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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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mich angestrengt, seine Gedanken nicht zu lesen. Aber ich kann's nicht anders sagen: Mit ihm und seiner Tochter im selben Zimmer zu sitzen war für mich wie Fernsehen bei voller Lautstärke.
    »Gelegentlich helfe ich einem der Versicherungsvertreter hier in der Gegend bei der Aktenablage. Und ich arbeite als Aushilfe im Merlotte's«, sagte Amelia. »Ich serviere Drinks und manchmal auch die üblichen frittierten Hühnchenstreifen im Korb.«
    »Und ist die Arbeit interessant?« Copleys Ton war nicht sarkastisch, das will ich fairerweise festhalten. Aber er hatte natürlich auch über Sam Nachforschungen angestellt.
    »Es ist nicht schlecht«, sagte sie mit einem angedeuteten Lächeln. Das war ganz schön zurückhaltend für Amelia. Also tauchte ich in ihre Gedanken ein, um zu sehen, was da los war. Sie hatte sich für das Gespräch mit ihrem Vater so eine Art Maulkorb verordnet. »Es gibt gutes Trinkgeld.«
    Ihr Vater nickte. »Und Sie, Miss Stackhouse?«, fragte Copley höflich.
    Er wusste bereits alles über mich, mal abgesehen vom Farbton meines Nagellacks, aber auch den würde er meiner Akte sicher hinzufügen, wenn er könnte. »Ich bin festangestellte Kellnerin im Merlotte's«, sagte ich so, als wüsste er es nicht längst. »Schon seit Jahren.«
    »Haben Sie Familie in dieser Gegend?«
    »O ja, wir leben schon ewig hier«, erzählte ich. »Oder jedenfalls sehr lange. Was Amerikaner eben so unter › ewig ‹ verstehen. Aber unsere Familie ist recht klein geworden. Jetzt sind nur noch mein Bruder und ich übrig.«
    »Ein älterer Bruder? Ein jüngerer?«
    »Jason ist älter als ich«, erwiderte ich. »Und er hat kürzlich erst geheiratet.«
    »Dann gibt es ja vielleicht schon bald viele kleine Stackhouses«, sagte Copley so, als wäre das ein Grund zur Freude.
    Ich nickte, als würde die Aussicht darauf auch mich freuen. Doch ich konnte die Ehefrau meines Bruders nicht allzu gut leiden und hielt es für äußerst wahrscheinlich, dass auch die Kinder der beiden ziemliche Scheusale werden würden. Eines war zurzeit sogar unterwegs, wenn Crystal nicht wieder eine Fehlgeburt erlitt. Mein Bruder war ein Werpanther (durch Biss, nicht von Geburt), und seine Frau war eine geborene ... eine vollblütige ... na, eine echte Werpantherin eben. In der kleinen, abgelegenen Werpanthergemeinde Hotshot aufzuwachsen war ohnehin schwierig, wie viel schwieriger würde es da erst für nicht vollblütige Kinder werden.
    »Dad, soll ich dir noch etwas Wein nachschenken?« Amelia hatte die Worte kaum ausgesprochen, da war sie auch schon aufgesprungen und mit dem halb leeren Glas auf dem Weg in die Küche. Na prima, jetzt durfte ich mich auch noch allein mit ihrem Vater unterhalten.
    »Sookie«, begann Copley Carmichael, »es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie meine Tochter schon so lange bei sich wohnen lassen.«
    »Amelia zahlt Miete«, sagte ich. »Und sie kauft die Hälfte der Lebensmittel. Sie kommt für sich selbst auf.«
    »Trotzdem würde ich mich für Ihre Umstände gern in irgendeiner Weise erkenntlich zeigen.«
    »Amelias Miete reicht völlig aus. Sie hat sogar einige Verbesserungen fürs Haus aus eigener Tasche bezahlt.«
    Plötzlich verhärteten sich seine Gesichtszüge, als wäre er etwas Ungeheuerlichem auf die Schliche gekommen. Glaubte er etwa, ich hätte Amelia überredet, hinterm Haus einen Swimmingpool bauen zu lassen?
    »Sie hat eine tragbare Klimaanlage für ihr Schlafzimmer oben angeschafft«, erzählte ich. »Und sie hat eine zusätzliche Telefonleitung für den Internetanschluss legen lassen. Einen kleinen Teppich und neue Gardinen für ihr Zimmer hat sie, glaube ich, auch gekauft.«
    »Sie wohnt oben?«
    »Ja«, sagte ich, überrascht, weil er das nicht zu wissen schien. Vielleicht gab es doch ein paar Dinge, die sich in seinem Spionagenetz nicht verfangen hatten. »Ich wohne hier unten und sie dort oben. Wir teilen nur die Küche und das Wohnzimmer, obwohl Amelia oben auch einen Fernseher hat. Hey, Amelia!«, rief ich.
    »Ja?«, klang es von der Küche her durch die Diele.
    »Hast du oben eigentlich immer noch den kleinen Fernseher?«
    »Ja, sogar mit Kabelanschluss.«
    »Wollte nur mal fragen.«
    Ich lächelte Copley an, um ihm zu verstehen zu geben, dass es nun an ihm sei, das Gespräch fortzusetzen. Er überlegte, was er mich am besten fragen könnte, um möglichst viele Informationen von mir zu bekommen. Dann tauchte plötzlich ein Name im Strudel seiner Gedanken auf, und ich musste mich wahnsinnig

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