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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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man ihn seiner völlig durchnässten Oberbekleidung entledigte, und hieß ihn dann seinen verletzten Fuß hochlegen. Nachdem sie den Hausdiener Thomas losgeschickt hatte, damit er ihr das Werkzeug hole, das sie benötigte, bedeutete sie Joseph, in der Nähe zu bleiben. Dann überlegte sie, dass es wohl am besten sei, ihren Gast schon einmal auf die bevorstehende Zerstörung seiner kostspieligen Stiefel vorzubereiten.
    Sie sagte ihm zunächst, dass heißes Wasser heraufgebracht werde und er gleich ein Bad nehmen könne, bevor sie hinzufügte: „Aber ich fürchte, wir müssen Ihren Stiefel aufschneiden.“
    Er nahm die Nachricht gefasst auf, starrte einfach nur vor sich zu Boden. Aus seinem Haar tropfte Wasser und lief ihm über das Gesicht.
    „Wie nass alles ist“, stellte er fest. „Wer hätte gedacht, dass ein Mann so viel ...“ Er strich sich das feuchte Haar zurück und richtete dann den Blick auf seine Füße. „Oh! So viel Wasser. Meine Stiefel. Crewe wird Zustände bekommen.“
    Plötzlich sah er auf, und seine fiebrig glänzenden, golden schimmernden Augen begegneten den ihren. „Ich muss meine Kleidung ausziehen.“ Er zerrte an seiner völlig durchweichten Halsbinde.
    Mirabel griff nach seiner Hand, um ihn daran zu hindern. „Das Tuch ist tropfnass und der Knoten nicht einfach zu lösen. Sie zittern vor Kälte. Lassen Sie mich Ihnen helfen.“
    Er runzelte die Stirn, ließ dann die Hand sinken und hob das Kinn.
    Mirabel beugte sich vor und begann, den Knoten zu lockern, wobei sie ihre Finger durch bloße Willenskraft ruhig hielt. „Papa hat keinen Kammerdiener“, erklärte sie ihm. „Sonst würde ich ihn schicken.“ Endlich gelang es ihr, den Knoten so weit zu lösen, dass sie die Enden des Tuches hindurchziehen konnte. Sobald sie ihn von seinen Stiefeln befreit hätte, würde sie es den Dienern überlassen, ihm auch den Rest seiner Kleidung auszuziehen und beim Bad behilflich zu sein.
    „Der Duke of Wellington hält sich auch keinen Kammerdiener“, merkte Mr. Carsington dazu an. „Seine Gnaden kommt allein zurecht. Ich könnte wohl auch ohne einen auskommen. Aber Crewe hat sich schon seit jeher um mich gekümmert. Er begleitet mich überallhin. Hierhin. Dorthin.“ Schaudernd seufzte er, und sein Blick schien in weite Ferne gerichtet zu sein. „Ich stehe gleich auf. Muss auch mithelfen. Kann hier nicht herumsitzen. Mein Gott, welch eine Verschwendung! Und was werden sie auf den Grabstein schreiben?“
    Er überließ sich wieder seinem seltsamen Gemurmel. Mirabel wollte lieber nicht darüber nachdenken, was seinen Zustand bewirkt haben mochte. Ein verstauchter Knöchel löste zumindest kein Delirium aus, dessen war sie sich gewiss.
    Sie fühlte sich an das unverständliche Gemurmel ihrer Mutter im Fieberwahn jener letzten Tage erinnert - und verdrängte eilig den Gedanken daran. Sie sollte besser Zusehen, diesen Mann hier so rasch wie möglich warm und trocken zu bekommen.
    „Mr. Carsington, wir müssen Ihre Stiefel aufschneiden“, teilte sie ihm abermals mit, und es gelang ihr, ruhig und entschlossen zu klingen. „Ruiniert sind sie ohnehin.“
    Er nickte, und sie fing an, ihm die Halsbinde abzuwickeln.
    Thomas kam mit dem Messer zurück, das sie ihn zu holen gebeten hatte. Als Mr. Carsington den Diener erblickte, erstarrte er. „Nicht schneiden!“, rief er. „Es ist nur eine Fleischwunde.“
    Mirabel ließ das Linnentuch fallen und berührte sanft Mr. Carsingtons Stirn. Seine Haut glühte.
    „Die Stiefel sind völlig durchnässt“, versuchte sie ihn zu beschwichtigen. „Ihr Knöchel ist wund und sicher geschwollen. Wenn wir Ihnen den Stiefel ausziehen, könnte die Verletzung sich verschlimmern.“
    Er sah sie blinzelnd an, und ihr war, als würde sein Blick sich klären. „Ja, natürlich. Die Stiefel. Ich mache das schon.“ ,,Sie frieren“, erwiderte sie entschieden. „Ihre Hände zittern. Seien Sie bitte so vernünftig, es Joseph machen zu lassen.“ Mr. Carsington betrachtete seine Hände, die er wirklich kaum ruhig halten konnte. „Nein, nicht Joseph“, beschied er dennoch und blickte zu ihr auf. „Sie. Besonnene, ruhige Hände. Wir wollen doch stets einen kühlen Kopf bewahren, nicht wahr? Schlitzen Sie ruhig beide ordentlich auf, Miss Oldridge. Ich meine natürlich die Stiefel. Und lassen Sie sich nicht beirren, sollte ich derweil laut aufschluchzen. Diese Stiefel waren mir so lieb und teuer.“ Er grinste sie an wie ein schelmischer Junge. „Dieser vielsagenden Wendung

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