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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Nicht zu eilig, wie ich hoffte. Na, jedenfalls versuchte ich, ganz normal zu gehen. Aber als ich in der Küche war, rannte ich gleich weiter durch die Hintertür und über die Veranda durch die Fliegengittertür hinaus auf den Hof.
    Falls ich gehofft hatte, von Hadleys geisterhafter Stimme einen Rat zu empfangen, so wurde ich enttäuscht. Vampire gehen nach ihrem endgültigen Tod nicht als Geister um, soweit ich weiß. Einige Vampire glauben sogar, sie hätten keine Seele. Wer weiß. Das liegt wohl ganz bei Gott. Tja, hier rannte ich nun also herum und führte Selbstgespräche, nur damit ich nicht über Hadleys Kind nachdenken musste und über die Tatsache, dass ich von diesem Kind noch nie etwas gehört hatte.
    Vielleicht lag es auch bloß an Copley Carmichaels Art. Vielleicht musste er jedem zeigen, wie unerschöpflich sein Wissen doch war, um dadurch den Leuten, mit denen er zu tun hatte, seine Macht zu demonstrieren.
    Aber ich musste wieder hineingehen, schon wegen Amelia. Ich wappnete mich innerlich, knipste mein immerwährendes Lächeln an - auch wenn es diesmal etwas schief und nervös ausfiel -, und schon war ich wieder im Wohnzimmer, setzte mich zu Amelia und strahlte in die Runde. Erwartungsvoll sahen sie mich an. Erst da bemerkte ich, dass das Gespräch anscheinend stockte.
    »Ach«, sagte Copley plötzlich. »Jetzt hätte ich fast vergessen, dir etwas zu erzählen, Amelia. Letzte Woche hat jemand für dich angerufen, eine Frau, die ich nicht kenne.«
    »Wie heißt sie denn?«
    »Oh, Moment. Mrs Beech hatte es doch aufgeschrieben, bevor sie durchstellte. Ophelia? Octavia? Ja, Octavia Fant. Das ist es. Ein ungewöhnlicher Name.«
    Amelia sah aus, als würde sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. Ihre Gesichtsfarbe wechselte schlagartig, und sie musste sich mit der Hand an der Sofalehne festhalten. »Bist du sicher?«, fragte sie.
    »Ja, ganz sicher. Ich habe ihr deine Handynummer gegeben und ihr gesagt, dass du in Bon Temps wohnst.«
    »Danke, Dad«, krächzte Amelia. »Ah, ich wette, das Essen ist gleich fertig. Ich gehe mal schnell nachschauen.«
    »Hat Sookie nicht gerade erst nach dem Essen gesehen?« Er setzte das breite, nachsichtige Lächeln eines Mannes auf, der denkt, wie furchtbar albern Frauen doch sein können.
    »Oh, stimmt, aber jetzt dauert's nicht mehr lange«, sagte ich, während Amelia so schnell aus dem Zimmer flitzte, wie ich es vorhin gern getan hätte. »Und es wäre doch schade, wenn es anbrennt. Amelia hat sich so viel Mühe gegeben.«
    »Kennen Sie diese Ms Fant?«, fragte Copley.
    »Nein, dazu kann ich nichts sagen.«
    »Amelia wirkt ja beinahe verängstigt. Es versucht doch nicht irgendjemand, meiner Tochter etwas anzutun, oder?«
    Er war ein ganz anderer Mann, als er diese Worte aussprach, ein Mann, der mir beinahe sympathisch war. Egal, wie er sonst sein mochte - Copley Carmichael war auch ein Vater, der nicht wollte, dass irgendwer seiner Tochter wehtat. Keiner außer ihm selbst jedenfalls.
    »Das glaube ich nicht.« Ich wusste, wer Octavia Fant war, weil ich es in Amelias Gedanken gelesen hatte. Doch solange sie selbst es nicht laut aussprach, konnte ich mich dazu nicht äußern. Manchmal vermischten sich die Dinge, die ich laut ausgesprochen hörte, mit denen, die ich nur in meinem Kopf wahrnahm, und alles geriet mir durcheinander - einer der Gründe, warum viele mich für ziemlich verrückt hielten. »Sie sind Bauunternehmer, Mr Carmichael, nicht wahr?«
    »Copley, bitte. Ja, unter anderem.«
    »Ihr Geschäft boomt zurzeit sicher.«
    »Selbst wenn meine Firma zweimal so groß wäre, kämen wir mit den Aufträgen nicht hinterher«, sagte er. »Aber es tut mir in der Seele weh, New Orleans so zerstört zu sehen.«
    Seltsam, aber das glaubte ich ihm aufs Wort.
    Das Abendessen verlief recht angenehm. Falls Amelias Vater irritiert darüber war, dass wir in der Küche aßen, so ließ er es sich nicht anmerken. Da er Bauunternehmer war, bemerkte er natürlich, dass der Küchenanbau des Hauses ganz neu war, und so erzählte ich ihm von dem Brand - das hätte schließlich jedem zustoßen können, oder? Den Teil mit dem Brandstifter ließ ich trotzdem lieber weg.
    Copley schien das Essen zu schmecken, und er lobte Amelia, die sich mächtig darüber freute. Er trank dazu noch ein Glas Wein, aber nicht mehr, und aß auch nicht übermäßig viel. Amelia und er unterhielten sich über Freunde der Familie und einige ihrer Verwandten, so dass ich meinen eigenen Gedanken nachhängen

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