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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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meine Sicherheit so weit gehen zu müssen, machte mich wütend.
    Einen Gedanken bekam ich gar nicht mehr aus dem Kopf: Wenn Quinn hier wäre, müsste ich nicht in meinem eigenen Haus Angst haben. Und einen Moment lang machte ich mir um meinen verschollenen verletzten Freund nicht nur Sorgen, sondern ich war auch total sauer auf ihn.
    Ich war sowieso in der Stimmung, auf irgendwen sauer zu sein. Meine Gefühle lagen schon viel zu lange blank.
    Klingt wie der Beginn eines richtig tollen Tages, was?
    Amelia? Fehlanzeige. Es war wohl davon auszugehen, dass sie die Nacht mit Pam verbracht hatte. Nein, ich hatte kein Problem damit, dass die beiden eine Affäre begannen. Ich hätte Amelia nur gern bei mir im Haus gehabt, weil ich allein war und Angst hatte. Ihre Abwesenheit hinterließ einen weiteren Fleck in meiner Seelenlandschaft.
    Wenigstens war es etwas kühler an diesem Morgen. Man spürte deutlich, dass der Herbst nahte, er schlummerte bereits im Erdboden, und bald würden die ersten Blätter, Gräser und Blumen ihm zum Opfer fallen. Ich zog mir einen Pullover übers Nachthemd und ging auf die vordere Veranda hinaus, um dort meinen ersten Becher Kaffee zu trinken. Eine Weile hörte ich den Vögeln zu, die nicht mehr so fröhlich lärmten wie im Frühling, doch ihr Gesang und Gezwitscher versicherten mir, dass an diesem Morgen nichts Ungewöhnliches in den Wäldern lauerte. Ich trank meinen Kaffee und versuchte, den Tag zu planen, doch irgendwie rannte ich immer wieder gegen eine geistige Sperre. Es war schwierig, Pläne zu machen, wenn man den Verdacht nicht loswurde, dass einen irgendwer ermorden wollte. Falls ich meine Gedanken doch noch irgendwie von meinem vermutlich kurz bevorstehenden Tod lösen konnte, müsste ich dringend die Treppe staubsaugen, jede Menge Wäsche waschen und in die Bücherei gehen. Und falls ich all diese Hausarbeiten überleben würde, musste ich zur Arbeit.
    Wo Quinn wohl war?
    Wann würde ich wieder etwas von meinem neuen Urgroßvater hören?
    Ob in der letzten Nacht noch weitere Werwölfe gestorben waren?
    Wann würde mein Telefon klingeln?
    Da auf meiner vorderen Veranda nichts weiter geschah, ging ich ins Haus hinein und spulte mein allmorgendliches Programm ab. Als ich in den Spiegel sah, tat es mir leid, dass ich mir so viel Mühe gegeben hatte. Ich sah weder erholt noch erfrischt aus, sondern wie eine Frau voller Sorgen, die kein Auge zugemacht hatte. Mit etwas Concealer verdeckte ich die Augenringe, und dann trug ich noch mehr Lidschatten und Rouge auf, um meinem Gesicht überhaupt etwas Farbe zu verleihen. Danach sah ich aus wie ein Clown, und so wischte ich das meiste wieder ab. Nachdem ich Bob gefüttert und ordentlich ausgeschimpft hatte wegen des Wurfs junger Katzen, sprang ich ins Auto und fuhr in die Stadtbücherei.
    Die Bücherei in Bon Temps, die zum Bibliotheksverbund des Landkreises Renard gehörte, war in einem alten, braunen Backsteingebäude untergebracht. Unsere Bibliothekarin hatte an der Louisiana Tech in Ruston studiert und war eine tolle Frau Ende dreißig namens Barbara Beck. Ihr Ehemann Alcee war Detective bei der Polizei in Bon Temps, und ich konnte nur hoffen, dass Barbara nicht ahnte, wozu er fähig war. Alcee Beck war ein harter Typ, der Gutes tat... manchmal. Denn des Öfteren tat er auch so einiges Böses. Alcee Beck hatte Glück gehabt, als Barbara ihn heiratete, und das wusste er auch.
    Barbara Beck war die einzige Vollzeitangestellte in der Bücherei von Bon Temps, und ich war nicht überrascht, sie allein dort anzutreffen. Sie sortierte gerade Bücher in die Regale ein. Barbara trug stets weite bunte Stricksachen mit farblich dazu passenden Schuhen. Und sie hatte ein Faible für klobigen, auffälligen Schmuck.
    »Guten Morgen, Sookie«, sagte sie und schenkte mir ein herzliches Lächeln.
    »Barbara«, erwiderte ich und versuchte zurückzulächeln. Sie bemerkte gleich, dass ich nicht ich selbst war heute, behielt ihre Gedanken aber für sich. Okay, nicht so ganz, da ich ja meine kleine Behinderung hatte, aber sie sprach sie wenigstens nicht laut aus. Ich legte die Bücher, die ich zurückgeben wollte, auf den dafür bestimmten Tisch und sah die Regale nach neu angeschafften Titeln durch. Das meiste waren Ratgeber mit Tipps zur Selbsthilfe. Wenn man bedachte, wie beliebt diese Bücher waren und wie oft sie ausgeliehen wurden, musste eigentlich jeder in Bon Temps mittlerweile perfekt sein.
    Ich zog zwei neue Liebesromane heraus, ein paar Krimis und sogar

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