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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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oder auch ich - oder vielleicht wir beide zusammen als Verbündete - uns entschlossen haben, den Rang meiner Familie und meinen eigenen legendären Ruf dazu zu nutzen, den ländlichen Widerstand zu brechen. Glauben Sie, dass ich aus diesem Grund hier bin? Und wie sollte mir das gelingen? Indem ich die Landbevölkerung in Ehrfurcht erstarren lasse? Oder sollte ich versuchen, ihre Herzen anzurühren mit dem großen Opfer, das ich in Diensten des Königs erbracht habe?“ Bei der Anspielung auf sein ungelenkes Bein schlich sich ein Anflug von Bitterkeit in seine Stimme.
    „Lord Gordmor verfügt nicht über annähernd so viel Einfluss auf die Meinung der hiesigen Anwohner wie Sie“, entgegnete Mirabel. „Er stammt nicht aus Derbyshire. Seine Familie hat ihren Titel erst im vorigen Jahrhundert verliehen bekommen. Und Lord Gordmor ist nicht berühmt.“ Sie hob kampfeslustig das Kinn. „Warum Sie sich derart angegriffen fühlen, verstehe ich nicht. Ich stelle die Gegebenheiten des Falls lediglich so dar, wie sie sich jedem anderen auch erschließen würden - wenngleich ich vermute, dass Sie niemanden sonst finden werden, der es Ihnen ins Gesicht zu sagen wagte.“
    „Sie wissen rein gar nichts über Lord Gordmor“, erwiderte Alistair knapp. „Sonst wüssten Sie, dass es mit seinem Ehrgefühl unvereinbar wäre, sich mich oder meine Reputation zunutze zu machen, um so sein in Ihren Augen verwerfliches Vorhaben auf niederträchtige Weise durchzusetzen.“
    Sein Bein zuckte verärgert. Es war ihm zutiefst zuwider, längere Zeit in einer Position zu verharren. Alistair trat einen Schritt vom Tisch zurück.
    „Ich sprach nicht davon, dass Sie uns Ihr verwerfliches Vorhaben aufzwängen wollten“, berichtigte Mirabel. „Mir scheint, Mr. Carsington, Sie haben ein etwas theatralisches Temperament.“ Sie runzelte die Stirn. „Oder vielleicht sind das ja nur rhetorische Spielereien. ,Die Landbevölkerung in Ehrfurcht erstarren lassen ,kommt der Wirklichkeit ja recht nahe, aber ,skrupelloser Schurke“ und ,verwerfliches Vorhaben“ schießen dann doch über das Ziel hinaus. Ich finde keineswegs, dass Ihr Kanal verwerflich ist. Auch ein abgewiesener Verehrer muss nicht gleich verworfen sein, weil er verworfen wurde. Vielleicht wurde er nur als nicht passend befunden. Bereitet Ihr Bein Ihnen Schmerzen?“
    „Nicht im Geringsten“, versicherte er ihr, während ein Krampf ihm bis in die Hüfte fuhr.
    Sie trat ebenfalls einen Schritt vom Tisch zurück. „Ich weiß, dass ich es gar nicht bemerken dürfte“, meinte sie. „Aber es schickt sich ebenso wenig, jemandes Unbehagen nicht zu beachten. Sie wirken viel ungelenker als zuvor, woraus ich schließe, dass Ihr Bein Sie schmerzt. Vielleicht möchten Sie ein wenig umhergehen. Oder sich hinsetzen. Oder das Bein hochlegen. Ich sollte Sie auf jeden Fall nicht länger aufhalten, nur um mit Ihnen zu streiten. Wahrscheinlich haben Sie noch sehr viele wichtige Dinge zu erledigen.“
    Alistair hatte immens viele wichtige Dinge zu erledigen. Aber sie brachte es fertig, alles in Unordnung zu bringen -man werfe nur einen Blick auf ihr Haar -, und er war mitnichten bereit, so einfach von ihr abgetan zu werden. „Miss Oldridge, Sie wissen ganz genau, dass Sie die wichtigste Sache sind, die ich zu erledigen habe“, sagte er daher und bereute seine Worte sogleich. Wo nur waren seine viel gepriesenen Umgangsformen geblieben? Und wohin um alles in der Welt waren ihm seine Manieren abhandengekommen?
    Er lief zum Fenster hinüber und lief wieder zurück und lief dann wieder zum Fenster. Sein Bein bedachte ihn mit einer ganzen Folge von Krämpfen. Es war wütend auf ihn.
    Sie beobachtete ihn mit besorgter Miene. „Der lange Ritt durch den kalten Regen letzte Nacht war Ihrer Verletzung nicht zuträglich. Darüber hatte ich mir bislang gar keine Gedanken gemacht. Meine größte Sorge heute Morgen war, dass wir Sie zu Tode gestürzt irgendwo im Straßengraben finden würden. Ich hatte mich bereits damit abgefunden, Ihre sterblichen Überreste aufzulesen. Warum bin ich so wichtig?“
    Während er ihren Ausführungen über seinen zerschmetterten Leichnam lauschte, hatte Alistair vergessen, was er hatte sagen wollen. Er erinnerte sich wieder daran, wie sie ihr warmes, behagliches Haus verlassen hatte und in die Dunkelheit und den eisigen Regen hinausgeritten war, um ihn zurückzuholen. Ihm fiel keine andere Frau ein - abgesehen vielleicht von seiner Mutter -, die dergleichen tun würde. Aber Miss

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