Ein Vampir für alle Fälle
in aller Öffentlichkeit Sex mit einer jungen Werwölfin gehabt zu haben, vor allem so bald nach dem Tod seiner Freundin. Es steckte ein ganzes Bündel von Gefühlen in seinen Gedanken, und er wurde rot, als er an mein Autofenster trat.
»Sookie, ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dir für deine Hilfe in jener Nacht zu danken. Es war wirklich ein Glück für uns, dass dein Boss dich begleitet hat.«
Was für ein Glück, ja, zumal du mir sicher nicht, so wie er, das Leben gerettet hättest. »Kein Problem, Alcide«, sagte ich wunderbar ruhig und gelassen. Herrje, ich würde mir doch nicht den Tag vermiesen lassen. »Haben sich die Dinge in Shreveport wieder etwas beruhigt?«
»Die Polizei scheint keine Spur zu haben.« Er blickte sich prüfend um, ob auch niemand in Hörweite war. »Den Ort des Geschehens haben sie immer noch nicht gefunden, und inzwischen hat es viel geregnet. Wir hoffen, dass sie eher früher als später ihre Nachforschungen einstellen.«
»Und ihr alle plant noch, an die Öffentlichkeit zu treten?«
»Es wird schon bald so weit sein. Ich stehe mit Leitwölfen anderer Rudel aus der Gegend in Kontakt. Bei uns gibt's ja kein Treffen aller Anführer so wie bei den Vampiren, die für jeden Bundesstaat einen haben. Dazu sind es einfach viel zu viele Leitwölfe. Aber wir stehen kurz davor, unter den Leitwölfen jedes Bundesstaates jeweils einen Vertreter zu wählen, der dann zu einer Nationalversammlung fährt.«
»Klingt wie ein Schritt in die richtige Richtung.«
»Vielleicht bitten wir sogar die anderen Wergeschöpfe, sich uns anzuschließen. Sam beispielsweise könnte als Verbündeter zu meinem Rudel gehören, auch wenn er kein Werwolf ist. Und es wäre gut, wenn einsame Wölfe wie Dawson wenigstens zu einigen der Rudelpartys kämen... sich uns bei Vollmond anschließen oder so was.«
»Dawson scheint sein Leben zu gefallen, so wie es ist«, sagte ich. »Und ob Sam sich mit euch offiziell verbünden will, musst du mit ihm selbst besprechen.«
»Sicher. Du scheinst aber eine Menge Einfluss auf ihn zu haben. Da dachte ich, ich erwähne es mal.«
Das sah ich gar nicht so. Sam hatte eine Menge Einfluss auf mich, aber ob ich auch welchen auf ihn hatte ... da war ich mir nicht sicher. Alcide begann, von einem Fuß auf den anderen zu treten, was mir genauso wie seine Gedanken verriet, dass er weiterwollte, welche Angelegenheiten auch immer ihn nach Bon Temps geführt hatten.
»Alcide«, sagte ich einer plötzlichen Eingebung folgend, »eins würde ich gern wissen. Wer hat eigentlich die Kinder der Furnans aufgenommen?«
Alcide sah mich an, dann wandte er den Blick ab. »Libby Furnans Schwester. Sie hat drei eigene, aber sie sagte, sie würde die Kinder gern zu sich nehmen. Geld ist genug da. Und wenn es so weit ist, dass sie ins Collegealter kommen, werden wir sehen, was wir für den Sohn tun können«
»Für den Sohn?«
»Nur er gehört zum Rudel.«
Hätte ich jetzt einen Ziegelstein zur Hand gehabt, ich hätte ihn ohne Zögern gegen Alcide eingesetzt. Großer Gott. Ich holte tief Luft. Okay, um ihm nicht unrecht zu tun: Es ging nicht um das Geschlecht des Kindes. Es ging um Vollblütigkeit.
»Vielleicht reicht die Versicherungssumme auch noch für das Mädchen«, fügte Alcide hinzu, der ja kein Dummkopf war. »Dazu hat die Tante sich nicht allzu klar geäußert, aber sie weiß, dass wir helfen werden.«
»Und weiß sie, wer › wir ‹ ist?«
Alcide schüttelte den Kopf. »Wir haben ihr erzählt, dass Furnan einer Geheimgesellschaft angehört habe, so was wie die Freimaurer.«
Nun schien alles gesagt zu sein.
»Viel Glück«, wünschte ich ihm, obwohl er davon schon mehr als genug gehabt hatte, ganz egal, wie man über den Tod der beiden Frauen dachte, die seine Freundinnen gewesen waren. Schließlich hatte er selbst überlebt und das Ziel seines Vaters erreicht.
»Danke, und noch einmal vielen Dank für deinen Anteil an unserem Sieg. Du bist immer noch eine Freundin des Rudels«, sagte er sehr ernst. Seine schönen grünen Augen ruhten auf meinem Gesicht. »Und du bist mir eine der liebsten Frauen auf der Welt«, fügte er unerwartet hinzu.
»Danke, das ist ein sehr schönes Kompliment, Alcide«, sagte ich und fuhr davon. Wie gut, dass ich mit ihm gesprochen hatte. Alcide war sehr viel erwachsener geworden in den letzten Wochen. Alles in allem wandelte er sich zu einem Mann, den ich noch viel mehr mochte als den alten.
Ich werde nie all das Blut und die Schreie jener
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