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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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sie.
    Ich ergriff den Türknauf und knipste noch rechtzeitig mein Lächeln an, ehe ich die Haustür öffnete.
    »Kommen Sie bitte herein«, sagte ich, und Marley öffnete die Fliegengittertür für Mr Carmichael, der eintrat und seine Tochter umarmte, aber erst, nachdem er einen prüfenden Blick durch mein Wohnzimmer geworfen hatte, das sich unmittelbar an die Veranda anschloss.
    Er war ein genauso klarer Sender wie seine Tochter.
    Viel zu schäbig hier, dachte er, für die Tochter eines Mannes in meiner Position ... Hübsche Frau, bei der Amelia da wohnt ...Ob Amelia Sex mit ihr hat? ... So einer Frau ist wahrscheinlich alles zuzutrauen ... Keine Polizeiakte, auch wenn sie mal eine Beziehung mit einem Vampir hatte und ihr Bruder ein äußerst wilder Kerl ist...
    Ein reicher und mächtiger Mann wie Copley Carmichael ließ über die neue Vermieterin seiner Tochter natürlich Nachforschungen anstellen. So ein Verhalten war mir nur einfach noch nicht untergekommen, wie so vieles andere auch, was die Reichen taten.
    Ich holte tief Luft. »Ich bin Sookie Stackhouse«, sagte ich höflich. »Sie müssen Mr Carmichael sein. Und das ist...?« Nachdem ich Mr Carmichael die Hand geschüttelt hatte, wandte ich mich an Marley.
    Einen Augenblick lang schien es, als hätte ich Amelias Vater auf dem falschen Fuß erwischt. Aber er fing sich in rekordverdächtiger Zeit.
    »Das ist Tyrese Marley«, sagte Mr Carmichael gewandt.
    Der Chauffeur schüttelte mir sanft die Hand, als müsse er achtgeben, mir nicht die Fingerknochen zu brechen, und nickte dann Amelia zu. »Miss Amelia«, sagte er, woraufhin Amelia ihn wütend anstarrte und sich schon lautstark das altmodische »Miss« verbitten wollte. Doch dann besann sie sich eines Besseren. All diese Gedanken, all das Hin und Her ... das reichte, um mich ständig abzulenken.
    Tyrese Marley war ein so hellhäutiger Afroamerikaner, dass man ihn kaum einen Schwarzen nennen konnte.
    Seine Haut hatte eher den Ton alten Elfenbeins, seine Augen leuchteten hellbraun, und sein Haar war zwar dunkel, aber nicht kraus und zeigte einen Stich ins Rötliche. Marley war ein Mann, bei dem man immer zweimal hinsah.
    »Ich fahre in die Stadt und tanke den Wagen voll«, sagte er zu seinem Boss, »während Sie Miss Amelia besuchen. Wann soll ich Sie wieder abholen?«
    Mr Carmichael sah auf die Armbanduhr. »In zwei Stunden.«
    »Sie können gern zum Abendessen bleiben.« Es gelang mir, die Einladung in einem völlig neutralen Ton auszusprechen. Ich wollte, dass jeder sich in meinem Haus willkommen fühlte.
    »Ich muss noch einige Besorgungen machen«, erwiderte Tyrese Marley in ebenso neutralem Ton wie ich. »Danke für die Einladung. Bis später.« Und dann ging er.
    Okay, Ende meines Bestrebens in Sachen Demokratie.
    Tyrese konnte nicht ahnen, wie viel lieber auch ich in die Stadt gefahren wäre, statt hier im Haus zu bleiben. Doch ich riss mich zusammen und erinnerte mich an meine Pflichten als Gastgeberin. »Darf ich Ihnen ein Glas Wein anbieten, Mr Carmichael, oder etwas anderes zum Trinken? Was möchtest du, Amelia?«
    »Nennen Sie mich Copley«, sagte er mit einem Lächeln, das viel zu sehr an das Grinsen eines Haifischs erinnerte, um herzlich zu wirken. »Ich nehme gern ein Glas, was immer offen ist. Und du, Schatz?«
    »Etwas Weißwein«, sagte Amelia, und ich hörte, wie sie ihrem Vater einen Platz anbot, als ich in die Küche ging.
    Ich schenkte den Wein ein und stellte die Gläser auf das Tablett mit unseren Horsd'oeuvres: Cracker, überbackener Camembert und dazu Aprikosenkonfitüre, gemischt mit scharfen Peperoni. Wir hatten ein paar hübsche kleine Messer gefunden, die prima zum Tablett passten, und Amelia hatte auch Cocktailservietten für die Drinks nicht vergessen.
    Copley schien Appetit zu haben, der Camembert schmeckte ihm. Er nippte an dem Wein, der aus Arkansas kam, und nickte höflich. Immerhin hat er ihn nicht ausgespuckt, dachte ich. Ich trinke selten und bin überhaupt kein Connaisseur in Sachen Wein. Ehrlich gesagt, bin ich auch sonst kein großer Connaisseur. Aber mir schmeckte der Weißwein, mit jedem Schluck sogar besser.
    »Amelia, erzähl mal, womit du deine Zeit verbringst, während du hier die Reparatur der Sturmschäden an deinem Haus abwartest«, sagte Copley, was ich für einen vernünftigen Gesprächseinstieg hielt.
    Ich hätte ihm ja gern zuerst mal erklärt, dass seine Tochter keinen Sex mit mir hatte, aber das wäre vielleicht doch etwas zu direkt gewesen. Ich bemühte

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