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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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»Geschäftspartner, Jeremy Bhane. Selbstverständlich sind wir treue Spender von New Start und freuen uns überaus, endlich den berühmten Gründer der Organisation kennenzulernen.«
    Assan schüttelte Vayl die Hand. »Es ist schön, dass Sie gekommen sind«, sagte er. Dann griff er hinter sich und zog einen Jessica-Simpson-Klon an seine Seite. Ich war abgelenkt gewesen und hatte gar nicht mitbekommen, dass sie zu uns getreten war. Sie war mindestens acht Zentimeter größer als ich, womit sie ihren Gatten um ungefähr fünfzehn Zentimeter überragte. »Das ist meine Frau«, stellte Assan sie uns vor, »Amanda.«
    Es fiel mir schwer, doch ich streckte ihr die Hand hin. Mein kleiner Spannungsabfall hatte meinen Muskeln die Kraft genommen und die ganze brodelnde Masse in meinen Magen verlagert. Sollte sie zu fest zugreifen, würde ich ihr Vera-Wang-Kleid vollkotzen. Aber Amanda war auch nicht für schwere Lasten gebaut. Sie drückte meine Hand, als wäre sie aus Porzellan, tat das Gleiche bei Vayl und ließ dann den Arm sinken, als wäre er aus Beton, während sie murmelte: »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    Das ist so eine Sache - wenn man sich schlecht fühlt, merkt man sofort, wenn es anderen auch so geht. Amanda Abn-Assan, das war mir klar, gab gerade alles, was in ihr steckte, um sich auf den Beinen zu halten. Schnell schaute ich zu Vayl hinüber, um zu sehen, ob er bemerkt hatte, wie verquollen ihre Augen waren. Mit einem Blick gab er mir zu verstehen, dass dem so war. Warum könnte die
Ehefrau eines über alle Maßen erfolgreichen Chirurgen wohl in letzter Zeit geweint haben? Da fielen mir einige Gründe ein, aber keiner davon entsprach so ganz dem Bauchgefühl, das sie in mir auslöste. Das war ein Rätsel, das gelöst werden wollte. Später.
    Assan entschuldigte sich und Amanda und ließ Vayl und mich zurück. Vayl schnappte sich vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners zwei Champagnerflöten, und wir prosteten einander zu. Von der ganzen Grinserei tat mir langsam das Gesicht weh. Vayl beugte sich zu mir, um einen vorgetäuschten Kuss an mein Ohr zu hauchen. Und auch wenn er mich nicht wirklich berührte, spürte ich es doch am ganzen Körper. Okay, Jaz, jetzt fang bloß nicht an zu hyperventilieren. Wir spielen hier nur die Party gäste, das ist alles. Das weiche Gefühl in deinen Knien ist wahrscheinlich nur ein Östrogenschub. Ja, genau, das muss es sein. Er flüsterte: »Lass uns anfangen.«
    Ich nickte, erleichtert, dass die Rumsteherei ein Ende hatte. Tatsächlich war ich sogar bereit, meine momentane Position im Sprint zu verlassen, solange ich mich dadurch auch von diesen völlig unpassenden Gefühlen entfernte. Ich würde mich einfach voll und ganz darauf konzentrieren, die Sicherheitsvorkehrungen des Anwesens aufzuspüren und mir den Grundriss des Hauses einzuprägen. Wenn dann alle Gäste gegangen waren, würden wir zurückkommen und uns Assan schnappen. Das war der Auftrag, und bei Gott, ich liebte es.
    Mein ganzer Körper prickelte vor Vorfreude. Für genau so etwas lebte ich. Das vertrieb die endlosen, sich im Kreis drehenden Grübeleien, die nervösen Anfälle und die Alpträume. Es war nur dem Job zu verdanken, dass ich in normalem Gesprächston sagen konnte: »Ich bin gleich zurück, Liebling. Denk dran, mich zu vermissen!«

    »Das tue ich bereits«, erwiderte Vayl und warf mir einen so schmalzigen Blick zu, dass jeder, der größer war als ein Marshmellow, darauf ausrutschen musste. Was für ein Riesenschwachsinn. Andererseits war es beruhigend zu wissen, dass wir, falls Pete uns jemals rausschmeißen sollte, als Drehbuchautoren für Soap Operas arbeiten könnten.
    Ich schenkte ihm mein breitestes künstliches Grinsen und drehte mich zur Treppe um, der größten, die ich jemals außerhalb eines Filmsets gesehen hatte. Die Stufen waren mit einem flauschigen roten Teppich bedeckt, was wunderbar die Blutflecken verdecken würde, falls dort jemals jemand erschossen werden sollte. Auf halber Höhe teilte sich die Treppe und bildete einen Absatz, auf dem eine dekorative goldene Bank stand, auf der man sich ausruhen konnte, falls man vom Anstieg außer Atem war. Da ich den ersten Stock unter die Lupe nehmen musste, machte ich einen auf Scarlett O’Hara im Rückwärtsgang und marschierte die Stufen hinauf.
    Ein diskretes kleines Schild mit einer Südstaatenschönheit darauf motivierte mich dazu, den linken Treppenaufgang zu nehmen, und ein weiteres Schild am oberen Ende der Treppe

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