Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
begeisterte Zustimmung, die er sich insgeheim gewünscht hatte, jedoch immerhin ein erster Erfolg. Selbst schuld, dachte er. Warum begehrte er ausgerechnet die einzige Frau, die sein gutes Aussehen, sein Titel und sein Reichtum nicht beeindruckten. Das konnte man wirklich nur als seltsame Fügung des Schicksals bezeichnen.
Er könnte sie verführen … Der Gedanke übte unbestritten einen unwiderstehlichen Reiz auf ihn aus. Für den Moment verneigte er sich allerdings nur höflich und erklärte: »Also gut. Dann ist es ausgemacht, und wir betrachten uns als verlobt.«
Kapitel 3
Das Klopfen an der Tür erschreckte sie zutiefst. Trotzdem gelang es Louisa, ganz ruhig auf dem kleinen Stuhl vor dem Toilettentisch sitzen zu bleiben und Haltung zu bewahren.
Sie hatte A gesagt, also musste sie auch B sagen. Sie dachte an die göttliche Fügung, die ihr Vater so gerne beschwor, doch sicher meinte er etwas ganz anderes damit.
Sie war durchgebrannt.
Einfach weggelaufen. Mit dem jüngsten Sohn des Dukes of Sanford, von dem sie sich zu diesem höchst gewagten Unternehmen überreden ließ. Etwas Unschicklicheres hatte sie ihr ganzes Leben noch nicht getan, und sie wusste nicht so recht, wie sie sich eigentlich dabei fühlen sollte. Reumütig? Nein, denn sie war bis über beide Ohren leidenschaftlich verliebt und würde es niemals bereuen, Charles geheiratet zu haben.
Andererseits wusste sie sehr genau, dass diese Geschichte zwangsläufig Konsequenzen nach sich zog.
Die Reaktion ihres sittenstrengen, frommen Vaters konnte sie sich fast bildlich vorstellen. Er würde wütend sein. Nicht nur weil sie durchgebrannt war, sondern einer anderen Frau überdies ihren Verlobten ausgespannt hatte. Das stellte in seinen Augen mindestens eine ebenso schwere Sünde dar.
Ganz zu schweigen natürlich von der herzoglichen Familie, die eine Pfarrerstochter nicht gerade mit offenen Armen willkommen heißen würde. Wenn überhaupt. Allerdings war ihr Vater über den adligen Schwiegersohn ebenfalls wenig begeistert. Obwohl der Duke in seinem Pfarrsprengel als Gönner auftrat, hatte der Vikar keine besonders hohe Meinung von der Aristokratie. Vor allem wegen des, wie er fand, sittenlosen Lebenswandels, worin ihn Charles’ Verhalten nur bestätigte.
Schon immer war ihm insbesondere der jüngere Caverleigh-Spross ein Dorn im Auge gewesen, ein Beispiel für den Verfall moralischer Werte, wie er das zu nennen pflegte. Sie hingegen war Charles gleich verfallen. Er hatte ihr so offen all seine Verfehlungen gestanden, dass er mit dieser Ehrlichkeit ihr Herz für sich im Sturm eroberte.
Und jetzt war sie hier. Saß in einem kleinen Gasthaus jenseits der Grenze auf schottischem Boden als verheiratete Frau. Und vor der Tür stand ihr Ehemann, der bereits ein zweites Mal klopfte. Diesmal drängender. Es war immerhin ihre Hochzeitsnacht.
Und auch wenn sie sich beklommen fühlte, konnte sie keinen Rückzieher mehr machen und Charles die ganze Nacht im Korridor warten lassen. Nicht dass er sich noch den Tod holte bei dem rauen, unfreundlichen Klima, das hier im Norden herrschte. Hinter York hatte es angefangen zu nieseln und seither nicht wieder aufgehört. Sie hörte den Regen gegen das tief in die dicke Mauer eingelassene Fenster klopfen.
Charles war so taktvoll gewesen, das hübsche Zimmer zu verlassen, damit sie sich ungestört entkleiden und für die Nacht herrichten konnte. Jetzt hatte er offenbar lange genug unten in der Gaststube gewartet. Sie würden sich nicht nur dieses Zimmer, sondern auch das einzige Bett teilen.
Obwohl sonst eine beherzte junge Dame, fühlte sie sich in diesem Moment ein wenig mutlos. Sie erhob sich, ging zur Tür und entriegelte sie, um Charles einzulassen.
Er war so groß, dass er den Kopf einziehen musste, und brachte einen Schwall kalter Luft mit in den behaglichen kleinen Raum, in dem ein wärmendes Feuer flackerte. Louisa verspürte ein plötzliches Zittern, das eher ihrer nervösen Anspannung zuzuschreiben war als der Kälte. Trotzdem zog sie ihren Morgenmantel noch etwas enger um sich, wie Charles leicht belustigt bemerkte. Bedeutungsvoll lächelte er sie an … Die Krawatte hatte er bereits abgelegt und den obersten Knopf seines Hemdes geöffnet.
Er sah aus wie die personifizierte Versuchung.
Und mit diesem hochgewachsenen, attraktiven Mann mit den herausfordernd blitzenden Augen war sie tatsächlich verheiratet? Louisa konnte es noch immer nicht ganz begreifen. Sie, das Mädchen aus einem strengen, ziemlich
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