Ein Vampir für alle Fälle
Elvis-Imitatoren, was wirklich komisch ist, wenn man drüber nachdenkt.« Wir wussten beide, dass der echte Elvis tatsächlich noch unter uns weilte, aber selten gut genug in Form war, um aufzutreten. »Wenn es denn zu einer Übernahme kommen musste, hat Louisiana im Grunde genommen mit Felipe de Castro großes Glück gehabt. Er ist genau der richtige Vampir für einen vom Tourismus abhängigen Staat. Unter ihm wird New Orleans sicher so wiederaufgebaut, wie es sein sollte, schon allein deshalb, weil er seinen Anteil an den Einkünften einstreichen will.«
»Felipe de Castro ... klingt exotisch«, sagte ich.
»Ich bin ihm nie begegnet, aber er ist wohl sehr, hm, charismatisch«, erzählte Sam. »Mal sehen, ob er sich in Louisiana niederlässt oder ob dieser Victor Madden sein Stellvertreter hier wird. Wie auch immer, das Merlotte's wird's nicht betreffen, aber dich zweifellos, Sookie.« Sam nahm die Füße vom Tisch und setzte sich aufrecht in den Holzstuhl, der wie aus Protest laut quietschte. »Wenn es nur irgendeine Möglichkeit gäbe, dich aus dieser Vampirwelt wieder herauszuholen.«
»Wenn ich an dem Abend, als ich Bill kennenlernte, schon gewusst hätte, was ich jetzt weiß, hätte ich vermutlich auch nicht anders gehandelt«, sagte ich. »Oder doch, vielleicht hätte ich ihn den Rattrays überlassen.« Ich hatte Bill aus den Händen eines fiesen Gaunerpärchens befreit, und wie sich herausstellte, waren sie nicht bloß Gauner, sondern sogar Mörder. Genauer gesagt, Ausbluter, Leute, die Vampire an abgelegene Orte lockten, sie dort mit Silberketten überwältigten und ihnen all ihr Blut abzapften, weil es auf dem Schwarzmarkt Unsummen einbrachte. In diesem Fall hatten allerdings die Rattrays selbst den höchsten Preis gezahlt.
»Das ist nicht dein Ernst.« Wieder kippte Sam mit der Stuhllehne nach hinten (quietsch! quietsch!) , dann sprang er auf. »Das hättest du nie getan.«
Es tat wirklich gut, mal etwas Angenehmes über mich zu hören, vor allem nach dem Gespräch mit Quinn an diesem Morgen. Ich war versucht, Sam auch davon zu erzählen, doch er ging bereits auf die Bürotür zu. Zeit, sich an die Arbeit zu machen, für uns beide. Ich stand ebenfalls auf. Und dann gingen wir in die Bar und taten die Dinge, die wir jeden Tag taten. Auch wenn ich kaum bei der Sache war.
Um mich selbst etwas aufzumuntern, versuchte ich, an etwas Schönes, noch vor mir Liegendes zu denken, etwas, auf das ich mich freuen konnte. Mir fiel nichts ein. Einen langen, trostlosen Augenblick lang stand ich mit dem Bestellblock in der Hand am Tresen und versuchte, nicht endgültig in das tiefe dunkle Loch einer Depression zu versinken. Dann versetzte ich mir selbst einen Klaps.
Dummkopf! Du hast ein Haus, Freunde, einen Job. Dir geht's besser als Millionen anderen Menschen auf der Welt. Und bald sehen die Dinge auch wieder rosiger aus.
Eine Weile wirkte es. Ich lächelte einfach jeden an, und falls das Lächeln mal etwas spröde ausfiel, Herrgott, es war immer noch ein Lächeln.
Nach ein oder auch zwei Stunden kam Jason mit seiner Frau Crystal ins Merlotte's. Crystal sah mürrisch aus und war offensichtlich schwanger, und Jason... Na ja, er hatte diesen harten, fast gemeinen Ausdruck im Gesicht, den er manchmal bekam, wenn er enttäuscht war.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Oh, nicht viel«, erwiderte er nicht gerade mitteilsam. »Bringst du uns zwei Bier?«
»Klar.« Nanu, dachte ich, er hat doch sonst nie für Crystal mitbestellt. Crystal, einige Jahre jünger als Jason, war eine hübsche Werpantherin, wenn auch keine sehr gute, denn sie hatte ziemlich mit den Folgen der Inzucht in Hotshot zu kämpfen. Wenn nicht gerade Vollmond war, tat sie sich schwer mit der Verwandlung, und sie hatte mindestens schon zwei Fehlgeburten erlitten. Was mir leidtat für sie, umso mehr, weil ich wusste, dass sie deshalb in der Werpanthergemeinde als schwach galt. Jetzt war Crystal wieder schwanger. Und diese Schwangerschaft war vermutlich der einzige Grund, warum ihr Onkel Calvin Norris ihrer Heirat mit Jason zugestimmt hatte. Denn Jason war kein Werpanther von Geburt, sondern durch Biss, das heißt, eher durch ganz viele Bisse - von einem eifersüchtigen Nebenbuhler, der Crystal damals ganz für sich allein haben wollte. Jason konnte sich daher auch nicht in einen richtigen Panther verwandeln, dafür aber in ein Wesen halb Tier, halb Mensch. Es gefiel ihm.
Ich brachte ihnen zwei gut gekühlte Krüge Bier und wartete, ob sie noch etwas zu
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