Ein Vampir und Gentleman: Argeneau Vampir 7
darauf anlegte, den Kopf buchstäblich zu verlieren, wusste sie vermutlich wirklich nicht, dass sie etwas Falsches tat. „Tja, wie es aussieht, wird das unsere nächste Aufgabe sein. Wir müssen herausfinden, ob sie von unseren Gesetzen weiß und wer ihr Schöpfer war.”
„Was interessiert es, wer ihr Schöpfer war?”, wunderte sich DJ. „Er kann doch nicht für ihr Verhalten verantwortlich gemacht werden.”
„Das kann er sehr wohl, wenn er sie nicht über unsere Gesetze aufgeklärt hat.”
„Als einziger Schöpfer, der einen Sterblichen wandelt und ihm diese Dinge verschweigt, kommt ein Abtrünniger infrage.”
„Richtig”, stimmte Victor ihm zu.
„Aha.” Der jüngere Unsterbliche nickte verstehend. „Wir könnten es mit einem Abtrünnigen zu tun haben, von dem wir noch nichts wissen. Er könnte sie gewandelt und einfach ihrem Schicksal überlassen haben.” Dann fragte er: „Würde der Rat sie auch bestrafen, wenn sie gar nicht wusste, was sie verbrochen hat?”
„Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Das ist bei uns genauso wie bei den Sterblichen.”
Seufzend meinte DJ: „Ich finde, so etwas ist eine Schande. Wenn sie es nicht besser weiß, kann man ihr keinen Vorsatz unterstellen.”
„Du hörst dich wie ein Anwalt an, der sich seine Verteidigungsstrategie zurechtlegt”, stellte Victor fest.
DJ zuckte mit den Schultern. „Vielleicht werde ich sie ja vor dem Rat verteidigen. Ich mag sie.”
Victor lachte und gab zurück: „Du hast sie bislang nicht mal kennengelernt.”
„Okay, aber ich mag ihr Restaurant, und ich habe Brunswicks Geist gelesen. Er hält sie für eine verdammt anständige Frau’. Sie ist immer für andere da, und sie war ihr Leben lang ein Eckpfeiler der Gemeinschaft. Vor ihrer Wandlung hat sie sich offenbar für alles Mögliche freiwillig gemeldet, und das macht sie jetzt auch noch immer. Sie ist eine gute Frau, Victor. Die Tatsache, dass ihre Freunde sich so sehr für sie einsetzen, sagt doch eine Menge über sie aus.”
„Hmm.” Victor legte die Stirn in Falten. „Dann sollten wir am besten so viel wie möglich über sie herausfinden, damit der Rat ein gerechtes Urteil fällen kann. Ansonsten fürchte ich nämlich, könnte sie ihren Kopf verlieren.”
DJ nickte bestürzt und verließ vor ihm die Toiletten.
„Sind Sie jetzt bereit?”, wollte Brunswick wissen, als die beiden Männer an den Tisch zurückgekehrt waren. Beide nickten, und er atmete erleichtert auf, während er sich erhob. Als auch die anderen aufgestanden waren, fuhr er fort: „Denken Sie dran, dass Sie den Mund darüber halten, weshalb Sie hier sind. Beschränken Sie sich auf eine Begrüßung, bis Mabel alles andere erklärt.”
„Warum warten wir nicht, bis Mabel es ihr erklärt hat, und dann machen Sie sie mit uns bekannt?”, wandte Edward ein. „Das wäre doch sicher sinnvoller.”
„Sie kennen Elvi nicht”, versicherte ihm Brunswick. „Wenn sie erfährt, was wir getan haben, wird sie vor Wut toben, aber es wird ihr auch schrecklich peinlich sein. Sie würden sich weigern, Ihre Bekanntschaft zu machen.” Er schüttelte den Kopf. „Nein, auf diese Weise ist es besser. Und jetzt kommen Sie.”
So wie zuvor wartete der Mann auch diesmal nicht ab, ob er Widerspruch oder Zustimmung erntete, sondern gab ihnen nur ein Zeichen, ihm zu folgen. Dann wandte er sich ab und ging los.
„Und jetzt?”, fragte Harper und sah zu Victor, damit der sie wissen ließ, was sie tun sollten.
Mit einem Schulterzucken folgte er dem Captain. Die anderen setzten sich ebenfalls in Bewegung.
Gemeinsam erreichten sie den Tisch, und Victor befand sich soeben in Höhe des Regals mit der Leguanstatue, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Dann trennte sich ein Teil von der Statue ab und sprang auf ihn zu.
Und dann war der Teufel los.
5
„Ich habe dir doch gesagt, dass er sich bewegt hat”, murmelte DJ.
Victor nahm keine Notiz von ihm, sondern war ganz auf die zierliche Frau konzentriert, die sich momentan um ihn kümmerte und ihm eine Serviette auf Ohr und Hals drückte. Victors Aufschrei, als der Leguan an seinem Hals landete und sich in sein Ohr krallte, war laut genug gewesen, um alle Gäste auf sich aufmerksam zu machen, aber Panik war erst aufgekommen, als er nach seinem Hals griff und sich dabei um seine eigene Achse drehte.
Elvi rief daraufhin nach jemandem namens Pedro und überließ das Geburtstagskind sich selbst, um zu Victor zu eilen. Sie befreite ihn von dem Leguan und
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