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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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sie nach dem Abendessen ein wenig aufgebracht gewesen war und sich erhitzt gefühlt hatte und weil zudem dieser entlegene und zugige Winkel auf die jungen Damen wenig einladend wirkte. Deren unschuldige Freude an der abendlichen Geselligkeit verstimmte und ermüdete sie - wie eine verbitterte alte Jungfer.
    Ganz wie sie gehofft hatte, mieden sie ihren kühlen Winkel. Eine Gänsehaut war der Schönheit abträglich, und der Auftrag des Abends war es, so schön wie irgendmöglich zu sein. Begehrenswerte Gentlemen kreuzten nicht oft ihr ländliches Leben, und allenfalls Miss Earnshaw konnte auf eine Saison in London hoffen, wo sie derer mehr begegnen würde. Doch gewiss war auch das nicht, denn Mr. Earnshaw scheute bislang vor den Kosten zurück.
    „Ich wusste gar nicht, dass wir auch hier über eine so ansehnliche Flotte verfügen“, bemerkte Captain Hughes und nickte in die Richtung, aus der er gekommen war. „Oder hat Lady Talbot sie etwa bei den ausländischen Truppen angeheuert?“
    „Mir scheint, Sie denken gleichfalls an die zahlreichen jungen Damen“, erwiderte Mirabel. „Lady Talbot hat sie aus den hintersten Winkeln des Peak herbeigeordert. Nun, da auch ihre jüngste Tochter verheiratet ist, braucht sie Nachschub, um noch weiterhin hoffnungsvolle Partien arrangieren zu können.“
    Sie behielt ihre persönliche Meinung lieber für sich, dass all diese Mädchen, so hübsch sie auch anzusehen sein mochten, viel zu jung und unbedarft waren für einen Mann, der von den schönsten der Londoner Schönen gefeiert und umworben wurde. Zudem dürften ihm die Kleider der Mädchen bedauernswert antiquiert und provinziell erscheinen und nicht annähernd seinen gestrengen Anforderungen genügen.
    Andererseits waren es junge Mädchen, frisch und blühend, und das war es, worauf letztlich alle Männer aus waren - genauer gesagt: alle männlichen Wesen, ganz gleich, welcher Spezies sie angehören mochten.
    „Jemand sollte ihnen raten, besser einen anderen Kurs zu setzen“, bemerkte Captain Hughes. „Denn Sie sind das Schiff, auf das sein Augenmerk sich richtet.“
    Mirabel empfand einen kurzen, beglückten Gefühlsüberschwang, dem sie jedoch umgehend Einhalt gebot, und rief sich in Erinnerung, dass sie schließlich alles darauf angelegt hatte, den Ehrengast zutiefst zu irritieren.
    Das graue Kleid war längst aus der Mode gekommen und auch zu seinen besten Zeiten frei von Eleganz gewesen, aber falls das noch nicht genügen sollte, hatte Mirabel ihre Zofe Lucy überreden können, einige Änderungen vorzunehmen, damit aus dem bis dahin nur nichtssagenden und unvorteilhaften ein wahrlich hässliches Kleid wurde. Das schon immer ungeliebte Diadem bedurfte lediglich eines beherzten Trittes. Aber die Krönung all dessen war die Frisur, die ihr Lucy nur äußerst widerwillig gemacht hatte. Als ihre Zofe ihr nach vollbrachter Tat versicherte, noch nie etwas so Schreckliches gesehen zu haben und dass sie die Schande ganz sicher nicht ertragen könne, wusste Mirabel, dass es gut war.
    Sie war allerdings nicht auf die Vielzahl schöner junger Damen gefasst gewesen, die allesamt so hübsch gekleidet und aufgeputzt waren. Ihnen sollte es nicht schwerfallen, Mirabels eigene Mühen in den Schatten zu stellen, sodass sie von Mr. Carsington unbeachtet bliebe.
    Doch nun sagte Captain Hughes, dass Mr. Carsington kaum die Augen von ihr abwenden könne, und der Captain war ein äußerst aufmerksamer Beobachter.
    Allem Anschein nach sah sie wohl doch fürchterlich genug aus, um Mr. Carsington von der Flotte frisch aufgeblühter Schönheiten abzulenken.
    „Ich wüsste zu gern, welches Spiel Sie spielen“, bemerkte Captain Hughes und ließ seine dunklen Augen vergnügt über sie schweifen. „Ist Ihre Takelung Teil des Spiels? Sollte mir gar eine Erklärung vergönnt sein? Oder bleibt mir weiter die Rolle des unwissenden Komplizen? Ich hätte mir fürwahr nie träumen lassen, dass Sie meine kleine Anekdote über die Chatsworth Cascade nutzen würden, um zum Angriff überzugehen! Sie haben den armen Burschen wirklich von vorne bis achtern unter Beschuss genommen. Ich glaube, auf seinem Vordersteven qualmt es noch immer.“
    „Irgendjemand musste doch einmal etwas sagen“, verteidigte sich Mirabel. „Meine Nachbarn geraten in Gefahr zu vergessen, weshalb er eigentlich hier ist und wessen Interessen er vertritt.“
    Der Captain sah zu Mr. Carsington hinüber, der nun völlig von in Musselin gewandeten Schiffchen umlagert war. „Vielleicht

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