Ein Vampir für gewisse Stunden: Argeneau Vampir 6
aber.... ” Er brach ab und fragte neugierig: „Wie lange genau ist es her?”
Nach langem Zögern gestand Lucian: „Seit die Römer Britannien verlassen haben.”
Alle reagierten schockiert, und abermals machte sich betretenes Schweigen breit. Schließlich räusperte sich Greg. „Das ist.... eine lange Zeit.”
„Ich weiß”, sagte Lucian betrübt. Er konnte von Glück reden, wenn das verdammte Teil überhaupt noch funktionierte.
„Naja.... ” Wieder musste Greg sich räuspern. „Ich bin mir sicher, dass alles gut gehen wird. Das ist wie mit dem Radfahren.... ” Er hielt inne, als Thomas zu schallendem Gelächter ansetzte. Bevor ihn jemand ermahnen konnte, hielt er sich die Hand vor den Mund und drehte sich weg, wobei er irgendetwas murmelte. „Du wirst dich schon daran erinnern, was du zu tun hast”, führte Greg seinen Satz zu Ende.
„Ich habe das nicht vergessen”, raunzte Lucian ihn an. „Ich wollte nur.... Carl meinte, da stünden einige Tipps drin.... ”
„Welcher Carl?”, warf Rachel ein.
„Der Verkäufer im Buchladen. Er hat mir bei der Auswahl der Bücher geholfen.”
„So ein junger Typ? War der das? Der ist höchstens zwölf oder so!”, entrüstete sich Rachel, zeigte auf den Stapel Bücher auf dem Tisch und erklärte: „Die werden dir nicht weiterhelfen, Onkel. Das ist alles nur Schrott.”
Sie nahm ein Buch, blätterte darin, las hier und dort ein paar Zeilen, dann schnaubte sie und las laut vor: „Laden Sie sie nicht zum Essen ein, solange sie nicht mit Ihnen geschlafen hat.”
Lucian stutzte. Gegen diese Regel hatte er bereits verstoßen, denn er hatte Leigh Frühstück, Mittagessen und einen Snack zwischendurch spendiert. Er sah zu Rachel, die das Buch achtlos zur Seite warf und nach dem nächsten griff.
„Oh ja, das ist gut! Behalten Sie immer die Kontrolle”, las sie vor. „Über die Situation, über die Beziehung und.... über die Frau. ”
Sie gab einen empörten Laut von sich, während Lucian sich etwas entspannte. Ja, den Ratschlag würde er umsetzen können. Das folgende Buch schlug sie gar nicht erst auf, sondern hielt es hoch und zeigte auf den Titel. „Der Poppführer”.
„Der Autor soll ein Experte sein”, verteidigte sich Lucian.
„Ein Experte? Wahrscheinlich ein Experte fürs Alleinleben”, spottete sie. „Außerdem wird niemand zum Experten in Sachen Frauen, nur weil er mit ein paar von ihnen geschlafen hat. Ich schlafe ständig mit Etienne, und ich weiß noch immer nichts über Männer. Keiner von euch ergibt für mich irgendeinen Sinn. Warum meinst du, eins von diesen Büchern könnte dir helfen?”
„Sie hat recht, Onkel”, stimmte Etienne ihr zu. „Diese Bücher drehen sich alle darum, wie man eine Frau ins Bett bekommt. Aber du findest da keinen Tipp, wie du eine richtige Partnerin findest.”
„Ganz genau”, bekräftigte Rachel. „Und du kannst mir glauben, die einzigen Fachleute zum Thema Frauen sind Frauen selbst. Ihr denkt ja nicht mal so wie wir, euer Gehirn ist komplett anders aufgebaut.”
„Blödsinn”, widersprach Lucian.
„Ach, wirklich? Was machst du als Erstes, wenn du dich bei einem Ausflug verfahren hast?”
„Ich verfahre mich nicht”, gab er nüchtern zurück.
„Natürlich nicht.” Sie verdrehte die Augen. „Und wenn doch?”
„Man kann sich gar nicht verfahren”, erklärte Lucian ihr. „Wenn du weißt, in welche Richtung du unterwegs bist - nach Norden, Süden, Osten oder Westen -, dann fährst du einfach in diese Richtung weiter, bis.... ”
„Ganz genau”, unterbrach sie ihn, zufrieden darüber, dass er soeben den Beweis für ihre Aussage geliefert hatte. „Eine Frau denkt nicht so.”
„Sie wird anhalten, sobald sie merkt, dass sie von ihrer Route abgekommen ist, und jemanden nach dem Weg fragen”, verkündete Lissianna.
„Nach dem Weg fragen? Das ist ja.... ”, murmelte Lucian und sagte dann: „Es geht hier nicht darum, jemanden nach dem Weg zu fragen, sondern eine Frau zu bekommen.”
„Nein”, widersprach Greg ihm. „Es geht darum, Leigh für dich zu gewinnen.”
„Und in diesen Büchern geht es nur darum, eine Frau ins Bett zu kriegen”, betonte Rachel noch einmal und sah ihn ernst an. „Glaub mir, jeder kann heute jederzeit eine Frau abschleppen. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, und es gibt überall willige Frauen. Jeden Abend kommt irgendwo ein Kerl zum Zug, weil eine Frau betrunken und einsam ist und weil sie glaubt, er sieht Jude Law oder einem anderen
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