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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Oldridges Miene war ebenso ernüchternd wie ihre Garderobe.
    „Papa bezieht sich auf Mr. William Smith’ Darstellung der Gesteinsschichten anhand eingeschlossener Fossilien erklärte sie. „Haben Sie das Werk nicht gelesen?“
    „Für mein Verständnis scheint es mir zu tiefschürfend“, meinte er und sah, wie sie sich ein Lächeln über das Wortspiel verkneifen musste. „Ich bin kein Gelehrter.“
    „Aber es handelt auch von Erzeinlagerungen“, wandte sie ein. „Ich dachte nur ...“ Sie runzelte die Stirn, was bei ihr weitaus hübscher aussah als bei ihrem Vater. „Sie haben doch sicher von Mr. Smith’ geologischer Karte Gebrauch gemacht.“ „Um den Verlauf des Kanals festzulegen?“, erkundigte Alistair sich.
    „Nein, um zu entscheiden, ob es lohnt, in einer so unzugänglichen Gegend überhaupt Kohle abzubauen.“ Sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite und betrachtete Alistair, als wäre er ein Fossil, das der Katalogisierung bedurfte. „In England gibt es fast überall Kohlevorkommen, aber mancherorts ist sie sehr schwer und nur unter großem Kostenaufwand abzubauen und zu transportieren“, fuhr sie fort. „Sie haben sicher einen guten Grund, wenn Sie meinen, dass die Kohlegrube in Lord Gordmors Besitz einen so großen Aufwand rechtfertigt. Oder haben Sie einfach angefangen zu graben, ohne sich über die praktischen Notwendigkeiten Gedanken zu machen?“
    „Es ist bekannt, dass der Peak reich an Bodenschätzen ist“, meinte Alistair leichthin. „Bei einer Bohrung musste Lord Gordmor zwangsläufig auf irgendetwas stoßen - Blei, Kalkstein, Marmor, Kohle.“
    „Lord Gordmor? Meinten Sie nicht, Sie seien einer seiner Partner - ,mit allen Einzelheiten des Vorhabens vertraut', das waren Ihre Worte, soweit ich mich erinnere.“
    „Wir sind seit November Geschäftspartner“, stellte er klar. „Er hat bereits vor einiger Zeit mit dem Bergbau begonnen -kurz nachdem er vom Kontinent zurückgekehrt ist.“
    Tatsächlich hatte Gordmor bei seiner Rückkehr aus dem Krieg feststellen müssen, dass seine Finanzen derweil in eine bedenkliche Schieflage geraten waren. Er konnte es sich nicht einmal mehr leisten, sein Anwesen in Northumberland weiter zu unterhalten. In seiner Verzweiflung war er dann dem Rat seines Verwalters gefolgt, seinen Besitz in Derbyshire zu erschließen, und hatte dort zu bohren begonnen.
    Alistair hatte jedoch nicht die geringste Absicht, die persönlichen Umstände seines Freundes vor einer neugierigen jungen Dame offenzulegen - an sich ging das überhaupt keinen Außenstehenden etwas an.
    „Ich verstehe.“ Miss Oldridge blickte auf ihren Teller. „Sie haben demnach beide dem Duke of Wellington beigestanden. Aber Ihnen eilt der Ruhm voraus. Sogar hier, in der Wildnis von Derbyshire, hat jeder schon von Ihnen gehört.“
    Alistairs Gesicht begann zu glühen. Er war sich nicht sicher, ob sie sich auf Waterloo bezog oder auf die Episoden der Dummheit. Beides war weithin bekannt - leider. Er sollte es mittlerweile gewohnt sein, immer wieder von seiner Vergangenheit eingeholt zu werden, denn es geschah oft. Aber er würde sich nie daran gewöhnen und wünschte sich, dass die Geschichten über ihn sich nicht gar so weit verbreitet hätten.
    „Sie haben große Ähnlichkeit mit Lord Hargate“, stellte Mr. Oldridge fest. „Er hat einige Söhne, nicht wahr?“
    Alistair war so erleichtert, das Thema wechseln zu können, dass er fast freudig eingestand, vier Brüder zu haben.
    „Manche würden wohl meinen, das sei nicht viel“, befand Mr. Oldridge. „Unser armer König hat fünfzehn Kinder gezeugt.“
    George III. war seit einigen Jahren gänzlich dem Wahnsinn verfallen und folglich den Staatsgeschäften nicht mehr gewachsen. Deshalb regierte derweil sein ältester Sohn - der zwar nicht verrückt war, sich aber auch nicht durch Vernunft auszeichnete - als Prinzregent.
    „Es wäre wünschenswert gewesen, unser Monarch hätte weniger Kinder gezeugt und stattdessen mehr Wert auf die Qualität seines Nachwuchses gelegt“, bemerkte Miss Oldridge. „Lord und Lady Hargate haben nur fünf Söhne hervorgebracht, doch zwei davon sind wahre Musterexemplare, und einer ist der berühmte Held von Waterloo. Ich nehme fast an, dass Ihre beiden jüngeren Brüder sich als ebenso bemerkenswert erweisen werden, wenn sie erst einmal zur Reife gelangt sind.“
    „Sie scheinen recht viel über meine Familie zu wissen, Miss Oldridge“, meinte Alistair.
    „So wie jeder hier in Derbyshire“,

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