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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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interessieren.“
    „Erinnern Sie mich bitte daran, dass ich Sie bei nächster Gelegenheit zur Heiligsprechung vorschlage“, meinte Alistair, derweil er sich zum Waschtisch begab. „Bis dahin erlaube ich mir - sobald meine Geschäfte mir dies gestatten -, Ihren Lohn zu verdoppeln.“
    „Ich wünschte, ich würde es verdienen, Sir“, wandte Crewe ein. „Leider verhält es sich aber so, dass ich auf meinem Wachposten eingeschlafen bin und Sie sträflichst im Stich gelassen habe.“
    Alistair goss Wasser in die Waschschüssel. Er wusste, wie hoch die Anforderungen waren, die Crewe an sich selbst stellte. „Das wage ich doch sehr zu bezweifeln“, meinte er daher leichthin und begann, sich Wasser ins Gesicht zu spritzen.
    „Miss Oldridge und ihr Gefolge sind nämlich schon vor einigen Stunden abgereist“, fuhr sein Kammerdiener betreten fort. „Nach Hause.“
    Alistair richtete sich auf. Wasser strömte ihm das Gesicht hinab. „Sie ist zurückgefahren?“ Aber sie hatte sich damit einverstanden erklärt, nach London zu reisen und ihm weiterhin Widerstand entgegenzusetzen!
    „Ihr Vater ist verschwunden, Sir“, teilte Crewe ihm mit.
    Jackson wollte einfach nicht Weggehen.
    Laut Plan sollte er sicherstellen, dass Caleb alles im Griff und genügend Geld für die Reise nach Northumberland hatte. Dann sollte Jackson nach London zurückkehren und seinem Herrn dort behilflich sein.
    Aber nur weil Caleb Mr. Oldridge dazu ermuntert hatte, ein paar Tropfen Godfrey’s Cordial zu schlucken, glaubte Jackson nun, das Kindermädchen spielen zu müssen. Als Mittwochnacht das Unwetter heraufgezogen war, hatte Jackson darauf bestanden, dass sie in der von dem ehemaligen Vorarbeiter der Kohlegrube verlassenen Hütte haltmachten.
    Es nützte auch nichts, dass Caleb ihm versicherte, Godfrey’s Cordial sei ganz harmlos. Verabreichten die Doktoren es ihren Patienten denn nicht gleich eimerweise? Jackson blickte aber nur verdrießlich drein und machte einen solchen Aufstand um den Alten, als ob es sein werter Papa höchstpersönlich wäre.
    Für Caleb war Mr. O. jedoch keineswegs wie ein lieber alter Vater, sondern ein anstrengender alter Mann, ziemlich senil und für niemanden von Nutzen. Liebenswürdig sollte er sein? Wie kam es dann, dass er sein rothaariges Flittchen von Tochter nie auf ihren Platz verwiesen hatte? Wie konnte es sein, dass er sie sich in Angelegenheiten mischen ließ, die sie gar nichts angingen? Warum hatte er denn in all den Jahren, die Caleb ihm treu ergeben zu Diensten gewesen war, nie auch nur ein gutes Wort für ihn gefunden? Stattdessen hatte der alte Trottel es zugelassen, dass sie Caleb ohne Referenz hinauswarf. Das kam ja schon einer Verleumdung gleich, ihn so einfach ohne Erklärung zu entlassen und sich dann zu weigern, auch nur zehn Worte zu schreiben, die ihn seinem nächsten Arbeitgeber empfohlen hätten! Ihretwegen hatte niemand mehr mit ihm reden wollen. Und niemand wollte ihn einstellen - ihn, der doch sein ganzes Leben lang hier gelebt hatte, und vor ihm schon seine Eltern und deren Eltern davor. Das war noch schlimmer, als wenn sie ihn offen angeschuldigt hätte oder gleich an den Pranger hätte stellen lassen!
    Aber sie hatte nicht gewagt, ihn dem Gesetz auszuliefern, weil sie nämlich genau wusste, dass sie keinen einzigen handfesten Beweis gegen ihn hatte.
    Sie hatte ihm nachgestellt, bis sie ihm auf die Schliche gekommen war, und das war die Schuld von dem Alten, weil er sie immer tun und machen ließ, was ihr gerade gefiel. Er ließ sie die Leute grob anpacken, die es doch nur besser wussten als sie, und kümmerte sich nicht darum, dass es letztlich dasselbe war, als würde man gleich ins Arbeitshaus geschickt werden.
    So dachte Caleb, und je länger er darüber nachgrübelte, desto weniger gefiel ihm die Idee, dass ihm nun den ganzen langen Weg bis nach Northumberland so ein alter Trottel zur Last fiel, den man pflegen und um den man sich kümmern musste, als ob er einer von den Königen höchstpersönlich sei.
    Wenn Jackson doch nur weggegangen wäre, wie er das hätte tun sollen, würde Caleb dem bekloppten Alten einfach letzte Nacht noch mehr von der guten Medizin gegeben und ihn in den nächstbesten Bergwerksschacht gestoßen haben. Die ganze Gegend war von einem dichten Netz stillgelegter Minen und Schächte durchzogen, und Unfälle passierten da andauernd. Die Leute würden annehmen, dass Mr. O. gestürzt wäre, wie es ja früher oder später hatte kommen müssen, wie er da

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