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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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mir nie mehr als das.«
    »Tja, jetzt sagt er dir Folgendes«, erklärte der andere Wachmann mit einer Stimme, die so scharf war wie eine Axt.
    Ein lautes, rasselndes Geräusch überlagerte einen Teil der Nachricht, die Axtstimme zu verkünden hatte. Derek musste sich wohl am Hals gekratzt oder schwer geschluckt haben, denn ich hörte nur: »… Untot, heute Abend, und du wirst ihm noch einen Vampir an Land ziehen, damit er den Test abschließen kann.«

    »Heute Abend?« Der weinerliche Ton war in Dereks Stimme zurückgekehrt. Vermutlich entfernte er sich nie zu weit von ihr. »Ich habe so viel Blut verloren. Morgen wäre sicherlich …«
    »… zu spät«, fauchte der Marlboro Man.
    Wieder hielt mich ein Störgeräusch davon ab, die Antwort ganz zu hören.
    »… danach?«, fragte Derek.
    »Überlass sie uns«, sagte Axtstimme. »Wir werden uns darum kümmern.«
    Das Geräusch, das mir bisher nur Teile ihrer Unterhaltung vorenthalten hatte, kehrte zurück und blieb eine Weile, und als es aufhörte, konnte ich nichts mehr hören. Derek hatte die Wanze zerstört.
    Ich sah auf die Uhr. Es war mehr Zeit vergangen, als mir bewusst gewesen war. Zumindest genug Zeit, dass ich vollständig wiederhergestellt und bereit war für mein nächstes Treffen.
    »Was haben sie gesagt?«, wollte Cole wissen.
    Ich zögerte, aber er steckte sowieso schon bis zum Hals mit drin. Also erzählte ich ihm, was ich wusste. »Das Ritual wird der Schlüssel zu dem Ganzen sein«, sagte ich anschließend. »Wenn der Senator kommt, werden die anderen hohen Tiere auch da sein.«
    »Wie willst du das wissen?«
    »Junge, so arbeiten Politiker nun mal.« Es wird mir ein solches Vergnügen sein, Ihnen einen Bolzen durch Ihr verschrumpeltes kleines Herz zu jagen, Senator. »Hast du in der nächsten Stunde schon was vor?«, fragte ich.
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann lass uns noch einer anderen Spur folgen. Vayl kennt eine Frau, die vielleicht diese Zeichen entschlüsseln kann, die du mir aufgemalt hast.«

    »Hervorragend.« Ich nannte ihm die Adresse, und Cole bog an der nächsten Kreuzung links ab, was uns von Derek und seinen Gefährten entfernte. Wenigstens wusste ich jetzt, warum ich jedes Mal aus dem Gleichgewicht geriet, wenn ich dem Mann zu nahe kam. Das Virus, das er in sich trug, musste so tödlich sein, wie Aidyn und Assan behauptet hatten. Doch warum die beiden meinten, es müsse unbedingt ein Vampir-Cocktail werden, war mir schleierhaft. Vielleicht konnte Cassandra uns einen besseren Einblick verschaffen.

16
    C assandras Naturkost war in einem kleinen Ziegelbau in einem vorwiegend kubanischen Viertel untergebracht. Auf dem Bürgersteig neben der Tür standen Kisten mit frischen Äpfeln, Orangen und Grapefruits, und an der Tür selbst hingen die beruhigendsten Glöckchen. Drinnen fand man an den Wänden und in den Gängen eine überraschend große Auswahl an Gewürzen, Kräutern, Vitaminen und Naturheilmitteln für jedes Leiden von Erektionsstörungen bis zur normalen Erkältung.
    Ich fragte die Kassiererin, eine winzige alte Dame mit strahlend weißen Zähnen und leuchtend roten Haaren, wo wir Cassandra finden konnten. Sie führte uns in den hinteren Teil des Ladens, wo die Regale voller frisch gebackener Brote, Brötchen und zuckerfreier Desserts waren, die meinen Magen knurren ließen.
    Sobald Cole Cassandra erblickte, setzte er hastig seine Brille ab, spuckte die falschen Zähne aus und wickelte beides in seinen Anglerhut, den er in den Bund seiner Hose stopfte. Cassandra legte gerade Kleiemuffins auf eine Glasetagere, die bereits reichlich bestückt war mit ballaststoffreichen Leckereien für Leute, die Ausgewogenheit zur Priorität machen mussten.
    Cassandra, eine schlanke Schönheit mit schwarzer Samthaut und Haaren, die ihr in langen Zöpfen bis zum Bauchnabel hingen, bewegte sich mit der Anmut einer Tänzerin. Sie trug eine leuchtend gelbe Bluse und einen
rot geblümten Rock, dazu perlenbesetzte Mokassins und jede Menge Goldschmuck.
    »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie uns mit einem Akzent, der meinen Slang aus dem Mittleren Westen blass und asexuell wirken ließ.
    »Mein Name ist Lucille Robinson«, sagte ich, »und das hier ist mein Freund Cole Bemont.« Er nickte, wobei es ihm wirklich gut gelang, sein Sabbern unter Kontrolle zu halten. »Ich - wir - benötigen eine Übersetzung.«
    Sie nickte. »Ich nehme an, Sie haben durch einen gemeinsamen Bekannten von mir erfahren?«
    »Ja, äh, Sie kennen ihn wahrscheinlich

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