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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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gefallen.
    »Amelia«, sagte er. »Ich hätte nicht hereinkommen sollen, ich weiß. Nicht, bevor du aufgestanden bist. Vielleicht willst du mich gar nicht im Haus haben.«
    Ich ging ins Bad, um eine Minute Zeit zu gewinnen.
    Ein Trick, der mir langsam zur Gewohnheit wurde. Als ich ein wenig wacher und erfrischter wieder herauskam, hielt Quinn mir einen Becher Kaffee entgegen. Ich nahm einen Schluck und fühlte mich sofort viel besser gewappnet gegen all das, was da kommen mochte. Aber nicht in meinem Schlafzimmer.
    »Gehen wir in die Küche«, sagte ich und führte Quinn in den Raum, der schon immer das Herzstück des Hauses war. Die Küche war sehr alt gewesen, als das Feuer sie zerstörte. Jetzt hatte ich einen brandneuen Ersatz, doch ich vermisste die alte immer noch. Der Tisch, an dem meine Familie jahrzehntelang gegessen hatte, war einem moderneren Möbelstück gewichen, und die neuen Stühle waren viel bequemer als die alten. Dennoch erfasste mich hin und wieder ein Bedauern, wenn ich an all das dachte, was verloren gegangen war.
    Mich beschlich das unheilvolle Gefühl, dass »Bedauern« das Thema dieses Tages werden könnte. Während meines unruhigen Schlafes hatte ich anscheinend eine Dosis jenes Pragmatismus eingeflößt bekommen, der mir gestern Nacht noch so trostlos erschienen war. Um das Gespräch, das Quinn und ich unweigerlich führen mussten, noch ein wenig hinauszuzögern, ging ich an die Hintertür und sah hinaus. Amelias Auto war nicht da. Wenigstens waren wir allein.
    Dann setzte ich mich dem Mann gegenüber, den ich zu lieben geglaubt hatte.
    »Du siehst aus, als hättest du gerade erfahren, dass ich tot bin«, sagte Quinn.
    »Hätte ja auch sein können«, erwiderte ich und stürzte mich nun direkt ins Getümmel, ohne nach rechts oder links zu schauen. Quinn erschrak.
    »Sookie, was hätte ich denn tun können?«, fragte er. »Was hätte ich tun können?« In seiner Stimme schwang Wut mit.
    »Was soll ich jetzt tun?«, fragte ich zurück, weil ich darauf auch keine Antwort hatte.
    »Ich habe Frannie geschickt! Ich habe versucht, dich zu warnen!«
    »Das war nicht genug. Und viel zu spät«, sagte ich, fragte mich aber selbst in Gedanken: Bin ich zu hart, zu unfair, zu undankbar? »Wenn du mich vor Wochen angerufen hättest, ein einziges Mal nur, dann könnte ich es heute vielleicht anders sehen. Aber du warst vermutlich zu sehr mit der Suche nach deiner Mutter beschäftigt.«
    »Du machst also wegen meiner Mutter Schluss mit mir.« Quinn klang bitter, und er hatte jedes Recht dazu.
    »Ja«, erwiderte ich, nachdem ich meine Entscheidung noch ein letztes Mal überdacht hatte. »Das tue ich. Obwohl es nicht so sehr deine Mutter ist als vielmehr ihre ganze Situation. Solange deine Mutter lebt, wird sie stets an erster Stelle stehen, weil sie so krank ist. Das tut mir sehr leid, glaub mir. Und es tut mir auch leid, dass ihr beide, Frannie und du, ein so schweres Los habt. In Sachen schweres Los bin ich Expertin.«
    Quinn blickte in seinen Kaffeebecher, sein Gesicht war von Wut und Müdigkeit gezeichnet. Dies war vermutlich der schlechteste Zeitpunkt für diesen Showdown; dennoch, die Dinge mussten ausgesprochen werden. Es tat einfach zu weh, als dass es noch länger andauern durfte.
    »Obwohl du das alles weißt und obwohl du weißt, wie viel du mir bedeutest, willst du mich nicht mehr sehen«, stieß Quinn hinter zusammengepressten Zähnen hervor. »Du willst nicht mal mehr einen Versuch machen.«
    »Du bedeutest mir auch sehr viel, und ich hatte gehofft, dass da noch eine Menge mehr ist«, sagte ich. »Aber die letzte Nacht, das war einfach zu viel für mich. Hast du schon vergessen, dass ich deine Vergangenheit von einem Dritten erfahren musste? Vermutlich hast du sie mir nicht selbst erzählt, weil du genau wusstest, dass es ein Problem ist. Nicht die Zeit in der Kampfarena - das ist mir egal. Aber deine Mutter und Frannie ... Okay, sie sind deine Familie. Sie sind ... von dir abhängig. Sie brauchen dich. Sie werden stets an erster Stelle stehen.« Ich hielt kurz inne, denn jetzt kam der schwierigste Teil. »Aber ich möchte selbst an erster Stelle stehen. Ich weiß, das ist egoistisch, und vielleicht illusorisch, meinetwegen sogar oberflächlich. Aber bei irgendwem möchte auch ich mal an erster Stelle stehen. Wenn das ein Fehler ist, dann habe ich eben diesen Fehler. Aber genauso empfinde ich es nun mal.«
    »Dann gibt es nichts weiter zu besprechen«, sagte Quinn nach einem Augenblick des

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