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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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seiner schweren Verletzungen war er immer noch ein Vampir, dem ich nicht gewachsen war, solange mir nicht irgendwas Großartiges einfiel. Also sah ich zu und wartete, doch schließlich konnte ich es nicht mehr ertragen, wie er Eric misshandelte. Die Fußtritte eines Vampirs sind wahrlich keine Lappalien, sondern äußerst schmerzhaft. Und außerdem spielte Sigebert noch genüsslich mit einem Dolch herum.
    Was war meine größte Waffe? Okay, mein Auto. Ich spürte einen kleinen Stich des Bedauerns. Es war das beste Auto, das ich je gehabt hatte, und Tara hatte es mir für einen Dollar verkauft, als sie sich ein neueres anschaffte. Aber es war meine einzige Waffe, die wenigstens eine Delle in Sigebert hinterlassen würde.
    Also schlich ich zurück und betete, Sigebert möge so sehr ins Foltern vertieft sein, dass er das Klicken der Autotür nicht hören würde. Den Kopf aufs Lenkrad gelegt, dachte ich so angestrengt nach wie noch nie zuvor. Ich führte mir noch einmal den Parkplatz, das umliegende Gelände und die Lage der gefesselten Vampire vor Augen, holte tief Luft und ließ den Motor an. Ich fuhr ums Merlotte's herum. Warum nur konnte sich mein Auto nicht in die Himmelsbambussträucher drücken wie ich vorhin? In einem weiten Bogen fuhr ich auf den Parkplatz, die Scheinwerfer erfassten Sigebert, und dann trat ich das Gaspedal durch und hielt direkt auf ihn zu. Er versuchte auszuweichen, doch sonderlich schlau war er ja nie gewesen, und so erwischte ich ihn am nackten Arsch (buchstäblich, denn Sigebert hatte tatsächlich die Hosen heruntergelassen; über seine weiteren Folterpläne wollte ich lieber gar nicht nachdenken) und traf ihn so hart, dass er in hohem Bogen in die Luft flog und mit einem dumpfen Geräusch aufs Autodach knallte.
    Ich schrie und trat auf die Bremse, denn weiter als bis hierher reichte mein Plan nicht. Sigebert rutschte an der Rückseite des Autos herunter, hinterließ eine scheußliche dunkle Blutspur auf der Scheibe und verschwand aus meinem Blickfeld. Vor lauter Angst, dass er im Rückspiegel wieder auftauchen könnte, haute ich den Rückwärtsgang rein und trat wieder aufs Gaspedal. Bump. Bump . Ich hielt an. Mit dem Softballschläger in der Hand sprang ich raus und sah, dass Sigebert mit beiden Beinen und dem halben Rumpf unter das Auto geraten war. Ich rannte zu Eric und begann, an einer Silberkette herumzufingern, wobei er mich mit aufgerissenen Augen anstarrte. Castro fluchte auf Spanisch, ausgiebig und akzentfrei, und Sam rief: »Schnell, Sookie, schnell!«, was meiner Konzentration nicht gerade förderlich war.
    Ich ließ von der verdammten Silberkette ab, schnappte mir den großen Dolch und befreite Sam, damit er mir helfen konnte. Als ich an den Stricken säbelte, kam der Dolch seiner Haut so nahe, dass er ein-, zweimal ängstlich aufschrie, aber ich gab mein Bestes, und er blutete nicht. Und eins muss man ihm lassen: Sobald er seine Fesseln los war, rannte Sam wie der Blitz zu Castro und begann, ihn zu befreien, während ich zu Eric zurücklief, den Dolch weglegte und wieder an seinen Fesseln hantierte. Und weil ich jetzt schon einen Verbündeten hatte, der mich tatkräftig unterstützte, konnte ich mich besser konzentrieren, die Silberketten um Erics Beine und Knöchel lösen (wenigstens weglaufen könnte er jetzt, das war wohl mein Hintergedanke) und dann, etwas langwieriger, auch die um seine Arme und Handgelenke. Die Silberketten waren mehrmals um ihn gewunden worden, und Sigebert hatte auch dafür gesorgt, dass sie Erics Hände berührten. Sie sahen grauenhaft aus. Castro hatte sogar noch mehr unter den Ketten gelitten, weil Sigebert ihm sein schönes Cape ausgezogen und das Hemd geöffnet hatte.
    Ich hatte eben die letzte Silberkette gelöst, da stieß Eric mich heftig von sich, griff nach dem Dolch und sprang so rasend schnell auf, dass sein Umriss vor meinen Augen verschwamm. Und schon war er auf Sigebert gelandet, dem es tatsächlich gelungen war, das Auto anzuheben, um seine Beine zu befreien. Im nächsten Moment hätte er einfach darunter hervorkriechen und wieder aufstehen können.
    Hatte ich erwähnt, dass es ein großer Dolch war? Und äußerst scharf muss er auch gewesen sein, denn Eric hatte Sigebert kaum erreicht, da war der Kriegervampir auch schon einen Kopf kürzer.
    »Oh«, stieß ich zitternd hervor und plumpste auf den kalten Schotter des Parkplatzes. »Oh, wow.« Wir alle blieben gute fünf Minuten lang keuchend sitzen, wo wir saßen. Dann stand Sam auf

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