Ein Vampir ist nicht genug - Roman
die Minibar bei einem Treffen der Anonymen Alkoholiker.
»Schau, Süße, da ist ein Rollstuhl!« Cole manövrierte uns auf Derek zu und verstellte der Gruppe so den Weg.
»Sie gehen doch gerade, oder?«, fragte er sie. »Wir brauchen den Stuhl, Mann. Meiner Frau geht es wirklich schlecht.«
»Gehen Sie uns aus dem Weg«, knurrte einer der Schläger. Er schubste Cole zurück, und ich ließ ihn los. Diesmal fiel ich wirklich, direkt auf Dereks Schoß. Ich ruderte mit den Armen und schaffte es so, die Wanze an der unverletzten Seite seines Halses zu befestigen.
»So übel«, murmelte ich. Derek schob mich von sich runter und ließ mich als zusammengesunkenes Häufchen zurück. Kurz überlegte ich, ob ich einfach da liegen bleiben sollte. Zum Teufel, ich war schließlich nur zwei Meter von einem Krankenhaus entfernt. Irgendwann würde mich jemand finden, mich in ein schönes, sauberes Bett stecken und mich vielleicht sogar mit Beruhigungsmitteln vollpumpen. So könnte ich ganz legitim eine Woche durchschlafen.
Gott sei Dank war es Cole, der mich auf die Füße wuchtete. Meine Krankenhausträume hatten sich kaum entwickelt, als er mich auch schon wieder in den Mercedes setzte. Der Sitz fühlte sich eigentlich sogar besser an als mein Fantasiebett. Man muss diese Luxusmodelle einfach lieben.
Als Cole die Auffahrt der Klinik verließ, schaffte ich es auch wieder, mich auf die Straße zu konzentrieren. Der SUV war ungefähr zwanzig Meter vor uns und beschleunigte. »Wie dicht müssen wir ihnen folgen?«, fragte Cole.
Ich versuchte mich daran zu erinnern, was Bergman mir über die Empfangsdistanz gesagt hatte. Sie entfernten sich weiter von uns, und als die Übelkeit nachließ, setzte endlich mein Gehirn wieder ein. »Nur nahe genug, um sie in Sichtweite zu behalten.«
Wir ließen uns weiter zurückfallen, und ich richtete mich in meinem Sitz auf, wischte mir den Schweiß von der Oberlippe und ließ die Perücke und die Baskenmütze verschwinden.
»Geht’s wieder besser?«, fragte Cole und sah mich mit hochgezogenen Brauen an.
»Wesentlich besser.«
»Das war nicht gespielt, oder?«
Ich schüttelte den Kopf. »Mit diesem Mann stimmt etwas nicht, und das ist so stark, dass ich jedes Mal, wenn ich ihm zu nahe komme, das Gefühl habe, die Erde verlässt gleich ihre Umlaufbahn.«
Cole nahm meine Antwort schweigend, aber aufmerksam in sich auf. »Wie kommt es, dass ich das nicht spüre?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich bin sozusagen eine Hyper-Empfindsame geworden, seit Vayl mein Blut genommen hat. Ich denke, diese Reaktion gehört dazu.«
»Dann sollten wir besser herausfinden, was er vorhat. Kannst du schon etwas hören?«
»Keine Stimmen. Nur eine Art regelmäßiges Klopfen. Wie ich Bergman kenne, ist das Ding so sensibel eingestellt, dass ich Dereks Puls hören kann, ihr Gespräch dann aber klingt wie die Lehrerin von Charlie Brown. Wa, wa-wa, wa, wa.«
»Wer ist Bergman?«
Ich hob mahnend einen Finger. »Jetzt spricht jemand«, flüsterte ich.
»… Assan ist nicht gerade zufrieden mit dir«, sagte einer der Wachleute. Seine Stimme klang kehlig und angestrengt, wahrscheinlich hatte sie jahrelanges Nikotintraining hinter sich. Ich verpasste ihm sofort den Spitznamen Marlboro Man.
»Ich habe nur Befehle befolgt.« Das war Derek - winselnd.
»Es ist nicht meine Schuld, dass irgendjemand den Superhelden spielen wollte. Das wird doch nicht meine Chancen beeinträchtigen, oder, was meinst du? Assan hat versprochen, mich beim Film unterzubringen, sobald das alles vorbei ist.«
»Das wird schon alles werden, da bin ich mir sicher. Wer hat sich in das Experiment eingemischt?«
»Ein Mädchen mit roten Haaren und ein Typ mit ausländischem Akzent. Er hatte einen Gehstock. Sagte, sein Name sei Jeremy. Was sie angeht, kann ich mich nicht an mehr erinnern.«
»Tja, zusammen haben sie es geschafft, Jonathon und deine beiden Opfer in Rauch aufzulösen.« Jonathon musste der Türsteher gewesen sein. Es war seltsam, sich Boris und Svetlana als Steeles Opfer vorzustellen, aber sie hatte die Situation letzte Nacht ebenso eingeschätzt. Das letzte Experiment, flüsterte es in meinem Hirn, die Übertragung des mutierten Virus von Mensch zu Vampir. Was passierte dabei mit dem Vampir? Was passierte dabei mit dem Virus?
»Das Ritual der Tor-al-Degan findet morgen statt. Sogar der Senator kommt«, krächzte der Marlboro Man.
»Woher soll ich das wissen?«, fragte Derek. »Ich tue nur das, was er mir sagt, und er sagt
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