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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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erklärte sie ihm. „Es erstreckt sich über sieben Hügel hinweg - ein weitaus größeres Gebiet, als ich oder auch mein Vater jemals genau kennen könnten.“ Sie wandte sich wieder zum Tisch um und zeigte auf die Karte, die vor ihr lag. „Auf dieser Seite hier haben wir Captain Hughes als Nachbarn und dort Sir Roger Talbot. Obwohl wir einander oft besuchen, kenne ich dennoch nicht jeden Stein und jeden Grashalm auf ihrem Land. Besonders interessiert hat mich natürlich Lord Gordmors Grundbesitz, der übrigens weitaus weniger als fünfzehn Meilen entfernt liegt. Hier ... sehen Sie?“
    „Für die Karren und Packpferde, die über die zerfurchten und gewundenen Straßen müssen, ist die Wegstrecke fast doppelt so lang“, beschied Alistair. „Könnten wir dagegen den Kanal in gerader Linie anlegen, bräuchten wir nur zehn Meilen. Aber da auf der direkten Strecke einiges Felsgestein im Wege ist und einzelne Außengebäude der Grundbesitzer umgangen werden müssen, rechnen wir mit einer Länge von fünfzehn Meilen.“
    Er stellte sich neben sie an den Tisch. „Wollten Sie sich auf der Landkarte die geplante Strecke genauer anschauen? Könnte es vielleicht sein, dass Sie noch einmal Ihre Ablehnung unseres Vorhabens überdacht haben?“
    „Nein, aber ich habe mir über Lord Gordmor Gedanken gemacht“, entgegnete sie, ohne aufzusehen.
    Die vereinzelten Sonnenstrahlen, die durch das einzige Fenster des Raums hereinschienen, ließen die feinen Locken, die ihr Gesicht umrahmten, wie einen feurigen Strahlenkranz leuchten. Der Haarknoten sank immer weiter zu ihrem Ohr hinab, das klein und so vollkommen geformt wie eine Muschel war, sodass die Unzulänglichkeit ihrer Frisur - ganz abgesehen von jedem Stück Stoff, das sie am Leib trug - noch unvorteilhafter hervorstach.
    „Sie hatten ihn sich wohl als einen raffgierigen Industriellen, einen skrupellosen Schurken vorgestellt, der arme Schäfer und Kuhhirten aus ihren Hütten vertreiben will, um auf dem einstigen Weideland monströse Fabriken mit qualmenden Schornsteinen zu errichten“, vermutete Alistair.
    „Nein, ich hatte ihn mir einfallsreicher vorgestellt“, erwiderte sie. „Wenn eine Idee sich als nicht durchführbar erweist, suche ich doch nach einem neuen Weg, um das Problem zu lösen. Aber nachdem es Lord Gordmor nicht gelungen ist, uns für seinen Kanal zu begeistern, hat er nicht - wie ich von ihm erwartet hätte - seinen Verstand benutzt, um sich etwas Neues auszudenken. Stattdessen hält er an seiner ursprünglichen Idee fest. Der einzige Unterschied besteht darin, dass er diesmal schweres Geschütz auffährt, um uns zur Kapitulation zu zwingen.“
    Wären seine Gedanken nicht anderweitig völlig in Beschlag genommen gewesen, hätte Alistair sofort verstanden, was sie damit meinte.
    Doch mittlerweile war der Haarknoten nicht nur am Herabsinken, sondern bereits in Auflösung begriffen. Wenngleich Alistair keine weiteren Haarnadeln hatte fallen hören, so war ihm doch, als würden nun weitaus mehr davon auf dem mit Karten überhäuften Tisch verstreut liegen als noch vor wenigen Augenblicken. Jeden Moment würde ihre Frisur völlig in sich Zusammenstürzen. Es war ihm kaum noch möglich, seine Hände still zu halten.
    Derart abgelenkt fragte er verständnislos: „Schweres Geschütz? Sie glauben doch nicht ernstlich, dass wir mit unseren Maschinen und einem Heer von Kanalarbeitern anrücken werden, um uns gegen alle Widerstände unseren Weg zu bahnen. Wie Sie sicher wissen, können wir den Kanal nicht ohne einen Parlamentsbeschluss bauen, und das Parlament wird kein solches Vorhaben bewilligen, wenn es von den Landbesitzern einhellig abgelehnt wird.“
    „Sie sind das schwere Geschütz“, klärte sie ihn auf. „In diesem Teil Derbyshires wird dem Earl of Hargate mindestens ebenso viel Bedeutung zuerkannt wie dem Duke of Devonischere. Ihre Familie ist seit Langem hier ansässig, und Ihr Vater genießt eine außergewöhnliche Wertschätzung. Zwei Ihrer Brüder sind wahre Musterexemplare, und Sie sind ein wahrer Held. Lord Gordmor hat sich seinen Partner mit Bedacht gewählt - und hat sich zudem zur rechten Zeit die Grippe geholt.“
    Alistair erstarrte im wahrsten Sinne des Wortes. Nach einem kurzen Anflug aufgebrachten Zornes entschied er sich für einen Zustand kalter Wut. „Miss Oldridge, belehren Sie mich bitte eines Besseren, falls ich mich täuschen sollte“, begann er mit ausgesucht eisiger Höflichkeit. „Sie glauben somit, dass Lord Gordmor

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