Ein Vampir ist nicht genug - Roman
aufrichtigen Humor gepaart, dass ich keine Chance hatte, mich darüber aufzuregen. »Ach, komm schon«, meinte er. »Ich merke doch, dass du keine Klatschtante bist. Hilf mir hier raus. Ich bin kein Perverser, nur ein Partyschmarotzer.« Fast hätte ich ihm geglaubt. Aber er wich meinem Blick genau zum falschen Zeitpunkt aus. Er log.
»Also, wie läuft das? Du schnappst dir die Oliven und die Käsewürfel und nimmst dann die Beine in die Hand?«
»So ungefähr.«
»Bullshit.« Sein entsetzter Gesichtsausdruck war zu komisch. Offenbar hatte er noch nie eine erwachsene Frau so fluchen hören. »Sag mir, warum du wirklich hier bist, bevor ich auf die Wachen verzichte und direkt die Polizei rufe.«
Einen Moment lang schien er darüber nachzudenken, ob es klug war, sich einer völlig Fremden - wenn auch einer mit einem Schandmaul - anzuvertrauen. »Weißt du, die meisten Leute kaufen mir die Nummer ab.«
»Ich bin aber nicht wie die meisten Leute.«
»Keine Frage.« Er musterte mich einerseits respektvoll, andererseits interessiert. Ja, ich war geschmeichelt, dass er mit mir flirtete, aber ich ließ es mir nicht anmerken. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mir ein irritiertes Grinsen zu verkneifen, als er eine perfekte lilafarbene Kaugummiblase
fabrizierte, sie platzen ließ und wieder einsog. Dann grinste er mich entschuldigend an. »Meine Ex-Freundin hat geraucht und fand es witzig, mich dazu zu verführen. Der Kaugummi hilft gegen das Verlangen nach Nikotin.«
»Gute Idee. Und jetzt lass die Ablenkungsmanöver sein und gestehe.«
»Okay, es ist Folgendes: Ich bin Privatdetektiv. Meistens habe ich es mit Versicherungsbetrug zu tun. Aber ich kenne Amanda Assan noch von früher. Wir waren schon Freunde, als sie noch eine Zahnlücke hatte und sich ständig die Knie aufgeschlagen hat. Das war, bevor ihre Mutter beschlossen hat, dass sie nie wieder glücklich sein könnte, wenn Amanda nicht jede Kinder-Misswahl zwischen hier und Tallahassee gewonnen hätte.« Seine Abscheu gegenüber Amandas Mutter vermittelte mir ein klares Bild von der Frau. Eine verbitterte, geschiedene Frau in den mittleren Jahren mit mehr Kinn als Verstand. Arme Amanda, wahrscheinlich hatte sie gedacht, es wäre eine Befreiung, Assan zu heiraten.
Er fuhr fort: »Wie dem auch sei, Amanda hat mich angerufen und mich gebeten, etwas über die heimlichen Beschäftigungen ihres Göttergatten herauszufinden. Genauer gesagt, mit wem er sich heimlich beschäftigt.«
»Ist diese Mitteilung nicht etwas zu öffentlich für einen Privatdetektiv?«, fragte ich, vor allen Dingen, um meine Enttäuschung zu verbergen - einerseits darüber, dass er versuchte, mir etwas vorzumachen, und andererseits darüber, dass ich wirklich geglaubt hatte, dass irgendjemand in dieser Welt, der älter war als zehn, sich seine Unschuld bewahren könnte.
»Schon, aber man kann eine Menge über einen Menschen erfahren, wenn man ihn sich bei einer solchen Veranstaltung
ansieht. Wer etwas zu verbergen hat, ist meist davon überzeugt, dass er sich niemals verraten wird. Aber oft ist es offensichtlich für jeden, der ihn aufmerksam beobachtet.«
»Und ich gehe mal davon aus, dass jetzt irgendjemand dich zu aufmerksam beobachtet?« Er verzog das Gesicht, woraufhin ich lachen musste. Es hätte zu einem Fünfjährigen gepasst, der dabei erwischt worden ist, wie er Cola zum Frühstück trinkt.
»Ich habe es total verbockt«, gab er zu. »Assan hat vor ein paar Minuten gesehen, wie ich mich mit seiner Frau unterhalten habe, und jetzt jagen mich seine Schläger durchs ganze Haus, um rauszufinden, warum.«
»Das muss ja ein ziemlich angeregtes Gespräch gewesen sein.«
»Sie hat geweint.«
Amateure. »Also schön«, sagte ich. »Dann wollen wir dich mal aus dem Haus schaffen.«
Seine Augen strahlten, als hätte ich ihm gerade ein Pony zum Geburtstag versprochen. »Du wirst mir helfen? Das ist toll! Oh Mann, ich kann dir gar nicht genug danken!« Da war es wieder, dieses Grinsen. »Du magst mich, stimmt’s?«
Herr im Himmel, der musste beim ersten Date mehr Frauen rumkriegen als George Clooney! »Ja, genau, deswegen helfe ich dir. Ich finde dich absolut unwiderstehlich.« Einerseits das, und andererseits sagt mir mein Instinkt, dass ich dich so schnell wie möglich von hier wegschaffen muss. »Wie heißt du?«
»Cole Bemont.« Er streckte mir die Hand hin, also schüttelte ich sie. Zumindest hatte er einen festen Händedruck.
»Lucille Robinson«, stellte ich mich vor. »Also,
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