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Ein Vampir für alle Fälle

Ein Vampir für alle Fälle

Titel: Ein Vampir für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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festzuhalten, um seine Gedanken zu lesen. Okay, das wäre bei Tanya nicht so einfach, immerhin war sie eine Gestaltwandlerin, aber ich wüsste endlich, was sie im Schilde führte. Und ich war überzeugt, dass mir diese Information eine Menge Kummer ersparen konnte... eine ganze Menge.
    Während ich grübelte und plante und vor mich hin wütete, aßen Crystal und Jason schweigend ihren Lunch. Jason bezahlte ausdrücklich nur seine eigene Rechnung, während ich Crystals übernahm. Dann gingen sie, und ich fragte mich, wie der Rest ihres Tages wohl aussehen würde. War ich froh, dass ich das nicht miterleben musste.
    Sam, der hinter dem Tresen stand, hatte es mit angesehen und fragte mich leise: »Was ist denn mit den beiden los?«
    »Jungvermählten-Blues«, sagte ich, »und schwerwiegende Anpassungsprobleme.«
    Er wirkte besorgt. »Lass dich da nicht reinziehen«, riet er mir, schien aber augenblicklich zu bereuen, dass er den Mund aufgemacht hatte, »'tschuldigung, ich will dir keine ungebetenen Ratschläge erteilen.«
    Irgendetwas kribbelte da in meinen Augenwinkeln. Sam gab mir doch Ratschläge, weil er mich mochte, verdammt. In meinem überreizten Zustand war das bereits Grund genug für selbstmitleidige Tränen. »Schon okay, Boss.« Ich versuchte, munter und sorglos zu wirken, drehte mich auf dem Absatz um und machte die Runde an meinen Tischen.
    Sheriff Bud Dearborn saß in meinem Bereich, was ungewöhnlich war. Normalerweise setzte er sich woanders hin, wenn er wusste, dass ich arbeitete. Bud hatte eine mit reichlich Ketchup getränkte Portion Zwiebelringe vor sich und las eine Zeitung aus Shreveport. Die Schlagzeile des Aufmachers lautete: Polizei sucht sechs Vermisste, und ich blieb stehen und fragte Bud, ob er mir die Zeitung geben würde, wenn er sie ausgelesen habe.
    Misstrauisch sah er mich an. Die kleinen Schweinsäuglein in seinem dicken Gesicht musterten mich, als erwartete er, ein blutiges Hackebeil an meinem Gürtel hängen zu sehen. »Sicher, Sookie«, sagte er nach einem längeren Moment des Schweigens. »Haben Sie etwa einen dieser Vermissten bei sich zu Hause deponiert?«
    Ich gab mein Bestes und strahlte ihn an. Vor lauter Überreiztheit wurde mein Lächeln allerdings zu dem breiten Grinsen eines Menschen, der geistig nicht ganz auf der Höhe ist. »Nein, Bud, ich will nur wissen, was in der Welt so vor sich geht. Ich habe heute noch keine Nachrichten gehört.«
    »Ich lasse die Zeitung dann liegen«, sagte Bud und las weiter. Ich glaube, er hätte mir den Ruf eines Jimmy Hoffa angehängt, wenn er nur gewusst hätte, wie. Nicht, dass er mich unbedingt für eine Mörderin hielt, aber ich kam ihm verdächtig vor, und vielleicht war ich ja sogar in Dinge verwickelt, die er in seinem Landkreis nicht duldete. Und diese Ansicht teilte Bud Dearborn mit Alcee Beck, zumal seit dem Tod des Mannes in der Bücherei. Zum Glück für mich hatte sich erwiesen, dass der Kerl ein Strafregister so lang wie mein Arm hatte, darunter auch Gewaltverbrechen. Obwohl Alcee wusste, dass ich in reiner Notwehr gehandelt hatte, traute er mir jedoch nicht so ganz... genau wie Bud Dearborn.
    Als Bud sein Bier ausgetrunken und seine Zwiebelringe vertilgt hatte, ging er hinaus, um die Übeltäter des Landkreises Renard das Fürchten zu lehren, und ich nahm mir seine Zeitung, um hinter dem Tresen den Aufmacher zu lesen. Sam sah mir dabei über die Schulter. Nach dem nächtlichen Blutbad in dem Industriepark hatte ich mich absichtlich von allen Nachrichten ferngehalten. Mir war klar gewesen, dass die Werwolfgemeinde etwas so Großes nie geheim halten konnte. Das Einzige, was sie tun konnte, war, die Spuren, denen die Polizei auf jeden Fall folgen würde, so gut es ging zu verwischen. Und genau das war geschehen.
    Nach über vierundzwanzig Stunden steht die Polizei bei ihrer Suche nach den sechs vermissten Einwohnern von Shreveport vor einem Rätsel. Bis jetzt ist es nicht gelungen, Zeugen zu finden, die einen der Vermissten am Mittwochabend nach 22 Uhr noch gesehen haben, was die Arbeit zusätzlich erschwert.
    »Wir haben nichts gefunden, was diese Personen in Zusammenhang miteinander bringt«, sagte Detective Willie Cromwell.
    Zu den Vermissten gehören Cal Myers, ein Detective der Polizei von Shreveport; Amanda Whatley, Eigentümerin einer Bar im Zentrum von Shreveport; Patrick Furnan, Besitzer des örtlichen Harley-Davidson-Handels, und seine Ehefrau Libby; Christine Larrabee, Witwe von Schulaufsichtsrat John Larrabee; und

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