Ein unwiderstehliches Angebot: Roman (German Edition)
vermute ich, dass du das nicht nur billigend in Kauf nimmst, sondern auch dein Teil dazu beigetragen hast.«
Verblüfft schwieg Vivian. Mit dieser Bemerkung traf er den Nagel ziemlich auf den Kopf. Was sie irgendwie beunruhigte, bewies es doch einmal mehr, dass er sie sehr gut kannte.
Sie atmete tief durch und legte sich die passenden Worte zurecht, ehe sie vorsichtig erwiderte: »Nun gut, in der Tat habe ich letztlich aus freien Stücken bisher nicht geheiratet. Wenngleich ich allerdings einschränkend hinzufügen muss, dass die Angebote nicht sonderlich reizvoll waren. Jedenfalls nicht vergleichbar mit denen, wie sie die gefragten jungen Damen erhalten. Nein, es war niemand darunter, der mein Interesse geweckt hätte. Bei der Gelegenheit fällt mir ein, dass man dich nie einer hübschen Debütantin den Hof machen sah. Warum jetzt ausgerechnet ich?«
»Ich mag keine geistlosen Frauen.«
Er bedachte sie erneut mit seinem berüchtigten Lächeln. Seine Lippen verzogen sich leicht, und winzige Fältchen umrahmten seine bemerkenswerten Augen, während sein Blick mit eindeutig unanständigem Interesse über ihren Körper glitt. Obwohl schon andere Männer Vivian so angeschaut hatten, konnte sie nichts gegen die Schamesröte tun, die ihre Haut überzog. Es fühlte sich an, als würde er sie berühren. Und trotz ihrer geringen Erfahrung ahnte sie, dass er genau das bezwecken wollte.
War Charles vielleicht doch nicht der einzige Caverleigh, der wusste, wie man eine Frau herumbekam? Wie auch immer. Lucien verfügte bestimmt über eine Menge Kenntnisse auf diesem Gebiet, und deshalb sollte sie sich auf ein solches Spiel lieber erst gar nicht einlassen.
»Der Gedanke gefällt mir. Keine geistlose Frau zu sein, meine ich.« Sie bemühte sich krampfhaft, irgendetwas Witziges zu sagen, aber in Wahrheit war sie auf diese ganze Situation völlig unvorbereitet und fühlte sich restlos überfordert, wenn nicht gar verloren.
»Das bist du ganz gewiss nicht. Andersfalls wäre ich heute nicht hergekommen, um dich von der Ernsthaftigkeit meines Angebots zu überzeugen. Also? Bekomme ich eine Antwort?«
Das alles ging ihr viel zu schnell. Sie hatte mit allem Möglichen gerechnet – vor allem Vorwürfen, dass sie Charles unterstützt hatte –, jedoch nicht im Geringsten mit dieser Möglichkeit. Sie als Marchioness, später als Duchess.
Einfach lächerlich.
»Jetzt sofort? Gibst du mir keine Zeit, darüber nachzudenken? Du kannst eigentlich nicht eine so rasche Antwort verlangen«, wich sie seiner Frage aus.
»Genau das tue ich. Sobald man da draußen angefangen hat, über meinen Bruder zu reden, wird unsere Verlobung fragwürdig aussehen. Wie ein Ablenkungsmanöver. Und das möchte ich vermeiden.«
Wenigstens hielt er ihr nicht vor, sie müsse dankbar sein, einen solchen Antrag überhaupt zu bekommen … was die meisten denken würden. Charles musste für die Tochter eines Baronets bereits als gute Partie gelten, um die sie die meisten beneidet hätten. Und jetzt auch noch Lucien, der Titelerbe … das würde das Gesprächsthema der Saison. Dabei wollte sie keinerlei Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Ganz im Gegenteil. Die Situation war vertrackt.
Immerhin wären alle zufrieden. Ihre Mutter, weil sie nie mit einem derartigen gesellschaftlichen Aufstieg gerechnet hatte; Sir Edwin, weil es für seine Frau keinen Grund mehr zum Jammern gab; der Duke, weil er seinen zaudernden Ältesten schon seit Langem verheiratet sehen wollte, und Lucien, weil er die ewigen Vorhaltungen, an den Fortbestand der Familie zu denken, nicht mehr hören konnte. Und Charles profitierte insofern davon, dass sich niemand mehr für sein skandalöses Verhalten interessierte.
Aber was sprang bei diesem Komplott eigentlich für sie heraus? Bei dieser arrangierten Ehe zur Ehrenrettung der Familie?
Nach ihrer ersten desaströsen Saison hatte Vivian zwar beschlossen, sich nicht länger romantischen Sehnsüchten hinzugeben, doch jetzt merkte sie, dass ihr das nicht wirklich gelungen war.
Für Lucien sah es immer noch so aus, als würde sie sein Angebot ablehnen.
Nachdenklich musterte er die junge Frau, die ihm da gegenübersaß, und überlegte, welch absurde Wendungen das Schicksal manchmal nahm. Jahrelang hatte er bewusst alles vermieden, was ihn nur in die Nähe einer Ehe bringen konnte, und mit einem Mal warf er alle Vorsicht über den Haufen. Vergaß alle Grundsätze, ging ihr nicht länger aus dem Weg und hielt um ihre Hand an.
Letztlich aus einer
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