Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
tat ich. Ben lehnte seinen Kopf gegen meinen, um mitzuhören, was Petra sagte, doch außer überraschten und fassungslosen Ausrufen kam von ihr nicht viel, während ich ihr vom Leben meiner Mutter erzählte, von ihrer Arbeit auf dem Gothic-Markt, von ihrem Verschwinden und wie ich Petras Geburtsurkunde gefunden hatte.
»Das ist ja total verrückt«, sagte sie, als ich fertig war. »Ich habe noch nie von einem Alphonse de Marco gehört. Der Name meines Vaters war Albert Valentine. Zumindest hat mir das meine Familie gesagt. Aber andererseits wurde mir auch gesagt, meine leibliche Mutter sei tot.«
»Und wo meine Mutter … äh, unsere Mutter ist, weißt du wirklich nicht? Ich darf doch Du sagen, oder?«
»Ja, natürlich, aber es tut mir leid, ich weiß es nicht.«
Ich sah Ben an. Sie scheint die Wahrheit zu sagen.
Kommt mir auch so vor. Ihre Überraschung könnte zwar gespielt sein, aber das glaube ich nicht.
»Nun, dann habe ich dich völlig unnötig in Aufruhr versetzt. Aber es ist schön, mit dir zu reden. Für mich ist das auch alles ziemlich merkwürdig. Ich wusste ja bis vor ein paar Tagen gar nicht, dass ich eine ältere Schwester habe.«
»Du hast gesagt, du seist in Deutschland. Wo denn genau?«
Ich erklärte es ihr. »Ich bin bei meinem … äh … Freund auf dem Gothic-Markt.«
Ich hörte Ben in meinem Kopf seufzen. Du wirst mich heiraten müssen.
Tatsächlich?
Ja. Der Ausdruck »Freund« geht mir allmählich auf die Nerven. »Ehemann« klingt wenigstens etwas seriöser, auch wenn es nicht annähernd so verbindlich ist wie »Dunkler«.
Ich musste lachen. Ich kann doch nicht »mein Dunkler« sagen! Außerdem habe ich das mit der Vereinigung gerade erst verkraftet. Alles Weitere wollen wir lieber nicht überstürzen.
Petra schwieg ein paar Sekunden, dann sagte sie: »Lucy wird mich zwar umbringen, aber was soll’s. Ich werde kommen und dir helfen, Miranda zu finden.«
»Wie denn?«, fragte ich verblüfft, dann wurde mir klar, wie unhöflich es geklungen haben musste, und ich beeilte mich, meinen Fauxpas auszubügeln. »Es wäre natürlich toll, wenn du uns helfen könntest, ganz zu schweigen davon, wie schön es wäre, dich kennenzulernen, aber … Au Mann, ich muss wirklich wie eine Verrückte klingen. Petra, was bist du?«
»Was ich bin?«, wiederholte sie verdutzt.
»Ja. Unsere Mutter ist eine Hexe. Sie ist in Hexenkreisen hoch angesehen. Ich frage mich, ob du vielleicht etwas von ihren Fähigkeiten geerbt hast.«
Petra lachte auf. »Nein, meine Fähigkeiten liegen auf einem anderen Gebiet. Meine Familie – meine Adoptivfamilie, sollte ich wohl sagen – , das sind alles Nekromanten. Ich bin eine Nekromantin vierten Grades, was bedeutet, dass ich tote Tiere als Liche wieder zum Leben erwecken kann.«
Ich seufzte erleichtert. »Ich bin so froh, dass du nicht normal bist!«
Sie lachte auf eine Art, die mir sehr gefiel, und ich dachte, dass ich sie bestimmt mögen würde. Sie versprach mir, dass wir uns in Kürze ausführlich unterhalten würden, dann legte sie auf.
Danach machte ich rasch noch ein paar Anrufe, und als ich damit fertig war, sah ich Ben ratlos an. »Und was jetzt? Wir haben alle möglichen Spuren verfolgt: Loki hat nichts mit Moms Verschwinden zu tun, Petra weiß nichts über sie, und Peter hat gesagt, sie sei immer noch nicht zurückgekommen.«
»Wir fahren zurück zum Gothic-Markt«, entgegnete er und las sich eine SMS durch, die in dem Moment eintraf, als ich ihm sein Handy zurückgab. »Imogen schreibt, die Wächter wollen uns sprechen und … « Er runzelte die Stirn.
»Was ist?«, fragte ich.
»David hat sich endlich gemeldet. Er ist jemandem auf der Spur, aber wem, das schreibt er nicht. Verdammt!«
»Was machen wir mit Loki?«, fragte ich und fühlte mich plötzlich völlig erschöpft und überfordert. »Ich soll ihn doch verbannen, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das anstellen soll und ob mir das Vikingahärta dabei helfen kann. Es scheint im Augenblick etwas angeschlagen zu sein.«
Du bist müde, meine Auserwählte. Du brauchst etwas zu essen und musst dich ausruhen.
Ich brauche jede Menge leidenschaftliche Vampirliebe, korrigierte ich ihn.
Das auch.
»Ich glaube, Loki ist im Moment deine kleinste Sorge«, sagte Mikaela. Sie hatte eine chinesische Tütensuppe in der Hand und eine alte Kartoffel mit zahlreichen Augen. »Und meine größte Sorge ist, was ich euch zum Abendessen mache. Das ist alles, was deine Heuschreckenplage übrig gelassen
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