Ein unversoehnliches Herz
späteren Zeitpunkt einmal bei Dir daheim zu empfangen und der schwedischen Kolonie vorzustellen, wenn er sich gut macht . Wenn Du ihn auf der Stelle als Gast empfangen würdest, fürchte ich zum einen, dass Du ihn nicht ertragen könntest, und bin mir zum anderen ziemlich sicher, dass er es daraufhin als sein verbürgtes Recht auffassen würde, wo immer er hinkommt, wie ein Prinz auf Reisen empfangen zu werden, was natürlich ausgesprochen schädlich für ihn wäre. Allerdings darfst Du natürlich auch in dieser Hinsicht ganz danach handeln, wie er sich Dir präsentiert.
3) Dass Du ihn, nachdem Du in diesem Sinne mit ihm gesprochen hast, nicht noch einmal persönlich empfängst. Er wird zweifellos täglich im Konsulat auftauchen, um mit Dir über »etwas ganz Bestimmtes« sprechen zu wollen, aber es wird mit Sicherheit nichts Neues sein und im Anschluss nur darum gehen, sich Geld zu leihen; ich möchte Dich bitten, dass Deine Sekretärin oder ein anderer geeigneter Mitarbeiter ihn dann mit dem Bescheid wegschickt, dass Du nicht zu sprechen bist, und natürlich auch ohne ein Darlehen.
4) Ihm unverzüglich eine möglichst billige Unterkunft zu besorgen. Du musst dabei bedenken, dass er bis auf Weiteres nicht unserer gesellschaftlichen Klasse angehört, sich vielmehr hocharbeiten muss, und seine Lebensbedingungen sich danach zu richten haben werden.
5) Ihm Übersetzungsarbeiten irgendwelcher Art zu verschaffen, wenn möglich einigermaßen regelmäßig, z. B. bei einer der anspruchsloseren Illustrierten à la Filmblatt , Das Neueste oder ähnlichen Publikationen oder natürlich noch besser als Korrespondent in einem Büro. Nach allem, was seine Lehrer und andere, die es wissen müssten, mir gesagt haben, hat er eine ziemlich ausgeprägte Sprachbegabung, möglicherweise sein einziges intellektuelles Talent. Die deutsche Sprache beherrscht er einigermaßen perfekt, und Übersetzungen machen ihm Spaß, was man sich unter Umständen zunutze machen könnte, da man in Australien, nach allem, was ich höre, bei Bedarf lieber einen voll und ganz des Deutschen mächtigen Schweden als einen waschechten Deutschen nimmt. Englisch liest er ebenso gut wie Schwedisch, und wenn er hier bei uns kürzere Zeit mit einem Engländer zusammen gewesen ist, soll er auch diese Sprache fließend gesprochen haben.
6) Sämtliche schwedischen Konsulate in Australien schriftlich anzuweisen, ihm kein Geld zu leihen. In vergleichbaren Fällen sollst Du hierzu vom Außenministerium aufgefordert worden sein, aber da ich Dir ohnehin schreiben wollte, bat man mich dort (im Außenministerium), Dich selbst hierum zu bitten. Solltest Du, ohne ihm zu schaden, den in der schwedischen Kolonie am ehesten in Frage kommenden Personen einen Wink geben können, dass er in dieser Beziehung unzuverlässig sein könnte oder etwas Ähnliches, würde ich Dich auch darum bitten. Ich werde jedenfalls keine Schulden begleichen können, die er da draußen macht.
7) Falls alle Pläne scheitern sollten, möchte ich Dich bitten, alles in Deiner Macht Stehende zu tun, um ihn an einer Heimreise zu hindern, und ihm vor allem unter gar keinen Umständen Geld zu leihen oder zu einer Heuer auf einem Schiff oder etwas Ähnlichem zu verhelfen. Sollten sich die australischen Behörden in irgendeiner Form seiner annehmen, wirst Du davon natürlich in Kenntnis gesetzt werden und wirst ihnen daraufhin mitteilen müssen, dass weder sein Vater noch ein anderer Verwandter seine Heimreise bezahlen können; der schwedische Staat bezahlt sie, laut Außenministerium, auch nicht. Ich möchte Dich insbesondere bitten, die Kapitäne auf den Schiffen der Transatlantic aufzufordern, sich nicht weiter mit ihm zu befassen.
8) In diesem extremen Fall – falls alles schiefgeht – möchte ich Dich bitten zu versuchen, ihn an einen Ort zu schaffen, an dem er mit möglichst wenig Geld vegetieren kann; ich habe gehört, dass so etwas auf den französischen Pazifikinseln möglich sein soll, aber den Ort wirst Du natürlich den Umständen entsprechend wählen müssen. Generell wäre es natürlich das Beste, wenn Du ihn schnellstmöglich von Sydney fort aufs Land oder in eine kleinere Stadt lotsen könntest.
9) Ansonsten gilt das Geld betreffend, dass ich absichtlich keine konkrete Summe und keinen genauen Zeitpunkt genannt habe, und dass ich ihm bis auf Weiteres nicht mehr als allerhöchstens 1½ Pfund in der Woche, das heißt ungefähr 125 Kronen im Monat, zukommen lassen kann. Ich möchte Dich
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