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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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habe ich mich nur Ihretwegen bedient. Und Sie mussten sogar darüber lächeln. Ich weiß, Sie haben eine Vorliebe für vieldeutige Wendungen.“ Mirabel musste lächeln, obwohl allein das ihr schon eine Warnung sein sollte. Und so nahm sie kurzerhand von Thomas das Messer entgegen, kniete sich vor den Patienten und begann mit der Operation.
    Als die Stiefel erst einmal aus dem Weg waren, machten sich die Bediensteten mit der ihnen eigenen umsichtigen Tüchtigkeit ans Werk. In kürzester Zeit war Mr. Carsington sauber, warm und trocken. Er ließ sich von den Dienern zu Bett bringen, seinen Fuß auf einem Stapel Kissen ruhend und einen eisgefüllten Öltuchbeutel um seinen Knöchel gelegt. Als Mirabel später noch einmal hereinkam, machte er ein Nickerchen und erweckte den Eindruck, als ergehe es ihm recht wohl.
    Er schlief eine Weile, fing dann aber an, unruhig zu werden, und begann wieder, leise zu murmeln, wie er es auch getan hatte, als sie ihn nach seinem Sturz in den Briar Brook hatte untersuchen wollen. Nun wollte sie ihn nur beruhigen, doch das schien ihn noch mehr aufzuregen.
    „Ich kann nicht hier liegen bleiben“, verkündete er und setzte sich mühsam auf. Sein Nachthemd klaffte am Ausschnitt auseinander und enthüllte ihren Blicken ein wenig seines Oberkörpers und des dunkelgolden schimmernden Haars auf seiner Brust. Das Haar war ebenso feucht wie der Stoff am Ausschnitt des Hemdes. Ein Muskel an seinem Hals zuckte unkontrolliert. „Wo ist meine Kleidung?“
    Mirabel erinnerte ihn daran, dass seine Kleidung nass war und die Bediensteten sich um sie kümmerten.
    „Oh“, sagte er und ließ sich in die Kissen zurückfallen.
    Sie stand auf und zog die Bettdecke ordentlich über ihn. „Sie sind erschöpft“, meinte sie. „Sie haben sich den Knöchel verstaucht, und ich glaube, dass Sie zudem eine Erkältung bekommen. Ruhen Sie sich bitte aus.“
    „Mein Gott, was bin ich durcheinander“, sagte er. „Bin ich auf den Kopf gefallen?“ Als er die Augen wieder schloss, begann Mirabel, im Zimmer auf und ab zu gehen, und wünschte, der Arzt würde bald kommen.
    Kaum eine halbe Stunde später stieß Mr. Carsington die Bettdecke von sich - wobei er sich wohl keineswegs bewusst war, dass er nun seine langen, muskulösen Beine ihren Blicken darbot - und rief nach seinem Kammerdiener.
    Der Hausdiener Joseph stand nahebei bereit und eilte zu ihm, aber der Patient stieß auch ihn beiseite, sprang aus dem Bett, fluchte gleich darauf herzhaft und griff hastig nach der Lehne des von Mirabel verlassenen Stuhls, um nicht zu straucheln.
    „Es soll gefälligst laufen!“, rief er ungehalten aus. „Dieses Bein hat zu laufen! Was zum Teufel stimmt nicht mit ihm?“ „Sir!“, ließ sich eine strenge Männerstimme von der Tür her vernehmen. „Beherrschen Sie sich.“
    Mr. Carsington verharrte reglos, und sein Blick war wie gebannt auf den Sprecher gerichtet.
    Captain Hughes kam mit langen Schritten auf ihn zu. „Was hat dieser Aufruhr zu bedeuten, Sir?“
    Mr. Carsington ließ sich auf den Stuhl sinken und schüttelte den Kopf, als wolle er versuchen, dort Ordnung zu schaffen.
    „Mr. Carsington ist heute nicht ganz er selbst“, erwiderte Mirabel an seiner Stelle, und ihre Stimme klang ruhig, wenngleich ihr Herz laut pochte und ihr entsetzlich beklommen zumute war. „Er hat sich den Knöchel verstaucht und ..." Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „Ich bin mir nicht sicher, ob er eine Gehirnerschütterung davongetragen oder sich nur sehr verkühlt hat, aber er fühlt sich nicht gut.“
    „Von dem Unfall habe ich gehört“, sagte der Captain. „Ich kam gerade aus Matlock, als ich dem Jungen begegnet bin, den Sie zu Dr. Woodfrey geschickt haben. Bevor der Doktor kommt, wird es aber wohl noch eine Weile dauern, fürchte ich. Er hat beide Hände voll mit Notfällen zu tun.“
    „Ich bin nie krank“, meldete Mr. Carsington sich zu Wort. Er saß seitwärts auf dem Stuhl und hatte einen Arm über die Lehne gelegt. „Nie. Aber wie dem auch sei - dieser große, stinkende Haufen. Sie hätten es auch nicht dort zurückgelassen. Ich habe einen wirklich robusten Magen, aber das war schlicht ekelerregend. Und sie hatten es höllisch eilig damit. Sie wissen ja, wie sie sind.“ Der letzte Satz war ausdrücklich an Captain Hughes gerichtet, der wohl kaum besser als Mirabel darüber Bescheid wissen konnte, wovon die Rede war.
    Doch er nickte bedächtig und sagte: „Das will ich wohl meinen.“
    „Oder vielleicht

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