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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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blinzelte in der aufflammenden Helligkeit. Er war ein attraktiver Mann, wenn auch nicht im klassischen Sinne schön. Seine Augen waren groß und braun, sein Kinn war kantig, und beim Lächeln ließ er wunderschöne Zähne sehen. Er musterte mich aufmerksam.
    »Die Berichte über Ihre Schönheit waren nicht übertrieben«, erklärte er. Erst nach einer Minute begriff ich, was er da sagte. Ich hatte viel zu viel Angst, als dass mein Verstand noch richtig gearbeitet hätte. Unter den Spionen vor dem Haus erkannte ich auch Jonathan.
    »Mhm«, machte ich unbeeindruckt. »Ich erlaube Ihnen, mein Haus zu betreten - allein.«
    »Vielen Dank«, sagte er mit einer Verbeugung, trat vorsichtig einen Schritt vor und wirkte erleichtert. Dann überquerte er die Veranda so rasch, dass er unvermittelt vor mir stand und sein Einstecktuch - ich schwöre bei Gott, er trug tatsächlich ein schneeweißes Einstecktuch - fast mein weißes T-Shirt berührte. Es gelang mir, reglos stehen zu bleiben und nicht mal zu zucken. Ich fing seinen Blick auf, in dem ich einen enormen Druck spürte. Er probierte seine Tricks aus und wollte sehen, womit er bei mir Erfolg haben würde.
    Mit nicht allzu viel, das wusste ich aus Erfahrung. Nachdem er das auch bemerkt hatte, trat ich zur Seite, so dass er hereinkommen konnte.
    Einen Augenblick stand Victor reglos in der Tür und warf jedem im Wohnzimmer einen vorsichtigen Blick zu, lächelte aber nach wie vor. Als er Bill entdeckte, wurde sein Lächeln sogar noch breiter. »Ah, Compton«, sagte er. Ich hoffte auf eine weitere erhellende Bemerkung, doch es kam nichts. Amelia musterte er mit einem eingehenden Blick. »Die Quelle der Magie«, murmelte er und grüßte sie mit einem Kopfnicken. Mit Frannie war Victor schneller fertig. Als er sie erkannte, wirkte er einen Moment lang richtig ungehalten.
    Ich hätte sie verstecken sollen, doch daran hatte ich einfach nicht gedacht. Jetzt wussten die Vampire aus Las Vegas, dass Quinns Schwester uns gewarnt hatte, und ich fragte mich, ob wir das Ganze wohl überleben würden.
    Falls wir das Morgengrauen noch erlebten, könnten wir drei Menschen in einem Auto verschwinden, und falls die Autos lahmgelegt waren, nun, wir hatten ja alle ein Handy und konnten uns abholen lassen. Aber es wusste natürlich niemand, welche Tageshelfer die Vampire aus Las Vegas hatten ... außer Quinn. Und was Eric und Bill betraf: Die beiden könnten natürlich versuchen, sich einen Weg durch die Vampire draußen freizukämpfen. Aber ich hatte keine Ahnung, wie weit sie kommen würden.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte ich, auch wenn meine Worte etwa so einladend klangen wie bei einer Kirchendame, die einen Atheisten begrüßt. Wir gingen zum Sofa und zu den Sesseln hinüber. Nur Frannie blieb sitzen, wo sie war. Wir störten sie besser nicht in ihrer Ruhe. Die Anspannung im Raum war sowieso schon fast mit Händen zu greifen.
    Ich schaltete ein paar Lampen ein und fragte die Vampire, ob sie etwas trinken wollten. Alle wirkten überrascht. Nur Victor nahm dankend an. Ich nickte Amelia zu, und sie ging in die Küche, um eine Flasche TrueBlood anzuwärmen. Eric und Bill saßen auf dem Sofa, Victor in einem Sessel, und ich ließ mich auf der Kante des alten Lehnsessels nieder, die Hände im Schoß gefaltet. Schweigen breitete sich aus, während Victor nach einem passenden Gesprächsauftakt zu suchen schien.
    »Ihre Königin ist tot, Wikinger«, sagte er schließlich.
    Eric riss den Kopf hoch. Amelia, die eben zurückkam, blieb einen Moment lang stehen, ehe sie Victor das Glas TrueBlood reichte. Mit einer kleinen Verbeugung nahm er es entgegen. Amelia sah auf ihn hinunter, und ich bemerkte, dass sie ihre andere Hand in den Falten ihres Kleides verborgen hielt. Ich hatte gerade tief Luft geholt und wollte sie warnen, keine Dummheiten zu machen, als sie von ihm wegtrat und sich neben mich stellte.
    »Das war zu befürchten«, sagte Eric. »Wie viele der Sheriffs?« Seinem Ton war nicht zu entnehmen, was er empfand.
    Victor machte großes Aufhebens davon, sein Gedächtnis zu konsultieren. »Hm, mal sehen. Oh, ja! Alle.«
    Ich presste die Lippen so fest aufeinander, dass mir kein Laut entschlüpfte. Amelia zog den Stuhl heran, der immer neben dem Kamin stand, und ließ sich darauf fallen wie ein Sandsack. Jetzt, als sie saß, erkannte ich das Messer in ihrer Hand. Es war das Filetiermesser aus der Küche. Ein verdammt scharfes Gerät.
    »Was ist mit dem Gefolge der Königin?«, fragte Bill. Er ließ

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