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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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verdammten protzigen Monstrosität, die sich als Haus tarnte, brachte. Am oberen Ende der weißen Marmortreppe, die zu Türen führte, welche die Größe von Raketensilos hatten, nahm ein breitbrüstiger pockennarbiger Mann mit den Augen eines Skorpions unsere Einladung entgegen und legte sie in einen mit Spitze ausgeschlagenen Korb, der zu seinen Füßen stand. Mir schoss ein Bild durch den Kopf, wie er durch den Wald hüpfte und das Körbchen schwenkte, als wäre er Rotkäppchen, und lachte laut auf. Sowohl er als auch Vayl sahen mich irritiert an. Ich hakte mich bei Vayl unter und tätschelte ihm den Arm.
    »Oh, Liebling, jetzt habe endlich den Witz verstanden, den du mir auf dem Weg hierher erzählt hast. Einfach köstlich!«
    Vayl nickte, als würde er verstehen, und führte mich
hinein. »Ich hoffe, du wirst mir das später erklären«, raunte er mir aus dem Mundwinkel zu.
    »Ich werde es dir jetzt gleich erklären.« Dann vergaß ich, was ich hatte sagen wollen, denn wir betraten gerade eine riesige, mit Marmor ausgelegte Halle, die von fünf - ich sagte fünf - funkelnden Kronleuchtern erhellt wurde. An den Wänden zogen sich so viele Kerzenhalter entlang, dass man selbst bei Stromausfall noch das Kleingedruckte in einem dubiosen Vertrag hätte lesen können. Und die Kunstwerke! Ich schenkte Vayl ein Lächeln, das den Eindruck erwecken sollte, ich gehörte auch zu den Leuten, die sich nichts dabei dachten, Bilder aufzuhängen, die größer waren als meine gesamte Wohnung. Ich hatte mich noch nie so deplatziert gefühlt. Sogar meine Zähne fühlten sich künstlich an.
    »Du siehst heute Abend einfach umwerfend aus, meine Liebe«, sagte Vayl gerade.
    Ein wenig beruhigt sagte ich: »Vielen Dank, Liebling. Darf ich dir sagen, dass du mit jedem Tag attraktiver wirst?«
    Er nickte freundlich, jeder Zoll der Multimillionär, für den unser Gastgeber ihn halten sollte. Wenn man vom Teufel spricht … er kam gerade in unsere Richtung und begrüßte mit der aalglatten Freundlichkeit eines Tigerhais vor der täglichen Fütterung seine Gäste. Sein weißer Smoking betonte perfekt seine dunkle Haut und die schwarzen Haare, und durch die Goldringe, die er an sechs von zehn Fingern trug, kamen seine schlanken, gepflegten Hände hervorragend zur Geltung.
    Ich schaffte es gerade noch, nicht zu zusammenzuzucken, als er auf mich zukam, breit lächelnd und mit funkelnden schwarzen Augen. Manchmal wären die Dinge so viel einfacher, wenn man einfach seine Waffe ziehen und
die bösen Jungs erschießen könnte. Grund Nummer siebzehn, warum Indiana Jones mein persönlicher Held ist.
    »Meine Gnädigste«, sagte die kleine Schlange, nahm meine Hand von Vayls Arm und küsste sie - igitt. »Es freut mich außerordentlich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Ich lächelte breit, während seine Lippen sich weiter bewegten, aber ich hörte nicht, was er noch sagte. Oh Gott, nicht jetzt. Aber Gott machte gerade Kaffeepause, und meine Sinne hatten sich ihm angeschlossen auf der Suche nach den Donuts. In meinem zitternden Gehirn hatte ein anderes Geräusch Assans Geschwätz ersetzt. Ein lautes Summen, wie ein Backofentimer auf Steroiden, warnte mich. Als Nächstes würde sich mein Sehvermögen auf einen winzigen Punkt reduzieren, und dann - peng! - einfach verschwinden. Vielleicht würde ich in fünf Minuten wieder zu mir kommen. Oder erst in ein paar Tagen. Wenn ich dann die richtigen Fragen stellte, konnte ich vielleicht herausfinden, was ich in der Zwischenzeit gesagt und getan hatte.
    Das darf nicht wahr sein! War es aber doch, und ich fühlte mich, als würde ich sterben, in der hereinbrechenden Bugwelle meiner schwindenden geistigen Klarheit ertrinken. Hilfesuchend schaute ich zu Vayl, in der Hoffnung, dass er mir einen Rettungsring zuwerfen würde, während ich versuchte, es nicht zu vermasseln, nicht in Panik zu geraten. Er streifte meinen Blick nur für den Bruchteil einer Sekunde, konnte mir dadurch aber eine Menge vermitteln: Er wusste, dass mich gerade etwas aus der Bahn geworfen hatte, ich aber einen Weg finden würde, da wieder rauszukommen. Dieses Vertrauen konnte ich nicht enttäuschen. Würde ich nicht enttäuschen. Ich holte tief Luft, und die Dunkelheit zog sich zurück.
    »Lucille Robinson«, sagte Vayl schleppend und stellte Assan so mein Alias vor, »und ich bin ihr« - er unterbrach sich lange genug, um unserem Gastgeber die Möglichkeit zu geben, jegliche schmutzige Schlussfolgerung zu ziehen, die er wollte -

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