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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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riefen Alistair in Erinnerung, dass er ja noch immer halb entblößt war, gekleidet in ein Nachthemd, das ihm nicht gehörte. Der Stoff war grober gewebt als die Textilien, die er gewohnt war und bevorzugte. Für das Hemd sprach jedoch, dass es lang genug war, das unansehnliche Narbengeflecht auf seinem Oberschenkel zu verbergen.
    Er winkte ab, als der Captain Anstalten machte, ihm helfen zu wollen, und ging zurück zum Bett, das nur wenige Schritte entfernt stand.
    Taktvoll trat Miss Oldridge an eines der Fenster und blickte hinaus, bis er seinen lädierten Körper auf sehr unelegante Weise wieder ins Bett gehievt hatte.
    Es war still im Zimmer, und nur der Regen war zu hören, der an die Fensterscheiben prasselte. Alistair fand das Geräusch beruhigend. Von den Bettlaken stieg ein schwacher Lavendelduft auf. Alles um ihn herum war rein und makellos, wohlgeordnet und friedvoll.
    Er konnte kaum glauben, dass er diesen Ort mit jener Welt seiner Albträume hatte verwechseln können.
    „Jetzt machen Sie doch schon einen viel besseren Eindruck“, bemerkte Captain Hughes. „Nicht mehr wie der tobende Bursche mit dem wilden Blick, den ich vorgefunden hatte, als ich so unziemlich hier hereingeplatzt kam.“ Er wandte sich in Richtung des Fensters. „Sie verzeihen mir hoffentlich meine schlechten Manieren, Miss Oldridge. Ich stand gerade unten in der Eingangshalle und wartete darauf zu erfahren, ob Sie eventuell Anweisungen für mich hätten, als ich von der Unruhe auf den oberen Decks Wind bekam.“
    „Sie müssen sich für nichts entschuldigen“, beruhigte sie ihn. „Es wäre Ihnen nicht zu verdenken, wenn Sie angenommen hätten, mein Vater könnte wieder ein Zimmer in Brand gesteckt haben.“
    Alistair war noch ganz in Gedanken über einen möglichen Hirnschaden versunken, denn ihm wollte keine andere Erklärung für sein über die Maßen ungebührliches Verhalten einfallen. Doch ihre Worte rissen ihn nun aus seiner Versenkung. Er setzte sich kerzengerade im Bett auf, wodurch seine geschundene linke Körperhälfte erneut wild zu pochen begann. Aber er achtete nicht auf den Schmerz.
    „ Wieder fragte er entsetzt. „Ist es eine Gewohnheit von Mr. Oldridge, Zimmer in Brand zu stecken?“
    „Bislang ist es nur einmal vorgekommen, vor neun oder zehn Jahren“, erwiderte Miss Oldridge. „Während er einen Brief meiner Tante Clothilde las, kam ihm auf einmal eine plötzliche Erkenntnis bezüglich der Ägyptischen Dattelpalme. Aus Gründen, die nur er selbst und vielleicht noch drei andere botanisch interessierte Menschen auf dieser Welt verstehen, lassen diese Dattelpalmen ihm von Zeit zu Zeit einfach keine Ruhe. Soweit er sich später noch an die Ereignisse erinnern konnte, war es damals wieder so eine Zeit. Er sprang von seinem Schreibtisch auf und warf dabei die Kerze um, was er in seiner Aufregung jedoch nicht bemerkte.“
    Sie wandte sich vom Fenster ab. „Zum Glück hat es aber ein Dienstmädchen kurz nach Papas hastigem Aufbruch bemerkt. Der einzige Schaden war ein leicht verkohlter Schreibtisch, ein teilweise versengter Teppich und ein recht hartnäckig sich haltender Geruch nach Rauch.“
    „Das beruhigt mich sehr“, meinte Alistair. „Wenigstens wird er nicht das Haus niederbrennen.“
    Sie trat ans Bett und betrachtete ihn aufmerksam. „Ihre Gesichtsfarbe ist jetzt gesünder, als sie es noch vorhin war. Nicht mehr so fiebrig. Aber dennoch sollten wir noch einmal den Eisbeutel um Ihren Knöchel erneuern. Möchten Sie auch ein wenig Eis, um Ihren Kopf zu kühlen?“
    Seinen schmerzenden Kopf hatte Alistair beinahe vergessen. Das heftige Pochen in seinem linken Bein beanspruchte seine ganze Aufmerksamkeit. „Ja, das möchte ich durchaus“, erwiderte er. „Es ist ausgesprochen nett von Ihnen, daran zu denken. Ich werde meinerseits versuchen, das Eintreffen des Doktors in aller Ruhe zu erwarten - wenn schon nicht bei klarem Verstand.“
    Dr. Woodfrey traf recht spät am Tage ein. Er war noch jung -kaum dreißig Jahre alt -, klein, drahtig, energiegeladen und daran gewöhnt, bei Wind und Wetter unterwegs zu sein. Doch auch er konnte nicht überall gleichzeitig sein, und das plötzliche Unwetter hatte zahlreiche Zwischenfälle verursacht und noch dazu die Straßen und Wege praktisch unpassierbar gemacht.
    Trotzdem war Dr. Woodfrey so frisch und munter wie immer, als er schließlich Oldridge Hall erreichte. Nachdem er kurz mit Mirabel und Captain Hughes gesprochen hatte, ging er geradewegs hinauf zu Mr.

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