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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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einen der Science-Fiction-Romane, die ich nur selten las. (Wohl weil ich mein reales Leben schon verrückter fand als alles, was ein Science-Fiction-Autor sich ausdenken konnte.) Als ich mir gerade das Buch eines Autors ansah, von dem ich noch nie etwas gelesen hatte, hörte ich im Hintergrund ein dumpfes Geräusch und registrierte, dass jemand die Bücherei durch den Hintereingang betreten hatte. Ich kümmerte mich nicht darum, hier bei uns in Bon Temps kamen manche Leute grundsätzlich durch die Hintertür.
    Erst als Barbara einen seltsamen Laut von sich gab, sah ich auf. Der Mann hinter ihr war sehr groß, sicher 1,95 Meter, und spindeldürr. Er hielt ein großes Messer in der Hand und hatte es Barbara an die Kehle gesetzt. Einen Moment lang hielt ich ihn für einen Räuber und fand es aberwitzig, dass er eine Bücherei ausraubte. Wollte er etwa die Verzugsgebühren für zu spät abgegebene Bücher klauen?
    »Klappe halten!«, zischte er und ließ lange scharfe Reißzähne sehen. Ich erstarrte. Barbara hatte das Stadium der Angst schon hinter sich. Gleich würde sie in Panik ausbrechen. Doch ich konnte noch die Gedanken eines weiteren lebenden Hirns im Gebäude wahrnehmen.
    Eine zweite Person war auf leisen Sohlen durch die Hintertür hereingekommen.
    »Detective Beck bringt Sie um, wenn Sie seiner Frau etwas antun!«, rief ich mit lauter Stimme. Und voller Überzeugung. »Sie sind so gut wie tot.«
    »Wer ist das? Kenn ich nicht. Ist mir auch egal«, sagte der große Mann.
    »Sollte dir aber nicht egal sein, du Wichser!«, rief Alcee Beck, der sich von hinten angeschlichen hatte. Er hielt dem Mann seine Pistole an den Kopf. »Und jetzt lass meine Frau los und runter mit dem Messer.«
    Aber der Reißzahntyp dachte gar nicht daran. Er drehte sich um, schubste Barbara Alcee in die Arme und rannte mit erhobenem Messer auf mich zu.
    Aufs Geratewohl schleuderte ich ihm einen gebundenen Nora-Roberts-Roman entgegen, der ihn direkt am Kopf traf, und stellte ihm ein Bein. Benommen vom Schlag des Buches stolperte er, wie gehofft, über mein Bein.
    Und fiel in sein eigenes Messer, was ich nicht geplant hatte.
    Augenblicklich herrschte Stille in der Bücherei, nur Barbaras Keuchen war zu hören. Alcee Beck und ich starrten auf die Blutlache, die sich unter dem Mann ausbreitete.
    »Au weia«, sagte ich leise.
    »Was für ... eine Scheiße!«, rief Alcee Beck. »Wo haben Sie denn so zu werfen gelernt, Sookie Stackhouse?«
    »Beim Softball«, sagte ich, und das war die reine Wahrheit.
    Kein Wunder, dass ich an diesem Nachmittag zu spät zur Arbeit kam. Ich war noch müder als am Morgen, ging aber davon aus, dass ich den Tag überleben würde. Bislang hatte das Schicksal zweimal verhindert, dass ich ermordet wurde. Ich musste annehmen, dass auch der Reißzahntyp als Mörder auf mich angesetzt worden war und es genauso vermasselt hatte wie der falsche Streifenpolizist auf der Autobahn. Vielleicht hätte ich beim dritten Mal nicht mehr so viel Glück. Wie standen die Chancen, dass noch mal ein Vampir eine Revolverkugel für mich abfing oder Alcee Beck seiner Frau aus purem Zufall ihr Lunchpaket brachte, das sie zu Hause in der Küche vergessen hatte? Ziemlich schlecht, oder? Aber was soll's, zweimal hatte ich immerhin schon Glück gehabt.
    Wovon auch immer die Polizei offiziell ausging (ich kannte den Kerl nicht, und keiner konnte das Gegenteil behaupten - außerdem hatte er Barbara angegriffen, nicht mich), jetzt hatte Alcee Beck mich auf dem Radar. Mit seinem präzisen Blick für Situationen hatte er sofort begriffen, dass der Reißzahntyp es eigentlich auf mich abgesehen hatte. Barbara war für den Kerl nur ein Mittel gewesen, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Das würde Alcee Beck mir nie verzeihen, auch wenn es gar nicht meine Schuld war. Und außerdem hatte ich das Buch mit verdächtig starkem Drall und sehr gezielt geworfen.
    An Alcees Stelle hätte ich vielleicht genauso gedacht.
    Und jetzt war ich also im Merlotte's, lief wie benommen durch die Bar und fragte mich, wohin ich gehen und was ich tun sollte und warum Patrick Furnan so durchgedreht war. Woher kamen bloß all diese fremden Leute? Den Werwolf, der Maria-Stars Apartment aufgebrochen hatte, kannte ich nicht. Eric war von einem Kerl angeschossen worden, der erst seit ein paar Tagen in Furnans Werkstatt gearbeitet hatte. Und den Reißzahntyp hatte ich nie zuvor gesehen, und der gehörte nun wirklich zu den unvergesslichen Typen.
    Die ganze Situation ergab

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