Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
mitten in der Öffentlichkeit so laut über Verstopfung auslassen würdest.«
Ich setzte mich auf einen der weißen Metallstühle, die um den Tisch standen, und Finnvid sah mich verwundert an. »Wieso? Das Problem kennt doch wohl jeder, oder?«
»Punkt Nummer … – wie weit sind wir inzwischen? Fünfzehntausend? – auf der Liste der Dinge, über die wir nicht sprechen, ist Verstopfung, es sei denn, es gibt dringende medizinische Gründe dafür. Was um Himmels willen habt ihr denn alles gekauft?«
»Eine Menge.« Er klopfte zufrieden auf die Einkaufstüten, die auf dem Tisch lagen. »Ninjasachen.«
»Ja? Zum Beispiel?« Ich zupfte an einer der weißen Plastiktaschen, um hineinzulinsen, aber er schlug mir auf die Finger.
»Eirik hat gesagt, wir dürfen nicht mit dir darüber reden. Aber wir haben dir ein Geschenk mitgebracht.« Während er vor sich hin murmelnd in den Tüten kramte, kam Isleif mit drei riesigen randvollen Bierkrügen nach draußen.
»Warum dürft ihr nicht mit mir darüber reden, was ihr gekauft habt?«, fragte ich misstrauisch.
»Jungfräuliche Göttin!« Isleif schob ein paar Tüten zur Seite und stellte die Bierkrüge auf dem Tisch ab. »Eirik ist noch dabei, seinen Darm zu entleeren. Willst du auch ein Bier? Ich hole dir eins.«
»Nein, danke. Bei so einer Menge würde ich wahrscheinlich ins Koma fallen«, sagte ich mit Blick auf die gewaltigen Krüge. »Gegen etwas Essbares hätte ich allerdings nichts einzuwenden, aber vorher wüsste ich gern noch, warum Eirik nicht will, dass ihr mir von euren Einkäufen erzählt.«
Isleif sagte etwas, das sehr unhöflich klang, und boxte Finnvid auf den Arm, als der gerade einen Schluck Bier nahm. »Hast du den Verstand verloren? Wieso sagst du der jungfräulichen Göttin, dass wir nicht über die Waffen reden dürfen? Du weißt doch, wie sie ist!«
»Welche Waffen?« Ich wollte nach einer der Tüten greifen, aber Finnvid und Isleif schoben sie rasch zur Seite. »Habt ihr noch etwas anderes als die Messer gekauft, auf die wir uns geeinigt hatten, auch wenn ihr sie in die Staaten nicht werdet mitnehmen können?«
» Wir haben uns auf gar nichts geeinigt. Wir haben dir gesagt, dass ein Wikinger nicht ohne Schwert und Beil vor die Tür geht. Das ist, als wäre man nackt!« Isleif ließ sich verärgert auf einen Stuhl plumpsen.
»Es ist noch viel schlimmer!«, sagte Finnvid. »Wenn du nackt bist und hast ein Schwert oder ein Beil, kannst du immer noch töten. Das habe ich schon oft getan.«
»Ich ziehe es aus vielerlei Gründen vor, nackt zu kämpfen, wie die Berserker. Dann versaut man sich die Rüstung nicht mit Blutflecken«, sagte Isleif und nickte weise.
»Jawohl, das stimmt. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon nach einer erfolgreichen Plünderung heimgekehrt bin und meine Frau sich darüber beschwert hat, dass sie meine Sachen von Blut und Hirn reinigen musste.«
Die Leute neben uns erhoben sich hastig, warfen ein paar Münzen auf den Tisch und machten sich davon. Ich seufzte leise und fragte mich, was schlimmer war: Bens Verrat oder die Gesellschaft der Wikinger.
»Jungfräuliche Göttin! Du hast uns gefunden!« Eirik hatte von Natur aus eine tiefe, sonore Stimme, aber erst jetzt, als er quer über alle Tische brüllte, wurde mir bewusst, wie laut sie eigentlich war.
Ich ignorierte die neugierigen Blicke der Leute, die ein Stück weiter weg saßen. »Ja, stell dir vor!«
»Da ist Eirik ja!«, sagte Finnvid vergnügt. »Funktioniert deine Verdauung wieder?«
»Jawohl, und wie! Ich habe drei Hände voll Papier gebraucht!«
Die Leute hinter Finnvid suchten entsetzt das Weite.
»Oh ja, solche Sitzungen kenne ich«, sagte Isleif und lehnte sich genüsslich zurück – offenbar in der Absicht, noch ein paar Fäkalanekdoten zum Besten zu geben.
Ich hob rasch die Hand. »Stopp! Die Verdauung steht auch auf der Liste der Dinge, über die wir nicht sprechen.«
Isleif starrte mich einen Moment völlig erstaunt an und wollte offensichtlich fragen, warum, doch da sagte Finnvid: »Meine vierte Frau hat mir verboten, über Kacke zu reden. Vielleicht ist die jungfräuliche Göttin wie sie.«
Ich schloss die Augen und hörte, wie zu meiner Linken Stühle gerückt wurden und Leute hastig aufbrachen. Ich betete, dass der Besitzer des Cafés nichts von alldem mitbekam.
»Ich kannte mal eine Frau, die auch so war«, sagte Eirik und setzte sich neben mich. »Aber auf der anderen Seite hat es ihr immer gefallen, wenn ich ihren Namen in den Schnee
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