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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Morgenmantel über und eilte hinaus auf den Korridor, wo sie einen tropfnassen Jock antraf.
    Ein schlechtes Zeichen - ein sehr schlechtes Zeichen, den Stallburschen zu dieser Stunde und inmitten des Unwetters zu ihr zu schicken!
    Er entschuldigte sich dafür, sie zu stören, aber Mr. Benton habe gesagt, dass er keine einzige Minute verlieren dürfe.
    „Der Herr ist nicht zum Abendessen heimgekommen, Miss“, teilte der Stallbursche ihr mit. Er sagte noch mehr, doch an sich musste gar nicht mehr gesagt werden.
    Wenig später befanden Mirabel und Mrs. Entwhistle sich samt Gefolge und berittenem Geleit in höchster Eile und Besorgnis auf dem Rückweg nach Oldridge Hall.
    Der Lärm draußen - Pferde, die angespannt wurden und Dienstboten, die zwischen Gasthaus und Kutsche hin und her eilten - weckte Alistair, allerdings nur kurz. Er warf einen Blick hinüber zum Fenster, sah, dass es noch dunkel war, nahm schlaftrunken an, dass die Geräusche vom Sturm verursacht worden waren, und schlief wieder ein. So tief und fest und friedvoll hatte er seit seiner Ankunft in Derbyshire vor einem Monat nicht mehr geschlafen.
    Aber er träumte auch. Er träumte davon, in einem Kutschwagen zu fahren, der von Mr. Trevithicks Dampflok gezogen wurde, welche den trefflichen Namen Catch Me Who Can trug.
    Mit der sehr gewagten Geschwindigkeit von zwölf Meilen pro Stunde fuhr Alistair auf der Kreisbahn am Euston Square immer wieder rundherum. Gordy schrie ihm zu, er solle sofort aussteigen - es sei zu gefährlich, und die Lok würde gleich explodieren -, doch Alistair lachte nur. Er war jung, unversehrt und furchtlos, und nichts konnte ihm geschehen - das glaubte er zumindest. Waterloo lag noch in ferner Zukunft - einer Zukunft, die sein unbedarfter Verstand sich unmöglich auszumalen vermochte.
    Die Kutsche schwankte wild hin und her, und die Lok stampfte und schnaubte so laut, dass Alistair Gordy kaum noch hören konnte.
    „Sir, bitte. Es ist fast neun Uhr.“
    Alistair öffnete die Augen. In dem kleinen Zimmer war es immer noch kaum heller als zuvor. Crewe betrachtete ihn mit besorgter Miene.
    „Neun Uhr?“, wiederholte Alistair. Er setzte sich mühsam auf. „Warum ist es dann noch so fürchterlich dunkel?“
    Crewe teilte ihm mit, dass das Unwetter zwar schon vor Stunden weitergezogen, der Himmel aber noch immer von dichten Wolken verhangen sei.
    Alistair erinnerte sich nun wieder daran, dass Mirabel mit ihrer Reisegesellschaft die besseren Zimmer in Beschlag genommen und ihn und Crewe in den düsteren Teil des Hauses verbannt hatte, wo das ohnehin schwache Tageslicht kaum eindringen konnte.
    Er hoffte inständig, dass diese räumliche Abgeschiedenheit sich letztlich zu ihren Gunsten bewährt hatte. Denn wenn nun jemand von ihrem unziemlich langen Aufenthalt in seinem Zimmer erfuhr ...
    Verstohlen begann er, im Bett nach verlorenen Haarnadeln zu tasten - bis ihm einfiel, dass ihr rotgolden wie die Morgensonne strahlendes Haar ihr offen über die Schultern gefallen war, als sie zu ihm kam. Sie war nur in Nachthemd und Morgenmantel gekleidet gewesen, die beide mit Bändern geschlossen wurden, und hatte seidene Pantoffeln an den bloßen Füßen getragen. An sich konnte sie nichts hinterlassen haben, das neugierige Zimmermädchen finden könnten.
    Doch auf einmal riss er entsetzt die Augen auf. Er hatte ihr die Unschuld genommen! Das Laken!
    Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und riss die Decke beiseite.
    Nichts. Nicht ein Tropfen.
    Bevor er noch darüber nachsinnen konnte, was dieser Mangel an Beweislast wohl bedeuten mochte, brachte Crewe ihn schon wieder auf andere Gedanken.
    „Sir, ich bitte vielmals um Entschuldigung“, ließ sich der Kammerdiener betrübt vernehmen. „Hätte ich nicht verschlafen, würde ich Sie früher geweckt haben.“
    „Daraus schließe ich, dass Sie wieder einmal Wache gestanden haben“, bemerkte Alistair. „Bis in die frühen Morgenstunden, wie ich vermute.“
    „Ja, denn ich nahm an, Sie würden nicht wünschen, dass der Besuch einer gewissen Dame arglistigen Menschen Anlass zu Vermutungen gäbe“, meinte der Kammerdiener taktvoll. „Erfreulicherweise kann ich Ihnen jedoch versichern, dass die Dame in ihr Zimmer zurückkehren konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Die Diener und Hausmädchen hatten alle Hände voll im Schankraum zu tun, wo sie sich um Reisende kümmern mussten, die vor dem Unwetter Zuflucht gesucht hatten. Ihnen blieb somit keine Zeit, sich für das Tun der anderen Gäste zu

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