun bewusst wurde, seine Wahrnehmung von Longledge Hill zu verändern begonnen hatte. Statt auf der launischen Stute Sophy saß sie nun glücklicherweise auf dem unerschütterlichen Wallach, doch davon abgesehen, war sie allein - und das kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Da war er ja gerade noch einmal rechtzeitig gekommen! Als sie den herannahenden Hufschlag seines Pferdes vernahm, drehte sie sich um.
    „Du bist über mich verärgert“, bemerkte sie, die jede Regung seiner Miene allzu gut zu deuten verstand.
    „Natürlich bin ich verärgert“, entgegnete er. „Du bist hier ganz allein, der Boden ist nach dem Unwetter der letzten Nacht nass und rutschig, und zudem weiß ich, dass du kaum geschlafen hast. Das ist eine recht gefahrvolle Kombination.“ „Bist du gekommen, um auf mich aufzupassen?“, fragte sie. „Ich bin dein Verlobter und nicht dein Kindermädchen“, erwiderte er. „Ich bin gekommen, um dir bei der Suche nach deinem Vater zu helfen. Du hättest mir Bescheid geben sollen, als du am Morgen aufgebrochen bist. Aber wahrscheinlich warst du viel zu beunruhigt, um daran zu denken. Komm -denn es bringt nichts, hier zu stehen und dich zu grämen. Wir werden ihn finden.“
    „Ich wollte dich zu so früher Stunde nicht wecken“, erklärte sie. „Du bekommst nie genug Schlaf. Zudem hoffte ich, dass es sich nur um ein Missverständnis handelte - dass Papa sich mit einem der Nachbarn zum Abendessen verabredet hätte und wie üblich vergessen hatte, jemanden davon wissen zu lassen. Während der Rückfahrt rechnete ich die ganze Zeit mit einem Boten, der uns entgegenkäme, um uns mitzuteilen, dass Papa bei den Dunnets - um nur ein Beispiel zu nennen -zu Abend gegessen habe und dann wegen des Unwetters über Nacht dort geblieben sei. ,Gar nicht mehr lange', versuchte ich mir einzureden, ,und wir werden umdrehen und nach London fahren, wo ich Mr. Carsington so viel Widerstand entgegensetzen werde, wie er sich das nur wünschen kann.'“ Ihre Stimme zitterte leicht. „Ich meine natürlich Alistair. Es mag noch eine Weile dauern, bis es mir zur Gewohnheit wird, dich bei deinem Vornamen zu nennen.“
    „Du kannst mich meinetwegen nennen, wie du willst, Mirabel“, erwiderte er, „solange wir nur endlich von hier fortkommen. Es ist äußerst romantisch, aber unter den gegebenen Umständen zuversichtlichen Gedanken nicht unbedingt zuträglich. Dieser Ort mag vortrefflich geeignet sein, um Trübsal zu blasen, nicht aber, um einen Plan zu fassen, wie sich dein vermisster Vater aufspüren ließe.“
    Sie wandte sich von der kargen Moorlandschaft ab und folgte Alistair den steilen Pfad hinab.
    „Er befindet sich gewiss nicht in Gefahr“, beruhigte er sie. „Dafür kennt er sich in dieser Gegend hier viel zu gut aus, ist mit jedem Stein und kleinem Ast, jeder Moospflanze und jeder Flechte vertraut. Du solltest keine Angst haben.“
    „Ja, zweifelsohne ist er irgendwo in Sicherheit“, pflichtete sie ihm bei. „Vielleicht in einem jener kleinen Weiler, die er so gern besucht. Wahrscheinlich sitzt er jetzt gerade ganz gemütlich in einer Wohnstube oder der Dorfschenke und erzählt von den in Sumatra heimischen Kampferbäumen, bis er seine armen Zuhörer allesamt in einen Zustand wehrloser Benommenheit befördert hat.“
    Mr. Oldridge befand sich keineswegs in Sicherheit, wenngleich er tatsächlich gerade seinen einzigen Zuhörer in einen Zustand wehrloser Benommenheit beförderte.
    Die Sonne ging schon unter, die Wirkung des Laudanums ließ langsam nach, und der bekloppte Alte hielt Caleb Finch noch immer Vorträge über Ägypter und Mohnblumen.
    Angefangen hatte er sein Gerede auf Griechisch, wovon Caleb kein einziges Wort verstand und auch nicht wusste, was er davon hätte, wie er sagte, war es doch

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