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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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postiert, an einem Tisch gegenübersitzen und die ganze Situation klären würden. Mrs Furnan würde wieder auftauchen, das Ehepaar wäre vereint, und alle könnten zufrieden sein oder wenigstens nicht mehr ganz so feindselig. Und ich wäre bald wieder meilenweit weg von alledem.
    Aber hier stand ich nun, in demselben verlassen daliegenden Industriepark in Shreveport, in dem der Leitwolf-Wettkampf stattgefunden hatte. Zum Glück war wenigstens Sam bei mir. Es war dunkel und kalt, und der Wind wehte mir das Haar von den Schultern. Ich trat von einem Fuß auf den anderen und hoffte bang, das alles schnell hinter mich bringen zu können. Auch wenn Sam nicht so unruhig wirkte wie ich, spürte ich, dass er genauso nervös war.
    Es war meine Schuld, dass er hier war. Aber Sam hatte mich so neugierig nach den unter den Werwölfen brodelnden Streitereien ausgefragt, dass ich ihm alles erzählen musste. Schließlich hatte er ein Recht darauf, zu wissen, wieso seine Bar durchsiebt wurde, falls plötzlich mal einer ins Merlotte's stürmte und mich zu erschießen versuchte. Ich hatte mich heftig mit ihm gestritten, als er sagte, dass er mich begleiten würde. Doch hier standen wir nun beide.
    Vielleicht lüge ich mir selbst etwas in die Tasche. Vielleicht wollte ich einfach einen Freund an meiner Seite haben, einen, der auf jeden Fall zu mir hielt. Vielleicht hatte ich aber auch bloß Angst - okay, dieses »Vielleicht« kann man definitiv streichen.
    Die Nacht war frisch, und wir trugen beide winddichte Jacken mit Kapuzen. Nicht, dass wir die Kapuzen brauchten, aber wenn es noch kälter werden sollte, wären wir sicher froh darüber. Der verlassene Industriepark dehnte sich in nächtlicher Stille um uns herum aus. Wir standen an der Verladerampe einer Firma, die anscheinend irgendwelche großen Frachten annahm. Die riesigen metallenen Rolltore, an denen die Lastwagen zum Entladen vorfuhren, wirkten im grellen Schein der Beleuchtungsanlage wie große funkelnde Augen.
    Tatsächlich funkelten hier heute Nacht jede Menge große Augen. Die Sharks und die Jets traten in Verhandlungen ein. Oh, 'tschuldigung, das ist hier ja nicht die › West Side Story ‹ , sondern ein Werwolfkrieg. Also, die Furnan-Anhänger und die Herveaux-Leute. Vielleicht würden die beiden gegnerischen Gruppen des Shreveport-Rudels zu einer Einigung kommen, vielleicht aber auch nicht. Und genau zwischen den Fronten standen der Gestaltwandler Sam und die Telepathin Sookie.
    Als ich spürte, wie sich von Norden und Süden die stark pulsierenden Gedankenströme der Werwölfe näherten, sah ich Sam an und sagte aus tiefster Überzeugung: »Ich hätte nie und nimmer zulassen dürfen, dass du mich begleitest. Hätte ich dir nur nie ein Wort davon erzählt.«
    »Du hast dir angewöhnt, mir Dinge zu verheimlichen, Sookie. Das gefällt mir nicht, ich will wissen, was los ist. Vor allem, wenn dir Gefahr droht.« Sams rotgoldene Locken wehten hoch auf in der Brise, die scharf zwischen den Geschäftsgebäuden hindurchfuhr. Seine Andersartigkeit kam mir stärker zu Bewusstsein als je zuvor. So etwas wie ihn gibt es nicht oft: Sam ist ein echter Gestaltwandler, der sich in jedes beliebige Tier verwandeln kann. Am liebsten sind ihm Hunde, weil Menschen Hunde mögen, sie ihnen vertraut sind und daher nicht allzu oft auf sie geschossen wird. In seinen blauen Augen sah ich Wildheit. »Sie sind da«, sagte er und hob die Nase in den Wind.
    Und plötzlich standen die zwei Gruppen keine drei Meter entfernt zu beiden Seiten von uns. Höchste Zeit, sich zu konzentrieren.
    Unter den Furnan-Werwölfen, die zahlreicher erschienen waren als die Herveaux-Anhänger, erkannte ich einige Gesichter. Sogar der Detective Cal Myers von der Polizei in Shreveport war dabei. Patrick Furnan bewies ja einigen Mut, wenn er Cal Myers mitbrachte. Wollte er etwa dessen Unschuld verkünden? Und auch die Teenagerin, mit der Furnan zur Feier seines Sieges über Jackson Herveaux Sex hatte, war in seinem Gefolge. Heute Abend sah sie allerdings eine Million Jahre älter aus.
    Von Alcides Leuten kannte ich die rothaarige Amanda, die mir mit ernster Miene zunickte, und einige Werwölfe, die ich mal im Hair of the Dog gesehen hatte, als ich mit Quinn dort war. Die schlanke, junge Frau, die an jenem Abend ein rotes Lederbustier getragen hatte, stand direkt hinter Alcide und wirkte nicht nur extrem aufgeregt, sondern auch zutiefst verängstigt. Zu meiner Überraschung war auch Dawson da. Er schien nicht so ganz der

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