Ein Vampir unterm Weihnachtsbaum (German Edition)
heruntergebrannt war und im Kamin nur noch vereinzelte Glutreste glommen. Er wollte die Kälte schon ignorieren und einfach weiterschlafen, als ihm einfiel, dass Katricia ja noch ein ganzes Stück weiter vom Feuer entfernt lag und außerdem nicht mehr ganz zugedeckt war. Widerwillig setzte er sich auf und schälte sich aus dem Schlafsack, um Holz nachzulegen. Nur noch zwei Scheite waren übrig. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass der Vorrat schon wieder zur Neige ging, sonst hätte er bevor sie schlafen gegangen waren noch Nachschub hereingeholt.
Teddy legte beide Holzscheite in die Glut und fachte sie mit dem Schürhaken an. Dann zog er schnell die Jeans und Pullover über den Schlafanzug. Bevor er seinen Mantel holte, deckte er Katricia wieder zu. Zwar setzte Unsterblichen Kälte nicht so sehr zu wie Sterblichen, aber um sie zu bekämpfen und den Körper warmzuhalten, verbrauchten die Nanos vermehrt Blut, und momentan konnte sich Katricia das nicht leisten, denn trotz ihrer Zuversicht war die erwartete Blutlieferung bisher nicht eingetroffen.
Als er den Schlafsack über sie zog, regte sie sich im Schlaf und Teddy betrachtete sie einen Moment lang. Der Traum stand ihm lebendig und klar vor Augen, doch plötzlich kamen ihm Zweifel, ob er möglicherweise doch nur sein eigenes Hirngespinst gewesen war und kein gemeinsamer Traum – also nur ein Ausdruck seines Wunsches, dass sie Lebensgefährten wären.
Ein bedrückender Gedanke. Als sie ihm eröffnet hatte, dass sie einen gemeinsamen Traum erlebten und Lebensgefährten wären, da hatte er ihr nur zu bereitwillig Glauben geschenkt, ja, er hatte sich begierig an diese Vorstellung geklammert, denn er begriff, was sie bedeutete: Er hatte das gefunden, was auch Mabel und Elvi erleben durften. Eine Partnerschaft voll tiefster Leidenschaft, vollkommenem Vertrauen und aufrichtiger Verbundenheit durch Freundschaft und Liebe.
Teddy war allerdings ein zu pragmatischer Mensch, um sich dem Irrglauben hinzugeben, dass das, was er für Katricia empfand, bereits Liebe war. Er kannte sie ja erst einen Tag lang. Allerdings spürte er, dass sich seine Gefühle stark in eine solche Richtung entwickelten. Diese Frau … sie war einfach verdammt kokett, unheimlich klug und hatte einen umwerfenden Sinn für Humor. Während der Schneeballschlacht, den Kartenspielen und Gesprächen hatte er mehr mit ihr gelacht als mit allen Frauen, die er bisher gekannt hatte, zusammengenommen.
Und sie war die pure sündige Versuchung. Als er im Traum erklärt hatte, dass er ihretwegen den ganzen Tag lang mit einem Ständer durch die Gegend gelaufen war, hatte er das ernst gemeint. Jedes Mal, wenn er sie nur angesehen hatte, hatte sich der kleine Teddy vorwitzig nach ihr gereckt. Keine der Frauen, die er in seinem bisherigen Leben getroffen hatte, hatte eine derartig starke Wirkung auf ihn gehabt. Noch nicht mal Elvi.
Das war eine tiefgreifende Einsicht für Teddy. Schon als kleiner Junge war er in Ellen »Elvi« Black verliebt gewesen. Keine andere Frau hatte mit ihr mithalten können. Bis jetzt … Genau aus diesem Grund hatte er auch so abrupt das Thema gewechselt, als Katricia ihn gefragt hatte, ob er nur deshalb unverheiratet geblieben wäre, weil er niemanden gefunden hätte, den er so sehr geliebt habe wie Elvi. Denn er hätte auf ihre Frage beinahe geantwortet: »Bis jetzt.«
Dieser Gedankengang warf Teddy völlig aus der Bahn. Doch er sah ein, dass seine Liebe für Elvi, so stark sie auch sein mochte, eher die Schwärmerei eines Jungen war. Er verehrte sie, empfand für sie jedoch nicht diese unbändige Lust, die Katricia bei ihm auslöste. Wären seine Gefühle für Elvi tatsächlich nur halb so stark und fordernd wie die, die er für Katricia empfand, dann hätte er nie im Leben tatenlos mitangesehen, wie sie einen Sterblichen heiratete, noch ihr später dabei geholfen, einen vampirischen Gefährten zu finden, sondern sie bedingungslos für sich selbst eingefordert. Bisher hatte er sich immer eingeredet, dass er Elvi zuliebe zurückgesteckt hatte, um ihrem Glück nicht im Weg zu stehen. Doch in Wirklichkeit war er wahrscheinlich überhaupt nicht in die reale Elvi verliebt gewesen, sondern in ein idealisiertes Bild von ihr – in die perfekte, unerreichbare Frau. In Wahrheit wollte er sie gar nicht – nicht so wie Katricia. Elvi hatte er freigegeben, bei Katricia wäre das unmöglich. Niemals würde er sich zurückziehen, damit sie ihr Glück bei einem anderen fand … was allerdings noch
Weitere Kostenlose Bücher