Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
Mabel erklärt ihr, wieso wir hier sind?”, unterbrach ihn Harper. „Sie hat uns eingeladen, sie weiß es bereits.”
Brunswick verzog den Mund. „Genau genommen weiß sie es nicht. Die Kleinanzeige war Mabels Idee, und sie hat auch auf alle Ihre E-Mails geantwortet und Sie für diese Woche eingeladen.”
„Das heißt, Elvi weiß gar nichts davon?”
„Ich habe doch gesagt, dass niemand von unserer Art so dumm sein könnte, eine Kleinanzeige aufzugeben”, erklärte DJ zufrieden.
„Stimmt, aber Sie alle von Ihrer Art waren dumm genug, um auf die Anzeige zu reagieren”, gab Brunswick unwirsch zurück. Sein Gesicht war rot angelaufen, womöglich aus Verlegenheit, in einen solchen Verkupplungsversuch verstrickt zu sein. Vielleicht auch aus Verärgerung. Vermutlich war es eine Kombination aus beidem.
„Dann war die Anzeige also nicht ihre Idee?” Harper warf Victor einen hoffnungsvollen Blick zu, der zu sagen schien: Das ist doch immerhin schon Mal eine Sünde weniger. Aber nur eine Sünde von vielen, dachte Victor und presste die Lippen zusammen. Er wandte sich wieder Brunswick zu. „Es kursieren Gerüchte in der Klubszene, dass in einer Kleinstadt im Süden eine hübsche junge Vampirin lebt. Einer Kleinstadt wie dieser.”
„Ja”, warf DJ ein. „Fährt Elvi schon mal nach Toronto, um die Klubs zu besuchen?”
„Also.... ” Verlegen schaute Brunswick zur Seite. „Sie.... äh.... wir.... ”
„Macht sie das?”, hakte Victor ungeduldig nach.
„Nein”, gab Brunswick widerwillig zu. Aufgebracht fuhr er sich durchs Haar. „Wissen Sie, das hier ist eine Kleinstadt.” Niemand entgegnete etwas auf diese Bemerkung. „Es gibt hier eine Highschool, die wir alle besucht haben. Deswegen existiert zwischen uns auch ein so enger Zusammenhalt. Aber in den letzten fünf Jahren haben wir einige aus unserer Gruppe verloren. Mabels Ehemann starb vor sechs Jahren an einem Herzinfarkt, Elvis Ehemann und ihre Tochter sind ein Jahr darauf bei einem Autounfall ums Leben gekommen, dann wurde Elvi zur.... ” Er machte eine betrübte Miene. „Wissen Sie, seitdem geht es nur noch bergab. In jedem Jahr danach sind ein oder zwei von uns gestorben, aber dieses Jahr waren es gleich drei innerhalb von sechs Monaten. Wir sind eben in diesem Alter”, räumte er ernst ein.
Victor schwieg und nahm das Unbehagen der anderen Unsterblichen nur zu deutlich wahr. Das Wissen darum, dass dieses Problem keinen von ihnen betraf, löste gewisse Schuldgefühle aus. Ob Herzinfarkte, Krebserkrankungen oder was auch immer, nichts davon war für sie noch ein Thema. Victor selbst war über zweitausend Jahre alt. Für seine Art spielte das Alter schlichtweg keine Rolle mehr.
„Die Todesfälle haben uns alle schwer getroffen”, fuhr Brunswick fort. „Aber für Elvi scheint es noch viel schlimmer zu sein als für uns. Sie sieht, wie ihre Freunde und andere geliebte Menschen um sie herum einfach wegsterben, und ihr ist klar, dass sie bald ganz allein sein wird. Natürlich werden die Jüngeren nachrücken und sich mit ihr anfreunden, aber die werden ebenfalls nach einer Weile sterben und so weiter und so fort.” Er starrte auf den Tisch und gestand dann: „Uns gefällt der Gedanke nicht, sie das alles allein durchstehen zu lassen.”
Victor staunte angesichts der Tatsache, dass diesen beiden Menschen - Mabel und Brunswick - ihre eigene Sterblichkeit bewusst war und sie sich dennoch mehr um das Wohl ihrer unsterblichen Freundin sorgten als um den Tod, der sich ihnen unerbittlich näherte. Das war beeindruckend und weckte seine Neugier. Er hatte es immer vermieden, zu Sterblichen zu engen Kontakt zu halten, weil solche Bindungen nicht von langer Dauer sein konnten. Wenn ein Mensch es im Durchschnitt auf fünfundsechzig Jahre brachte, dann war er selbst inzwischen bereits über vier-unddreißig Menschenleben alt. Er ertrug den Gedanken nicht, die Zeit damit zu verbringen, seine Freunde sterben zu sehen.
„Also.... ” Brunswick setzte sich aufrecht hin. Seine roten Wangen verrieten, dass ihm peinlich war, was er gleich gestehen würde. „Barney und ich sind vor einigen Monaten ein paarmal nach Toronto gefahren.”
„Barney?”, fragte DJ.
„Mein Lieutenant.”
„Unglaublich”, murmelte Victor.
„Was ist unglaublich?”, hakte Brunswick nach.
„Nichts. Reden Sie weiter. Sie und Barney waren ein paarmal in Toronto.”
„Richtig.” Er rutschte unbehaglich hin und her. „Wir dachten, wenn es in Kanada außer Elvi noch andere
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