Ein Vampir zum Valentinstag (German Edition)
Zimmer erinnerte und es ihr ebenso erging wie ihm.
Mirabeau blieb einen Augenblick unbeweglich auf der Schwelle stehen und seufzte dann tief. Ohne sich nach ihm umzudrehen, sagte sie: »Es wird Stephanie nicht schaden, wenn sie ausnahmsweise ein paar Stunden länger warten muss. Wahrscheinlich schläft sie sowieso schon. Wir können in der Morgendämmerung aufbrechen, und dann kann sie wie geplant im Wagen etwas essen. Ich wecke dich, wenn es soweit ist.«
Sie verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Tiny seufzte. Anfangs hatte ihm Marguerites Behauptung, er und Mirabeau könnten Lebensgefährten sein, ganz und gar nicht behagt, doch seit er sie kennengelernt hatte, war dieser Widerwille vollständig verschwunden. Mirabeau würde wohl etwas länger brauchen, um sich mit diesem Gedanken anzufreunden. Sie begehrte ihn zwar, doch das genügte noch nicht, um ihre Ängste vor einer Lebensgemeinschaft zu überwinden.
Tiny schielte nach der erigierten Zeltstange unter seinem Handtuch und begriff, dass Marguerite recht gehabt hatte. Wenn er Mirabeau für sich gewinnen wollte, würde er geduldig sein müssen. Er ließ sich wieder aufs Bett fallen und wartete ab, bis das Handtuchzelt verschwand.
Als Mirabeau ins Schlafzimmer kam, schien Stephanie bereits fest zu schlafen. Sie erschrak, als das Mädchen dann ohne Vorwarnung flüsterte: »Ich weiß, dass es dir schwerfällt, andere an dich heranzulassen, weil du Angst hast, sie wieder zu verlieren. Du hast Angst, den Schmerz, den wir erlebt haben, noch einmal durchmachen zu müssen. Aber es ist das Risiko wert. Schließlich bereust du ja auch nicht, deine Familie geliebt zu haben, oder?«
Mirabeau erstarrte, schockiert über diese Worte, die aus dem Mund eines so jungen Mädchens kamen. Dass ein Kind ein solches Maß an Einfühlungsvermögen und Weisheit an den Tag legte, war schon außergewöhnlich. Aber Stephanie war eben auch ein außergewöhnliches Mädchen.
»Das hat Dani vor einiger Zeit zu mir gesagt«, gestand Stephanie. »Und sie hat recht. Ich darf keine Angst davor haben, wieder andere in mein Herz zu lassen, denn dann würden mir einige tolle Sachen entgehen. Und dir auch.«
Mirabeau hörte, wie sich Stephanie bewegte, und sah gerade noch, dass sie sich von ihr wegdrehte und auf die Seite rollte. Offenbar hatte sie ihr nun nichts mehr zu sagen. Für Mirabeau wurde es ohnehin Zeit, sich hinzulegen und ein paar Stunden zu schlafen, ehe die Sonne aufging. Sie kroch ins Bett, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Stattdessen grübelte sie über Marguerites Komplott nach, und darüber, dass sie Tinys Gedanken nicht lesen konnte und sich so verzweifelt nach ihm sehnte wie noch nach keinem Mann in den letzten vierhundertfünfzig Jahren – was wohl bedeutete, dass er tatsächlich ihr Lebensgefährte war. Auch Stephanies Worte gingen ihr durch den Kopf. Die Vorstellung, jemand anderen wieder so nah an sich heranzulassen, war erschreckend. Aber wollte sie denn wirklich aus Angst vor einem Schmerz, der möglicherweise irgendwann einmal kam, auf das verzichten, was sie beide zusammen aufbauen konnten?
All diese Gedanken drehten sich unaufhörlich in ihrem Kopf, während die Nacht langsam verrann. Alles wirkte so furchteinflößend und merkwürdig, dass Mirabeau geradezu erleichtert war, als endlich die ersten Lichtstrahlen durch den Spalt zwischen den Vorhängen fielen. Sie war sich immer noch unschlüssig, wie sie mit Tiny umgehen sollte. Da war es eine Befreiung, dass es endlich weiterging und sie zumindest vorübergehend von ihren Grübeleien abgelenkt wäre.
9
»Möchtest du mal abbeißen?«
Verblüfft hob Mirabeau den Kopf und begutachtete das Ding, mit dem Tiny vor ihrem Gesicht herumwedelte und das er als Chili Cheese Dog bezeichnete. Stirnrunzelnd brummte sie: »Ich nehme kein Essen zu – « Das letzte Wort verwandelte sich in ein überraschtes Keuchen, als Tinys Hand plötzlich nach vorne zuckte und er ihr den Hotdog zwischen Oberlippe und Nase drückte.
»Der war gut«, amüsierte sich Stephanie und kaute auf ihrem Cheeseburger herum.
Mirabeau sah die beiden finster an, stieß den Hotdog weg, den Tiny ihr noch immer unter die Nase hielt, und wischte sich das warme Chili von der Nase. Dann leckte sie die Oberlippe ab – und der böse Gesichtsausdruck wich einer Verblüffung, als der gute, würzige Geschmack auf ihrer Zunge explodierte. Sie konnte sich ein leises »Mmm« nicht verkneifen.
»Na, zum Glück habe ich für dich auch noch
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