Ein Vampir für alle Fälle
überhaupt keinen Sinn.
Dann hatte ich plötzlich eine Idee. Ich bat Sam, kurz telefonieren zu dürfen, die Gäste an meinen Tischen waren gerade versorgt und zufrieden, und er nickte. Den ganzen Abend über hatte er mich schon eingehend gemustert, als wollte er mich jeden Augenblick zur Rede stellen. Jetzt bekam ich endlich eine Verschnaufpause. Ich ging in Sams Büro, schlug das Telefonbuch von Shreveport auf, suchte nach Patrick Furnans Privatnummer und rief an.
»Hallo?«
Ich erkannte die Stimme.
»Patrick Furnan?«, fragte ich, nur um sicherzugehen.
»Am Apparat.«
»Warum versuchen Sie, mich zu ermorden?«
»Was? Wer spricht da?«
»Ach, hören Sie auf. Sookie Stackhouse. Warum tun Sie das?«
Ein langes Schweigen.
»Versuchen Sie, mich hereinzulegen?«, fragte er.
»Was? Glauben Sie etwa, das Telefon wird abgehört? Ich will wissen, warum. Ich habe Ihnen nie etwas getan. Ich gehe nicht mal mehr mit Alcide aus. Aber Sie versuchen, mich auszuschalten, als hätte ich irgendeine Macht. Sie haben die arme Maria-Star töten lassen. Und Christine Larrabee. Was hat es damit auf sich? Ich bin doch vollkommen unwichtig.«
»Glauben Sie wirklich, dass ich hinter all dem stecke?«, fragte Patrick Furnan langsam. »Dass ich weibliche Rudelmitglieder ermorden lasse? Dass ich Sie umbringen will?«
»Ja, das glaube ich.«
»Ich bin nicht der Täter. Das von Maria-Star habe ich in der Zeitung gelesen. Und Christine Larrabee ist ebenfalls tot?« Er klang fast verängstigt.
»Ja«, erwiderte ich mit genauso unsicherer Stimme wie er. »Und irgendwer hat zweimal versucht, mich zu ermorden. Ich fürchte, dass in diesem Kreuzfeuer auch völlig Unschuldige ihr Leben lassen könnten. Und ich will natürlich auch nicht sterben.«
»Meine Frau ist gestern verschwunden«, sagte Furnan. Kummer und Angst schwangen in seiner Stimme mit. Und Wut. »Alcide hat sie, und dafür muss der Scheißkerl bezahlen.«
»So was würde Alcide nie tun«, sagte ich. (Okay, wissen konnte ich das nicht, ich war bloß ziemlich sicher, dass Alcide so was nie tun würde.) »Sie behaupten also, Sie hätten die Ermordung von Maria-Star und Christine nicht in Auftrag gegeben. Und was ist mit den Angriffen auf mich?«
»Damit habe ich nichts zu tun. Warum sollte ich Frauen angreifen? Wir würden nie eine vollblütige Werwölfin töten. Außer Amanda vielleicht«, fügte Furnan taktlos hinzu. »Wenn wir vorhätten, irgendwen zu ermorden, dann die Männer.«
»Sie und Alcide sollten dringend miteinander reden, finde ich. Er hat Ihre Frau nicht. Er glaubt, dass Sie völlig durchgedreht sind, weil Sie Frauen angreifen lassen.«
Wieder folgte ein langes Schweigen. Schließlich sagte Furnan: »Sie haben recht, wir sollten miteinander reden. Es sei denn, Sie haben sich das alles nur ausgedacht, um mich in eine Falle zu locken und damit Alcide mich töten kann.«
»Ich will nur selbst die nächste Woche noch erleben.«
»Ich stimme einem Treffen mit Alcide zu, wenn Sie dabei anwesend sind und schwören, jedem von uns zu sagen, was der andere denkt. Sie sind eine Freundin des Rudels, des ganzen Rudels. Jetzt können Sie uns helfen.«
Patrick Furnan war so darauf erpicht, seine Frau wiederzufinden, dass er sogar bereit war, mir zu glauben.
Ich dachte an die Leute, die bereits gestorben waren, und an die, die noch sterben würden, und dazu konnte auch ich gehören. Was zum Teufel ging hier bloß vor sich? »Das werde ich, wenn Alcide und Sie unbewaffnet zu dem Treffen erscheinen«, sagte ich. »Wenn mein Verdacht sich bestätigt, dann haben Sie beide einen gemeinsamen Feind, der dafür sorgen will, dass Sie sich gegenseitig ausschalten.«
»Wenn der schwarzhaarige Mistkerl in die Bedingungen einwilligt, tue ich es auch«, sagte Furnan. »Und falls Alcide meine Frau doch in seiner Gewalt hat, sollte er ihr besser kein Haar krümmen und sie gleich mitbringen. Oder ich zerreiße ihn bei lebendigem Leib in der Luft, das schwöre ich bei Gott.«
»Verstehe. Und ich sorge dafür, dass auch er es versteht. Wir melden uns wieder bei Ihnen«, versprach ich und konnte nur hoffen, dass ich die Wahrheit sagte.
Kapifel 9
Es war mitten in der Nacht, und ich war dabei, mich in Gefahr zu begeben. Und daran hatte ich auch noch selbst Schuld, verdammt. In einigen rasch aufeinanderfolgenden Telefonaten hatten Alcide und Furnan noch für dieselbe Nacht ein Treffen vereinbart. Ich hatte mir ausgemalt, wie sie sich, ihre Leutnants direkt hinter sich
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