Ein Vampir zum Valentinstag (German Edition)
»Das ist irgendwie cool.«
»Der Ansicht war ich auch immer«, stimmte Tiny zu.
»Da hast du aber Glück gehabt, dass du nicht klein bist«, erklärte sie, »denn mit so einem Namen wärest du sicher dein ganzes Leben lang gehänselt und fertiggemacht worden.«
»Es war von Anfang an unwahrscheinlich, dass ich klein bleiben würde«, erklärte er. »Meine Mutter ist fast einen Meter achtzig groß und mein Vater hat meine Statur.«
»Hmm«, machte Stephanie, verschwand wieder auf dem Rücksitz und verkündete dann: »Ich seh mir jetzt den Rest des Films an, den ich vor der Pause angefangen habe.«
Mirabeau drehte sich nach hinten und beobachtete, wie Stephanie Kopfhörer in die Ohren steckte und den DVD -Player einschaltete, der in Tinys Sitz eingebaut war. Sie wandte sich wieder nach vorn. Unablässig musste sie Tiny ansehen. Schließlich fragte sie behutsam: »Sie leben also noch? Deine Eltern, meine ich.«
»O ja. Sie sind inzwischen beide in Rente und damit beschäftigt, die Enkelkinder, die ihnen meine Schwester geschenkt hat, nach Strich und Faden zu verwöhnen – und auf mich zu schimpfen, weil von meiner Seite bisher noch keine gekommen sind«, sagte er mit einem ironischen Lächeln.
»Ihr steht euch sehr nah«, stellte sie fest – und der Gedanke schmerzte sie.
»Ja«, bekannte er und fügte mit einem Seitenblick hinzu: »Sie werden dich mögen.«
Mirabeau hielt seinem Blick für eine Weile stand, wandte sich dann von ihm ab, sah aus dem Fenster und versuchte, ihre aufgewühlten Gedanken zu ordnen. Sie hatte bisher die Folgen, die eine mögliche Lebensgemeinschaft nach sich ziehen würde, nur von ihrem eigenen Standpunkt aus betrachtet, hatte ausschließlich ihre eigenen Ängste davor berücksichtigt, ihn in ihr Herz einzulassen und ihn dann eines Tages wieder zu verlieren – wie ihre Familie. Doch was er dafür aufzugeben hätte, hatte sie nicht bedacht. Und dass er zu diesem Opfer möglicherweise überhaupt nicht bereit wäre.
»Erzähl mir von deiner Familie«, forderte er sie unvermittelt auf.
Mirabeau musterte ihn scharf und wandte sich dann wieder ab. »Was willst du hören? Sie sind tot.«
»Ja«, erwiderte er leise. »Marguerite hat erzählt, dass dein Onkel sie ermordet hat. Erzähl mir, wie es passiert ist … und warum.«
Mirabeau starrte schweigend aus dem Fenster, doch sie nahm die anderen Autos und die Landschaft, die an ihr vorbeizog, nicht wahr. In Gedanken war sie wieder in Frankreich, im Jahr 1572. Eine seltsame Zeit.
»Mein Vater und mein Onkel wurden beide im dreizehnten Jahrhundert von einem Abtrünnigen gewandelt«, begann sie schließlich. »Glücklicherweise wurden sie nicht zur Rechenschaft gezogen, als man den Abtrünnigen irgendwann gefangen nahm und tötete, denn sie waren ja erst frisch gewandelt und hatten sich keiner Verbrechen schuldig gemacht.«
»Wie Leighs Freund Danny?«, erkundigte sich Tiny.
Mirabeau nickte schweigend, räusperte sich und erzählte weiter. »Vor der Wandlung standen sich die beiden sehr nah, und auch nachher hielt das noch eine Weile an. Doch dann lernte mein Vater meine Mutter kennen. Sie wurde seine Lebensgefährtin, und die beiden hatten nur noch Augen füreinander. Wie das bei Lebensgefährten eben so ist. Dann kamen in schneller Folge meine drei Brüder und schließlich auch ich auf die Welt. Mein Onkel und mein Vater entfremdeten sich dadurch.«
»In schneller Folge?«, hakte Tiny verwundert nach. »Ich dachte, man muss zwischen den Kindern jeweils hundert Jahre warten?«
»Also, ja, ich meine, mein ältester Bruder kam1255 , gleich nachdem sie ein Paar geworden waren. Nach hundert Jahren wurde dann sofort mein zweiter Bruder geboren, und so weiter. Sie haben keine Zeit verschwendet. Ich wurde 1555 geboren, beinahe auf den Tag genau einhundert Jahre nach meinem jüngsten Bruder.
»Aha«, murmelte Tiny.
»Jedenfalls waren sie sehr glücklich. Wir alle waren glücklich, nur mein Onkel offenbar nicht. Er hatte seine Lebensgefährtin nicht gefunden und war eifersüchtig auf meinen Vater, der meine Mutter und uns Kinder hatte, Wohlstand und einen Titel. Er wollte das alles für sich … inklusive meiner Mutter. Wahrscheinlich hat er sich ausgerechnet, dass die Massaker von St. Bartholomew eine gute Tarnung für sein Vorhaben wären.«
»Entschuldige bitte«, unterbrach Tiny sie sanft, »Marguerite hat diese Massaker ebenfalls erwähnt, aber ich weiß leider nicht, was das eigentlich bedeutet.«
Mirabeau runzelte die Stirn. Es
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