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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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erwähnt.“
    „Nun, ich denke, gerade wir hier sollten an Fremde doch längst gewöhnt sein“, wandte Captain Hughes ein.
    „Aber diese Leute, von denen wir sprachen, sind etwas anderes als die Touristen“, fand Lady Talbot. „Die sind zumindest noch respektable Menschen.“
    „Ich könnte mir vorstellen, dass die Barkassenfahrer auf ihre Weise auch sehr respektabel sind“, ließ sich Miss Oldridge vernehmen. „Verglichen mit den Bauarbeitern werden sie uns eines Tages nahezu elegant erscheinen.“
    Lady Talbot fuhr sich mit der Hand an den Hals. „Gütiger Himmel! Bauarbeiter?“
    „Miss Oldridge meint damit ausgebildete und erfahrene Kanalbauer“, beeilte Alistair sich zu erläutern. „Facharbeiter.“ Kein vagabundierendes Gesindel, wollte er am liebsten noch hinzufügen, sah dann aber doch lieber davon ab. Es schien ihm nicht ratsam, noch mehr unerfreuliche Vorstellungen in Lady Talbot zu wecken - dessen nahm sich ja bereits Miss Oldridge allzu sorgfältig an.
    „Wollen Sie für die Arbeit keine Männer von hier anwerben?“, wollte Captain Hughes wissen.
    „Für die hiesigen Ziegelbrenner, Steinbrecher und Zimmerleute wird es genügend Arbeit geben“, versicherte ihm Alistair. „Aber die Bauunternehmer können auf speziell ausgebildete Kanalgräber - die übrigens ,,Schneider“ genannt werden - nicht verzichten.“
    „Zweifelsohne wird Lord Gordmor darauf achten, nur äußerst respektable Bauunternehmer zu beauftragen“, meinte Miss Oldridge. „Unter dieser Voraussetzung können wir wenigstens gewiss sein, dass die Schar der Arbeiter nicht nur aus ungesitteten Burschen besteht. Es ist ja durchaus möglich, dass die Berichte über Unruhen und Ausschreitungen infolge von Trunkenheit stets maßlos übertrieben sind.“
    „Ungesittete Burschen?“, wiederholte Lady Talbot und erblasste. „Ausschreitungen?“
    „Mancherorts ist es zu derlei Unruhen gekommen, weil die Arbeiter schlecht behandelt und noch schlechter bezahlt wurden“, beeilte Alistair sich zu sagen. „Ich versichere Ihnen jedoch, dass Lord Gordmor und ich auf angemessenen Löhnen und guten Arbeitsbedingungen bestehen.“
    „Das stimmt mich zuversichtlich, dass Sie keine Verbrecher für sich arbeiten lassen werden“, stellte Miss Oldridge fest. „Zumindest nicht wissentlich. Sie werden bei jeder Einstellung auf einwandfreien Referenzen bestehen - selbst dann, wenn es Hunderte sind.“
    Das war natürlich unmöglich, und das wusste sie genau. Ebenso gut hätte sie von Captain Hughes verlangen können, dass er von allen Männern Referenzen einforderte, die von den Anwerbern zum Dienst bei der Marine angeheuert wurden. Alistair erwog, Miss Oldridge darauf hinzuweisen, doch sogleich vermutete er, dass Lady Talbot seine Richtigstellung wenig beruhigend fände.
    Dank Miss Oldridge wurde sie wahrscheinlich bereits von düsteren Ahnungen heimgesucht, dass Horden ungehobelter, ungesitteter Männer über die idyllischen Weiher und Dörfer und Anwesen des Peak hereinfallen und eine Spur der Verwüstung zurücklassen würden.
    Leider war diese Vorahnung nicht völlig aus der Luft gegriffen. Erst im vergangenen Jahr hatten sich hier in Derbyshire arbeitslose Textilarbeiter zusammengerottet, um Nottingham Castle zu stürmen. Wenngleich bewaffnete Truppen den drohenden Aufstand der Massen verhindern konnten, blieben nach dem Vorfall doch gewisse Ängste vor einem erneuten Aufruhr zurück.
    „Sie sollten sich stets vor Augen führen, meine Damen, wie viele Hunderte von Kilometern an Kanälen in diesem Land schon ohne derlei Zwischenfälle erbaut worden sind“, meinte Alistair abschließend. „Darunter auch der Peak Forest Canal und der Cromford Canal hier in Derbyshire.“
    „Ein ganz ausgezeichneter Punkt, auf den Sie da verweisen, Mr. Carsington“, bemerkte Miss Oldridge sogleich. „Und wir sollten auch einen anderen nicht vergessen: Heutzutage sind die Kanalarbeiter weitaus weniger gewillt, sich zu einem Aufruhr zusammenzufinden, da die Arbeit längst nicht mehr so mühevoll ist, wie sie es einstmals war.“
    „Das stimmt in der Tat“, betonte Alistair. „Was früher wahrlich Knochenarbeit war, kann mittlerweile zum größten Teil von Maschinen verrichtet werden.“
    „So ist es“, sagte Miss Oldridge. „Und nun, wo ich es recht bedenke, kann ich mir auch vorstellen, dass das Stampfen und Hämmern der Dampfmaschinen wohl auch das Fluchen und Grölen der Arbeiter übertönen wird, ebenso wie der Dampf und der Rauch uns die

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