Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
kümmerte sich um die Verwaltung des riesigen Besitzes und mischte in der Politik mit, sein Privatleben hingegen schirmte er vor den Augen der Öffentlichkeit weitgehend ab. Auch seine Affären. Eigentlich kannte niemand sein wahres Wesen, doch Lucien war fest davon überzeugt, sie könnte die eine sein, die ihn zu verstehen und sein Leben zu bereichern vermochte.
Mit anderen Worten: Er musste Vivian von sich überzeugen. Die einzige Frau, die er wirklich aus tiefstem Herzen zu heiraten wünschte. Zweifellos leichter gesagt als getan, aber trotz seiner romantischen Anwandlungen verfügte er über eine gute Portion Selbstbewusstsein.
»Warum nicht ich?«, wiederholte er mit sanfter Stimme, obwohl es für ihn eine schmerzliche Frage war.
Vivian erhob sich. Obwohl äußerlich gelassen, erkannte er einen Anflug von Panik in ihren Augen. »Ich gestehe, ich kann es noch immer nicht fassen, dass es dir damit ernst ist.«
Er hatte sich ebenfalls erhoben und beobachtete, wie sie das Zimmer durchquerte und vor einem der hohen Fenster stehen blieb. Sie gingen auf den Garten hinaus, und er fragte sich, ob sie selbst in diesem Moment ihr Augenmerk auf die Bäume und Pflanzen richtete.
Er war weder ein alter Freund aus Kindertagen wie Charles, noch teilte er ihre Leidenschaft für exotische Gewächse. Und mit den jungen Stutzern, die viel zu dumm waren, um ihre Klugheit zu würdigen, hatte er schon gar nichts gemein. Er war einfach ein Mann, der sie wegen ihrer erfrischenden Ehrlichkeit und ihrer Intelligenz schätzte, der ihre Schönheit bewunderte und der sie, ja, begehrte.
Wenn das keine Liebe war, wusste er nicht weiter.
Stumm trat er hinter sie und musste dem Drang, sie zu berühren, widerstehen. Ihre Haltung wirkte angespannt, ihre Miene seltsam entrückt. Sie schaute unverändert nach draußen.
Leise sprach er sie an. »Vivian.«
Sie drehte sich um. Ihr Lächeln geriet etwas schief. »Wie kommt das nur? Allein wenn du den Namen einer Frau aussprichst, hat man das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Als seist du ehrlich um einen besorgt. Das muss eine Kunst sein, die sich nur mit viel Übung und Sorgfalt perfektionieren lässt.«
»Oder«, widersprach er und lächelte unverbindlich, »dieser Mann wünscht einfach, dass sie sich endlich umdreht, um mit ihr von Angesicht zu Angesicht zu sprechen.«
»Klingt logisch. Du bist wirklich sehr gut darin, alles sehr vernünftig darzulegen.«
»Anders als man landläufig annimmt, habe ich eine ganze Menge Interessen. Und für eine attraktive Frau bin ich, ebenfalls entgegen meinem Ruf, durchaus empfänglich.«
»Du findest mich attraktiv?« Sie zog ihre hübsch geschwungenen Brauen fragend nach oben.
»Aber ja, und das meine ich ganz ehrlich.«
Wieder errötete sie, und er ertappte sich dabei, dass er das ganz reizend fand. Sonst hatte er das immer wie albernes Kichern als Backfischgetue verachtet … mit ein Grund, Debütantinnen zu meiden. Die Frauen, die er sich als Bettgefährtinnen wählte, hatten meist schon vor über einem Jahrzehnt vergessen, wie man errötete.
Den Blick fest auf ihn gerichtet, schob sie energisch ihr wohlgeformtes Kinn vor, sagte jedoch nichts.
Er wechselte das Thema. »Charles hat erwähnt, du hättest eine neue Apfelsorte gezüchtet. Indem du die Teile eines Zweiges auf einen anderen gesteckt hast und beide Sorten so zusammenwachsen konnten. Stimmt das? Ich habe bereits davon gehört, aber es mit eigenen Augen noch nie gesehen.«
Sie lachte, und ihre Stimme bekam einen leicht spöttischen Unterton. »Siehst du, das meine ich. Wenn man mich bewundert, dann nicht wegen meines Lächelns oder meines charmanten Wesens, sondern wegen meiner botanischen Kenntnisse oder meiner geschickten Hand bei der Veredelung von Pflanzen. Ja, es stimmt. Diese Technik hat mir vor längerer Zeit einer unserer Gärtner gezeigt. Er züchtete auf diese Weise neue Rosen. Später habe ich selbst ein wenig experimentiert und mir überlegt, was wohl passiert, wenn man das Gleiche mit Obstbäumen macht.«
»Und das hat geklappt?«
»Mit aller gebührenden Bescheidenheit, ja. Wollen wir nicht lieber zum ursprünglichen Thema zurückkehren?« Ihr Gesicht wurde wieder ernst, denn auf diesem Terrain fühlte sie sich weit weniger sicher. »Habe ich überhaupt eine Wahl? Vermutlich verlangt mein Vater von mir, dass ich dein Angebot annehme, und würde ein Nein kaum akzeptieren. Also lautet meine Antwort, sofern es dir wirklich ernst ist, Ja.«
Das war nicht gerade die
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